1855/AB XXI.GP

Eingelangt am:02.04.2001

 

Bundesministerium für

Bildung, Wissenschaft

und Kultur

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1820/J - NR/2001 betreffend Tätigkeitsbericht des

Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1999, die die Abgeordneten Dieter Brosz, Freundinnen

und Freunde am 31. Januar 2001 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Ad 1.:

 

Der Ablauf des gesamten Schulwesens ist immer durch eine Vielzahl von Faktoren gekennzeichnet,

die auf ihn Einfluss nehmen. Die Fachrichtung stellt hohe Anforderungen an die Fähigkeit, abstrakt

zu denken sowie genau und detailbezogen zu arbeiten. Mit der EDV und Organisation wird von

vielen Bewerbern zu wenig die ,,trockene" Arbeit (z.B. im Zusammenhang mit

Programmentwicklung) verbunden, die den ausführenden Tätigkeiten am Computer vorangeht.

Viele Drop - outs sind auf Fehleinschätzungen über die tatsächlichen Inhalte der Ausbildung

zurückzuführen. Es ist daher zweckmäßig, jene Bewerber nicht aufzunehmen, die einen

erfolgreichen Schulverlauf wegen fehlender einschlägiger Qualifikationen nicht erwarten lassen.

Ein wesentlicher Faktor bei der Intensivierung des Ausbildungsangebotes im IT - Bereich ist aber das

fehlende einschlägig qualifizierte Lehrpersonal. Trotz dieses Umstandes wird es möglich sein, die

Absolventenzahl im IT - Bereich bis 2002 um 20% zu steigern. Um im Bereich so genannter

„Mangelberufe“ den Einstieg in den Lehrberuf zu erleichtern, werden derzeit neue Parameter für

Sondervertragsvereinbarungen erstellt.

Ad 2.:

 

Diese Empfehlung wurde vom Rechnungshof im Jahre 1995 im Rahmen der Überprüfung des

Landesschulrates für Steiermark ausgesprochen und nahm dabei Bezug auf die Situation im

Bundesland Steiermark. Dazu kann festgehalten werden, dass bereits derzeit ausreichende

Möglichkeiten einer Verwaltungsvereinfachung durch die Übertragung der Aufgaben der

Pflichtschullehrerpersonalverwaltung der Länder an die Landesschulräte besteht, wenn dies in den

Ländern als zweckmäßig erachtet wird (Landeslehrerdiensthoheitsgesetze), dabei handelt es sich

um Entscheidungen, die ausschließlich in die Zuständigkeit der Länder fallen. Dies ist derzeit in den

Bundesländern Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark und Burgenland der Fall.

 

Ad 3.:

 

Wie es im Regierungsprogramm vorgesehen ist, wird derzeit eine Bilanz über den Erfolg aller

Schulversuche in der Sekundarstufe 1 bis zum Jahr 2002 erstellt. Auf der Basis dieser Bilanz werden

bundesweite bildungspolitische Überlegungen anzustellen sein, wie mit dem angesprochenen

Schulversuch vorgegangen wird.

 

Ad 4.:

 

Ich habe mich Überlegungen, Administrativaufgaben von den Lehrern auf Beamte der allgemeinen

Verwaltung zu verlagern, nie verschlossen. Es darf aber nicht unberücksichtigt bleiben, dass für die

Beratung und Betreuung der Schüler auf die pädagogische Fachkompetenz eines Lehrers nicht

grundsätzlich verzichtet werden kann.

 

Es darf nicht vergessen werden, dass ein bildungspolitischer Auftrag der Schulbibliothek darin

besteht, die Lesefähigkeit und Leselust zu fördern, selbstständiges Lernen zu ermöglichen und die

Studierfähigkeit zu heben.

 

Insbesondere bei dem Modell ,,Schulbibliothek an höheren Schulen unter der Mitarbeit von

Schülern“ ist festzuhalten, dass dieses Modell eine sehr starke (und unverzichtbare) pädagogische

Komponente hat, die nicht nur in der Beratung der Schüler und der Anleitung der

Schülermitarbeiter bei ihren bibliothekarischen Tätigkeiten besteht, sondern auch in der

Durchführung von Unterrichtseinheiten mit Einsatz z.B. des Jugendbuches in der Unterstufe

entsprechend dem Unterrichtsprinzip Leseerziehung.

