1771/AB XXI.GP
Eingelangt am: 16.03.2001
Die Bundesministerin
für auswärtige Angelegenheiten
Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Lunacek und Genossen haben am 18. Jänner
2001 unter der Nr. 1728/J - NR/2001 an mich eine schriftliche Anfrage betreffend „Einsatz
und Wirkung von NATO - Munition mit abgereichertem Uran im Balkankrieg“ gerichtet.
Ich beehre mich, diese Anfrage wie folgt zu beantworten:
Zu Frage 1:
Österreich hat sich im EU - Rahmen und gegenüber der NATO für eine restlose Aufklärung
des Gefährlichkeitsgrades dieser Munition ausgesprochen. Seitens der NATO wurden, wie
von Österreich und anderen Staaten gefordert, die Einsatzorte der Munition in Bosnien
und Herzegowina und Kosovo veröffentlicht. Eine Untersuchung durch Experten der
Weltgesundheitsorganisation im Kosovo Ende Jänner hat keine Verbindung zwischen
Überresten von abgereichertem Uran und Krebserkrankungen oder toxisch - chemischen
Effekten auf den menschlichen Körper
feststellen können.
Der Verdacht der Gesundheitsgefährdung durch die Überreste von Munition mit
abgereichertem Uran konnte auch in wissenschaftlichen Untersuchungen durch
anerkannte Labore (zum Beispiel die Studie „Depleted Uranium“ des schweizerischen
AC - Laboratorium Spiez vom Mai 2000) bisher nicht bestätigt werden. Auch eine am 13.
März 2001 veröffentlichte Studie von UNEP kommt zu dem Ergebnis, daß keine direkte
Strahlengefährdung vorliege, jedoch Auswirkungen auf das Grundwasser nicht
auszuschließen seien.
Ad 1a) und 1b): Die Information der Bevölkerung obliegt UNMIK im Kosovo
beziehungsweise dem OHR/UNMIBiH in Bosnien und Herzegowina und ist nach
Wissenstand des BMaA auch erfolgt.
Ad 1c): Die Österreichische Botschaft in Sarajewo und die Außenstelle der
Österreichischen Botschaft Belgrad in Prishtina stehen mit den Österreichern vor Ort in
ständigem Kontakt. So hat beispielsweise die österreichische Botschaft in Sarajewo im
Februar 2001 eine Informationsveranstaltung für alle Österreicher vor Ort organisiert. Eine
österreichische Ärztin, die die lokalen UN - Mitarbeiter betreut, klärte in einem Vortrag mit
nachfolgender Diskussion die anwesenden Österreicher (NGO, Unternehmer,
Internationale Organisationen) umfassend auf.
Zu Frage 2:
In Bosnien und Herzegowina wurde zuletzt Mitte Jänner 2001 eine Untersuchung durch
SFOR durchgeführt, welche keine konkrete Gesundheitsgefährdung aufzeigen konnte.
Im Kosovo sind schon zahlreiche Untersuchungen erfolgt. Bereits im Herbst 1999 wurde
die erste Studie „The Kosovo Conflict: Consequences for the Environment and Human
Settlements“ vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP veröffentlicht.
Am 6. März 2001 wurde der Bericht einer von der Europäischen Kommission im Rahmen
ihrer Kompetenz gemäß Art 31 EURATOM - Vertrag eingesetzten Ad Hoc - Expertengruppe
veröffentlicht (auch im Internet), der eine Gesundheitsgefährdung durch Überreste von
Munition mit abgereichertem Uran praktisch ausschließt. Diese Untersuchung und die
UNEP - Studie decken das gesamte Einsatzgebiet der Munition mit abgereichertem Uran
ab.
Zu Fragen 3 bis 5 und 7:
Diesbezüglich wird auf die Beantwortung der gleich lautenden schriftlichen Anfrage Nr.
1725/J XXI. GP vom 18. Jänner 2001 durch den Herrn Bundeskanzler verwiesen.
Zur Frage 6:
Diese Aktion betrifft keinen Gegenstand der Vollziehung des Bundes.
Zur Frage 8:
Zur Beseitigung von Folgeschäden durch NATO - Angriffe wurden seitens der bilateralen
Osthilfe (damals BKA, nunmehr BMaA) im Zeitraum September 1999 bis Jänner 2000
Messgeräte im Wert von EURO 1,9 Mio. (das entspricht ATS 26 Mio.) geliefert. Diese
Geräte dienen dazu, die Kontamination der Donau in Folge der Zerstörung von Raffinerien
und Chemiewerken (in Pancevo, Novi Sad, Bor) an der Donau zu messen und somit
rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können.
Im Rahmen des Stabilitätspaktes wurden Mittel in Höhe von EURO 8 Mio. (das entspricht
ATS 110 Mio.) zur Beseitigung der ärgsten Umweitschäden bereitgestellt. Hierbei handelt
es sich um Projekte, welche die Entseuchung und die Verhütung einer weiteren
Verschlechterung der Umweltbedingungen in den serbischen Städten Novi Sad
(Zerstörung der Raffinerie), Pancevo (Zerstörung eines Chemiekombinats) sowie
Kragujevac (Zerstörung einer Autofabrik) zum Ziel haben und seit Juli 2000 durchgeführt
werden. Durchgeführt werden die Maßnahmen von UNEP (United Nations Environment
Programme) und UNOPS (United Nations Office for Project Services).
Zur Frage 9:
Österreichische und internationale Medien haben auch über Prüfergebnisse berichtet,
wonach DU - Munition keine krebsfördernden Auswirkungen hat (vgl. zum Beispiel „Die
Presse“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die „Neue Züricher Zeitung“ vom 7. März
2001). Mitglieder der Bundesregierung haben sich im EU - Rahmen und gegenüber der
NATO für eine restlose Aufklärung des Gefährlichkeitsgrades dieser Munition
ausgesprochen.