1838/AB XXI.GP

Eingelangt am: 30.03.2001

 

BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR,

INNOVATION UND TECHNOLOGIE

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1860/J - NR/2001, betreffend den

Neubau des Weiser Bahnhofes, die die Abgeordneten Großruck und Kollegen am

1. Feber 2001 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

Zum Motiventeil:

Wie ich bereits mehrfach ausgeführt habe, bekennt sich die Österreichische

Bundesregierung zu einem strikten Kurs einer Budgetkonsolidierung mit dem Ziel, ab

dem Jahr 2002 keine Neuverschuldung Österreichs zu verursachen und zumindest

ein ausgeglichenes Budget zu erreichen. Diese Zielsetzung ist nur dann erfüllbar,

wenn sämtliche ausgabenseitigen Belastungen des Budgets hinsichtlich ihrer

Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer kritischen Würdigung unterzogen und

gegebenenfalls entsprechend reduziert werden. Dies betrifft naturgemäß auch

Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur.

 

Im Hinblick darauf, dass auf Grund des Budgetkonsolidierungskurses eine

Aufstockung des bestehenden SCHIG - Finanzrahmens für den Ausbau der

Eisenbahninfrastruktur nicht möglich ist, wurde eine Bestandsaufnahme und eine

Bewertung bereits übertragener Vorhaben mit dem Ergebnis durchgeführt, dass

einerseits das verkehrliche Erfordernis einzelner Vorhaben durchaus eine spätere

Realisierung als sinnvoll und zweckmäßig erscheinen lässt, dass aber andererseits

auch dringend erforderliche Vorhaben noch nicht zur Durchführung übertragen

wurden und somit auch deren Finanzierung nicht sichergestellt ist.

 

Unter Bedachtnahme auf die finanziellen Zwänge waren daher Überlegungen

anzustellen, im bestehenden Finanzrahmen mögliche Umschichtungspotenziale

aufzuzeigen und diesbezügliche Umschichtungsszenarien innerhalb der geplanten

Ausbauvorhaben als Grundlagen für den zum gegenwärtigen Zeitpunkt laufenden

Entscheidungsprozess zu entwickeln. In einzelnen Umschichtungsszenarien ist

konsequenterweise auch berücksichtigt, das Programm „Bahnhofsoffensive“ auf ein

geringeres Investitionsvolumen zu reduzieren, wobei unter anderem auch das

Projekt „Bahnhofsverbesserung Bahnhof Wels“ als disponibel unterstellt wird.

Zu den Fragen 1, 2 und 3:

Sind Sie der Meinung, dass im Zuge des Ausbaues und der Attraktivierung des

öffentlichen Verkehrs - sowohl für Pendler, als auch für Touristen - auch die

Bahnhöfe den neuen Gegebenheiten angepasst und modernisiert werden

müssen?

Wenn nein: Welche Gründe sprechen gegen den Neubau des Bahnhofes Wels?

Ist der Neubau des Weiser Bahnhofes seitens Ihres Ministeriums vorgesehen?

 

Antwort:

Grundsätzlich ist die angestrebte Aufwertung der Bahnhöfe im Allgemeinen und des

Weiser Bahnhofes im Besonderen in Verbindung mit ihrem städtischen Umfeld sehr

positiv zu bewerten. Wie ich jedoch bereits mehrfach darauf hingewiesen habe, kann

es keinesfalls die Aufgabe des Verkehrsressorts sein, auch städtebauliche und

architektonische Ambitionen zu finanzieren. Die notwendigen infrastrukturellen

Voraussetzungen im eisenbahntechnischen Bereich einschließlich zeitgemäßer

funktioneller Verbesserungen im Warte -  und Zugangsbereich, für

behindertengerechte Ausgestaltung und für Sanitäranlagen binden bereits

beträchtliche finanzielle Mittel des Infrastrukturbudgets.

 

Im Jänner dieses Jahres habe ich die Unternehmensleitung der Österreichischen

Bundesbahnen ersucht, für den geplanten Umbau des Welser Bahnhofes ein

Alternativprojekt unter Nutzung des bestehenden Aufnahmegebäudes und der

vorhandenen Unterführung mit Verbesserungen aus funktioneller Sicht für den

Kunden auszuarbeiten. Weiters habe ich einen externen Gutachter mit einer

grundsätzlichen Evaluierung der Bahnhofsoffensive beauftragt, dessen

Empfehlungen auch im Falle Wels in eine Entscheidung einfließen werden.

 

Zu Frage 4:

Wenn ja: Für welchen Zeitraum ist die Realisierung des Neubaus vorgesehen?

 

Antwort:

Gemäß der mir seitens der Österreichischen Bundesbahnen vorliegenden

Informationen wäre geplant, mit den Baumaßnahmen im Jahr 2003 zu beginnen. Die

Fertigstellung ist für das Jahr 2006 vorgesehen.

 

Zu Frage 5:

Welche Finanzmittel sind für dieses Projekt geplant?

 

Antwort:

Das Projekt „Bahnhofverbesserung Bahnhof Wels“ wurde im Jahr 1997 mit der 3.

ÖBB - Übertragungsverordnung den Österreichischen Bundesbahnen zur Planung

und Durchführung übertragen. Die Gesamtkosten wurden damals mit 92,4 Mio. ATS

angegeben. Zwischenzeitig wurde von den Österreichischen Bundesbahnen das

Programm „Bahnhofsoffensive“ entwickelt, in welchem der Bahnhof Wels ebenfalls

enthalten ist.

 

Gemäß einer Mitteilung der Österreichischen Bundesbahnen würden im Hinblick auf

die bereits angesprochene Redimensionierung des Projektes

„Bahnhofsverbesserung Bahnhof Wels“ - insbesondere der geplanten

Brückenkonstruktion sowie der Restaurant -  und Geschäftsbereiche - die

Gesamtkosten rund 176 Mio. ATS betragen. In diesem Projekt ist auch eine direkte

Erschließung des Busterminals durch eine Verlängerung der geplanten

Brückenkonstruktion vorgesehen. Für diese Maßnahme werden derzeit von den

Österreichischen Bundesbahnen Verhandlungen mit dem Land Oberösterreich und

der Stadt Wels über einen Kostenbeitrag geführt. Unabhängig davon werden auch

die Ergebnisse der im Gange befindlichen externen Prüfung des Projektes zu

berücksichtigen sein.