 

Es bestand aber - und besteht nach wie vor - die Möglichkeit, auch Verwaltungsbedienstete

einzusetzen, so gibt es auch hauptberufliche Schulbibliothekare an einigen großen Schulzentren.

Ad 5.:

 

Die Raum - und Funktionsprogramme fur mittlere und höhere Bundesschulen werden auf Grund

eines Stammklassensystems erstellt, das heißt jede organisatorisch geführte Klasse erhält einen

Unterrichtsraum in der Größe von 60 - 75 m2 und zusätzlich sämtliche lehrplanmäßig notwendigen

Sonderräume. Da diese Stammklassen wegen der Zahl der Sonderräume nicht entsprechend

ausgelastet sind, wird der geteilte Unterricht ebenfalls in den Stammklassen untergebracht. Zubau -

und Ausbaumaßnahmen werden entsprechend dem Schulerhaltungs - und Schulentwicklungs -

programm erst dann genehmigt, wenn die Normkapazität um bis zu 20% überschritten wird. Diese

Überschreitung ist längerfristig nachzuweisen. Ein wesentlicher Grund für diese Festlegung ist auch

die Vermeidung von zukünftigen Überkapazitäten. Die Führung von Wanderklassen ist zumindest

bis zu einem gewissen Ausmaß nicht zwingend notwendig, da insbesondere für die älteren Schüler

auch andere raumorganisatorische Konzepte, wie sie im Ausland gang und gäbe sind, vertretbar

wären.

 

Ad 6.:

 

In der Beilage 1 wird jene Gesamtübersicht übermittelt (Autoren, Titel, Projektkosten), die

anlässlich der Überprüfung dem Rechnungshof übergeben wurde.

In Beilage 2 werden jene Projekte aufgelistet, die im Rahmen der Reihe „Bildungsforschung des

Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur“ und ,,Zukunftsforum des

Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur“ veröffentlicht wurden. Der Anmerkung

in dieser Beilage ist entnehmbar, welche Entscheidungskriterien bei der Frage einer

Veröffentlichung in Form einer eigenen Publikation herangezogen wurden. Bei den

nichtveröffentlichten Projekten lag in jedem Fall eine klare Nutzungsabsicht vor, die aber

verschiedenen Kategorien zuzuordnen ist:

 

• Nutzung für einen definierten Expertenkreis als Grundlage für die Initiierung oder

   Weiterführung einer aktuellen Diskussion.

• Nutzung innerhalb des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur zur

   grundlegenden Meinungsbildung und Konzeptentwicklung. Zusammenstellung und

   Zusammenfassung von nationalen oder internationalen Diskussionsergebnissen und

   Diskussionsverläufen als Information für Funktionsträger im Bereich der Schulaufsicht und

   Schulverwaltung.

• Auswertung und Zusammenstellung der Ergebnisse von Tagungen, Enqueten und Symposien

   für den Teilnehmerkreis und einen erweiterten Interessentenkreis.

 

Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass es sich in etlichen Fällen auch um Teilstudien handelt,

die später (nach Vorliegen aller Teile) zu einer umfassenden Gesamtstudie zusammengefasst

wurden.

Die Zugänglichkeit einzelner nicht veröffentlichter Studien kann über die jeweilige projektleitende

Institution bzw. die sachlich zuständigen Abteilungen im Bundesministerium für Bildung,

Wissenschaft und Kultur im Einzelfall geklärt werden.

 

Wie aus der angeschlossenen Beilage 1 entnommen werden kann, wurde dem Rechnungshof

wunschgemäß ein Gesamtüberblick über die Bildungsforschungprojekte inklusiv der

Genehmigungsdaten übermittelt.

Der Empfehlung des Rechnungshofes wird in der Form entsprochen werden, dass neben der

vorliegenden Auflistung auch eine thematische Gliederung der Projekte in Angriff genommen wird,

die im Längsschnitt von ca. 10 Jahren die systematische und kontinuierliche Verfolgung wichtiger

Themen der Schulentwicklung erkennbar machen sollte.

