1826/AB XXI.GP

Eingelangt am: 29.03.2001

 

DER BUNDESMINISTER

FÜR JUSTIZ

 

 

An den

Herrn Präsidenten des Nationalrates

zur Zahl 1906/J - NR/2001

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde

haben an mich eine schriftliche Anfrage betreffend „Tierarzneimittel“ gerichtet.

 

Ich beantworte diese Anfrage wie folgt:

 

Zu 1 bis 3:

Gegenwärtig werden in Österreich im Zusammenhang mit dem sogenannten

„Schweinefleischskandal“ bei mehreren Staatsanwaltschaften Strafverfahren gegen

Landwirte und Tierärzte wegen des Verdachtes des Verstoßes gegen die Vorschrif -

ten des Lebensmittelgesetzes geführt. Diese Strafverfahren haben überwiegend

Vorwürfe wegen des Verabreichens oder Bereithaltens von Hormonen und nicht

zugelassenen Arzneimitteln in der Tierzucht sowie des Inverkehrbringens von

Tieren, die damit behandelt worden sind, zum Gegenstand.

 

In einem Teil der derzeit anhängigen Strafverfahren hat sich auch der Verdacht

ergeben, dass die bei Schweinemästern und Futtermittelvertretern gefundenen

Tierarzneimittel illegal aus Slowenien, Ungarn, Deutschland oder der Tschechischen

Republik, vor allem durch Tierärzte bzw. deren Mitarbeiter, importiert wurden. Eine

verlässliche Beurteilung, inwieweit illegale Tierarzneimittel, die nach Österreich

importiert wurden, zur Anwendung kamen, kann jedoch erst dann vorgenommen

werden, wenn die abschließenden Erhebungsergebnisse vorliegen.

 

In folgenden Fällen haben die Staatsanwaltschaften über Anzeigen wegen des

Importes illegaler Tierarzneimittel berichtet:

Oberösterreich:

Am 13. September 2000 langte bei der Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis ein

Bericht des Landesgendarmeriekommandos für Oberösterreich ein, wonach zwei

deutsche Tierärzte verdächtigt werden, illegale Arzneimittel nach Österreich einge -

führt zu haben. Ergänzend wurde am 5. Oktober 2000 berichtet, dass bei einem

Schweinemastbetrieb nicht etikettierte Injektionsflaschen und Impfbesteck sicherge -

stellt werden konnten. Diese Arzneimittel stammen vermutlich ebenfalls von einem

deutschen Tierarzt.

 

Auf Grund dieser Anzeige wurde beim Untersuchungsrichter des Landesgerichtes

Ried im Innkreis die Erlassung eines Hausdurchsuchungs - und eines

Beschlagnahmebefehles beantragt. Diesem Antrag wurde am 16. Jänner 2001

entsprochen. Das genaue Ergebnis der Hausdurchsuchung ist noch nicht bekannt,

laut Mitteilung der Sicherheitsbehörden sollen jedoch „Medikamente“ sichergestellt

worden sein.

 

Das Verfahren ist zur Zeit noch nicht abgeschlossen; die Akten befinden sich beim

Landesgendarmeriekommando für Oberösterreich zur weiteren Bearbeitung.

 

Niederösterreich:

A)   Am 29. Jänner 2000 wurde bei der Staatsanwaltschaft Korneuburg Anzeige

       gegen einen namentlich bekannten Verdächtigen erstattet, dem vorgeworfen

       wird, seit 15 Jahren aus Deutschland und teilweise auch aus der Tschechi -

       schen Republik verbotene Arzneimittel einzuführen und in seinem Schweine -

       zuchtbetrieb zu verwenden.

 

B) Am 29. Jänner und am 5. Februar 2001 langten wegen eines gleichartigen

     Vorwurfes zwei weitere Anzeigen ein. Einem der Verdächtigen wird in diesem

     Zusammenhang zur Last gelegt, am Import und am Inverkehrsetzen nicht

     zugelassener Tierarzneimittel beteiligt zu sein.

 

Über die genannten Anzeigen wurde der Oberstaatsanwaltschaft Wien berichtet.

 

In beiden Verfahren beantragte die Staatsanwaltschaft Korneuburg beim Unter -

suchungsrichter des Landesgerichtes Korneuburg die Durchführung ‚von Vorerhe -

bungen durch die Erlassung von Hausdurchsuchungsbefehlen. Weiters wurden

Sachverhaltserhebungen durch die Kriminalaußenstelle Niederösterreich veranlasst.

Sämtliche Verfahren sind noch offen.

Zu 4:

Die Beurteilung der generalpräventiven Wirkung der derzeit laufenden Strafverfah -

ren bedarf der Beobachtung der hinkünftigen einschlängigen Delinquenz. Derzeit

kann es zum Abschreckungseffekt noch keine seriöse Einschätzung geben.