 

Ad 7.:

 

Es wird darauf hingewiesen, dass der Rechnungshof im Zusammenhang mit der Überprüfung des

Zentrums für Schulentwicklung seine Tätigkeit nicht ausschließlich als Kontrolle zurückliegender

Vorgänge verstand; vielmehr soll sich die durchgeführte Analyse in einen laufenden Prozess der

Reorganisation und institutionellen Vernetzung einschalten.

Aus der Sicht des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur bestand daher dort,

wo sich die künftigen Zielsetzungen mit jenen des Rechnungshofes decken, kein Anlass für

gesonderte Stellungnahmen.

 

Es darf daher auch auf bereits seit längerem laufende, allerdings noch nicht vollständig

abgeschlossene Überlegungen zur Reorganisation und Vernetzung verwiesen werden.

 

Ad 8.:

 

Im Zusammenhang mit der IEA - TIMSS - Pop.3 - Studie (Mathematik, Physik und Chemie im Bereich

der Sekundarstufe II; AHS - Oberstufe und BHS) wurde dem Rechnungshof folgende

Stellungnahme übergeben:

 

,,TIMSS führten unmittelbar nach deren Vorliegen zu einer Primär - sowie Sekundaranalyse und in

der Folge zur Entwicklung einer Strategie, den Defiziten auf allen betroffenen Ebenen zu begegnen.

Gegenwärtig wird ein Testinstrumentarium mit Orientierungsdaten zur Selbstevaluation am

schulischen Standort erprobt (www. system - monitoring. at). Methodisch - didaktische Impulse und

Anleitungen vervollkommnen das Produkt. Gleichzeitig richtet sich die so genannte IMST - Initiative

(„Innovations in Mathematics an Science Teaching“), welche kurz vor dem Start steht, an die

Einrichtungen der Lehrerfort - und - weiterbildung mit dem Ziel, den oben erwähnten Defiziten

präventiv zu begegnen.“

 

Dazu wird ergänzend festgehalten, dass die Testinstrumente aus TIMSS (entsprechend modifiziert

und didaktisch aufbereitet) gemeinsam mit Referenzdaten den Schulen zur Selbstevaluation über

Internet zur Verfügung gestellt werden. Derzeit wird an der Umsetzung auch der OECD/PISA -

Instrumente nach diesem Konzept gearbeitet. Weitere fachorientierte Entwicklungen sind geplant.

Ziel ist es den einzelnen Lehrer/innen Instrumente zur Verfügung zu stellen, welche sie in die Lage

versetzen, ihren Unterricht an zeitgemäßen Inhalten und didaktischen Konzeptionen zu orientieren

sowie die Leistungen ihrer Schüler/innen mit entsprechenden nationalen und internationalen

Standards zu vergleichen (Referenzdaten) und zu steigern.

 

Der rege Zuspruch, den die Angebote der Fort - und Weiterbildung bei der Lehrerschaft erfahren

(siehe auch Lehrerstudie / ,,www.lehrer2000.at“), ist eine Beleg für eine an sich sehr gute

Motivationslage bei der Lehrerschaft, aber auch Bestätigung für die Qualität der Angebote. Die

aktuelle Frage einer sinnvollen Begrenzung der Kostendynamik im Bildungssystem kann daher

nicht in Richtung einer Reduzierung von Fortbildung gehen, sondern setzt bei den Folgekosten im

Bereich der Supplierungen und Mehrdienstleistungen an. Selbstfinanzierungen sind dort

zielführend, wo es um spezielle Kursangebote privater Anbieter geht, die primär auf individuelle

Interessen und Bedürfnisse in den Bereichen Freizeit, Selbstfindung, Hobby u.ä.m. gehen bzw. auch

in Fällen, wo vergleichbare Angebote an den Pädagogischen Instituten bestehen.

 

Ad 9. + 10.:

 

So weit es die Schulerhaltung betrifft, steigen die Ausgaben vor allem aus folgenden Gründen zum

Teil überproportional.

 

a) Schaffung von zusätzlichen Ausbildungskapazitäten auf Grund von regional unterschiedlich

    stark steigenden Schülerzahlen. Ein allfälliger Schülerrückgang führt in der Regel nur zu

    niedrigeren Klassenschülerzahlen bei gleich bleibenden Fixkosten.

b) Lehrplanänderungen wie z.B. die Forcierung des Informations -, Kommunikations - und

    Technologiesektors.

c) Kostenverlagerungen (Miete, Betrieb, Erhaltung, Verwaltung) auf Grund des BIG-Gesetzes,  wie

    auch Lohn - und Preissteigerungen.

Im Bereich des Personals wurden entsprechende legistische Vorlagen erarbeitet und inzwischen

durch den Nationalrat beschlossen.

 

 

BEILAGE 1 KONNTE NICHT GESCANNT WERDEN !!!!

BEILAGE 2

 

Erscheinungen in der Reihe "Bildungsforschung des BMBWK“

 

Band 1   Schulautonomie

Band 2   Option Wirtschaft

Band 3   Autonomie der Schule - Ein Organisationsentwicklungskonzept

Band 4   Alternativschule - Regelschule

Band 5   Schulen beraten und begleiten

Band 6   Innenansichten guter Schulen

Band 7   Lehrerbildung auf dem Prüfstand

Band 8   Das Befinden von Kindern und Jugendlichen in der Schule

Band 9   Das Befinden von Lehrerinnen und Lehrern an österreichischen Schulen

Band 10 Die Rolle der Schulaufsicht in der autonomen Schulentwicklung

Band 11 Auf dem Weg zu einer besseren Schule

Band 12 Möglichkeiten und Grenzen der Qualitätsevaluation und Qualitätsentwicklung

                im Schulwesen

Band 13 Gleichwertige Sprachen?

Band 14 Schule und Demokratie

Band 15 Ambulante schulische Hilfen für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche

 

Reihe "Zukunftsforum des BMBWK“

 

Band 1   Neuer Bildungsbegriff

Band 2   Bildung in einem neuen Europa

Band 3   Bildung in neuen Strukturen - Autonomie der Schule

Band 4   Schule und kulturelle Bildung

Band 5   Sprachen lernen - Menschen verstehen

Band 6   Neues Lernen für die Gesellschaft von morgen

Band 7   LehrerInnenarbeit - heute und morgen

 

Anmerkung:

 

In der oben dargestellten Reihe wurden jene Projekte veröffentlicht, die für eine breite Szene

von Interessierten, Betroffenen, Engagierten und ExpertInnen im Hinblick auf ein generelles

Interesse an Planung relevant erschienen. Einige Themen wurden daruber hinaus im Rahmen

von jeweils eintägigen Diskussionsveranstaltungen (,, ZUKUNFTSFORUM“; siehe entspr.

Publikationsreihe) besonders vertieft. U.a. an den Beispielen „Autonomie“ sowie den

Projekten zur „Qualität von Schule“ zeigt sich die Effizienz der Strategie, zentrale

Bildungsthemen wissenschaftlich (nat./internat.) vorzubereiten und einer öffentlichen

Diskussion zuzuführen, sehr deutlich. Der heutige, innerhalb der EU als vorbildhaft

anerkannte Entwicklungsstatus zu diesen Themen (siehe: u.a. www.qis.at) bestätigt die

Sinnhaftigkeit der Investitionen.

Nationale bildungspolitische Akzentsetzungen werden seit 1977 innerhalb der OECD/CERI -

Regionalseminare quasi einem internationalen Monitoring (Deutschland, Schweiz,

Österreich) unterzogen. Die Publikation „Innovation im Bildungswesen als übernationale

Aufgabe; Die OECD/CERI - Regionalseminare der Bundesrepublik Deutschland, Österreich

und der Schweiz, 1977 - 1993“ innerhalb der Reihe „Schulentwicklung“ bietet einen guten

Überblick. In der Folge sind weitere Tagungsberichte erschienen:

„Lernen in einer dynamischen Gesellschaft - die Rolle der Schule“ (1995), „Schulleitung und

Schulaufsicht - Neue Rollen und Aufgaben im Schulwesen einer dynamischen und offenen

Gesellschaft“ (1997), „Die Vielfalt orchestrieren - Steuerungsaufgaben der zentralen Instanz

bei grösserer Selbständigkeit der Einzelschulen“ (1999).

Die Umsetzung eines Großteils der Ergebnisse der oben angeführten Forschungsprojekte

wurde und wird von den projektbetreibenden Fachabteilungen des Ressorts betrieben. Seit

1993 werden seitens des damals eingerichteten Forschungsbeirates des Ressorts

entsprechende Akzente zur Steigerung der Effizienz solcher Forschungsprojekte gesetzt.