1859/AB XXI.GP
Eingelangt am: 02.04.2001
BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.1851/J - NR/2001 betreffend das Unterrichtsprinzip
„Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern, die die Abgeordneten Dieter Brosz,
Freundinnen und Freunde am 1. Februar 2001 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Ad 1.:
Die Information über das Unterrichtsprinzip (UP) „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und
Männern“ wurde an die Schulen weitergegeben, der Grundsatzerlass steht in Form eines Folders auf
Anfrage zur Verfügung.
Als Hilfestellung zur Orientierung bei der Erstellung und Einschätzung von Schulbüchern, Filmen
und anderen Unterrichtsmitteln sowie zur Auseinandersetzung mit deren Inhalten dient ein
Leitfaden zur Darstellung von Frauen und Männern, der vom BMBWK gleichfalls zur Verfügung
gestellt wird.
Berichte über die Umsetzung des Unterrichtsprinzips erscheinen im „Informationsblatt für
Schulbildung und Gleichstellung“ (wird einmal jährlich an alle Schulen verschickt) und sollen zur
Weiterarbeit bzw. zur Setzung eigener Akzente anregen.
Das Unterrichtsprinzip „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“ wurde sukzessive
im Zuge von Lehrplannovellen in den verschiedenen Schularten verankert:
1995: Handelsakademien, Handelsschulen, Kollegs für Kindergartenpädagogik, Hauptschulen,
allgemein bildende höhere Schulen,
1996: Kollegs für Sozialpädagogik,
1997: Höhere technische und gewerbliche Lehranstalten, Polytechnische Schulen,
1999: Volksschulen, Sonderschulen,
bevorstehend:
Berufsschulen, Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik.
Weiters sind folgende konkrete Maßnahmen erfolgt:
• Herausgabe einer Broschüre für Lehrkräfte mit Informationen und Anregungen zur Umsetzung
des UP. (Eine weitere Broschüre mit Anregungen zur Umsetzung für die Volksschulen wird
noch im Frühjahr 2001 vorliegen.)
• Im Bereich der Berufsschulen besteht seit dem Vorjahr eine Arbeitsgruppe von Expertinnen und
Experten, die Materialien für die Umsetzung an Berufsschulen ausgearbeitet und erprobt hat.
• Unterstützung von Schulprojekten, die gezielt den Anspruch erheben, beiden Geschlechtern
dieselben Möglichkeiten zu bieten, Interessen und Fähigkeiten unabhängig von
geschlechtsspezifischen Rollenvorstellungen zu entwickeln. Die Erfahrungen dieser Schulen
werden dokumentiert, verbreitet und sollen als Anregung für andere Schulen dienen (Reihe des
BMBWK „Schulqualität und geschlechtssensible Lernkultur“).
• Verankerung von Leitlinien zur Umsetzung des Unterrichtsprinzips im Bereich der allgemeinen
didaktischen Grundsätze der Lehrpläne: Aufnahme eines didaktischen Grundsatzes zur
Koedukation im Lehrplan 99 an HS und AHS.
• Aktion „MiT - Mädchen/Frauen in die Technik“ unter Beteiligung von über 20 höheren
technischen Schulen: Verbesserung der Situation der Mädchen, Bubenarbeit, Abbau von
Vorurteilen und Sensibilisierung gegenüber Frauen in technischen Bereichen, Erhöhung des
Mädchenanteils.
• Aktion „Geschlechter - Kultur macht Schule“: Vermittlung von Referentinnen/Referenten in
untypischen Arbeits - und Lebensbereichen, mit dem Ziel der Erweiterung der Berufspers -
pektiven für Burschen und Mädchen.
• Bereitstellung von Informationsmaterialien zu verschiedenen Themen, wie z.B.: Koedukation,
Berufsorientierung von Mädchen, Neue Technologien, Buben&beit, Frauengeschichte u.a. m.
durch das BMBWK, teilweise auch über Internet: http://www.bmbwk.gv.at (Frauen - und
gleichstellungsspezifische Informationen unter Bildung - Bildungsanliegen und Unterrichts -
prinzipien) und http://www.schule.at unter BMBWK - Service (Bildung & Geschlecht).
Ad 2.:
‚,Unterrichtsprinzip“ bedeutet, dass das Thema nicht nur in einem, sondern in allen
Unterrichtsgegenständen bzw. fächerübergreifend zu behandeln ist. Im Text des Grundsatzerlasses
zum Unterrichtsprinzip wird bereits auf das Prinzip der fächerübergreifenden Behandlung der
Thematik hingewiesen. Aufzeichnungen darüber, in welchen Schularten welcher Bundesländer in
welchem Umfang eine Auseinandersetzung mit welchen Inhalten erfolgt ist, liegen dem BMBWK
nicht vor.
Es obliegt der jeweiligen Lehrperson auf der Grundlage des jeweiligen Lehrplanes zu entscheiden,
zu welchem Zeitpunkt, in welchem Rahmen bestimmte Inhalte im Unterricht vermittelt bzw.
behandelt werden.
Die Umsetzung des Unterrichtsprinzips „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“
im Bereich der Landesschulräte, Pädagogischen Akademien und Institute war jedoch Gegenstand
eines Forschungsprojektes im Rahmen der Pädagogischen Tatsachenforschung an Pädagogischen
Akademien (Projektleiterinnen: Paseka/Hahn). Die Ergebnisse und Empfehlungen aus der Studie
gingen insbesondere in Richtung eines Aufbaus einer geeigneten Informationsstruktur und
Vernetzung.
Ad 3.:
Seit 1996 haben folgende Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen stattgefunden.
• Bundesweites Seminar „Arbeitswelt und Schule/Lebensplanung und Geschlecht“ für
Lehrer/innen an BS, BMHS, Schulpsycholog/innen (Mai 2000, Pädagogisches Institut des
Bundes in Wien).
• Nachfolgeseminar „Hat die Technik ein Geschlecht?“ Teil 2 (Oktober 2000, Pädagogisches
Institut des Bundes in OÖ).
• Seminar für AHS - und BHS - Lehrerinnen „Der Geschlechterdialog an Schulen“ (Nov. 99,
Pädagogisches Institut des Bundes in Kärnten).
• „Hat DIE Technik ein Geschlecht? Mädchen/Burschen - Lehrerinnen/Lehrer an technischen
Schulen“ (Oktober 99 - Teilnahme auch von Lehrpersonen aus anderen europ. Ländern - i.R.
des Europarats - Lehrer/innenfortbildungsprogramms) in Ossiach / Pädagogisches Institut des
Bundes in Kärnten in Zusammenarbeit mit BMUK.
• Tagung des Pädagogischen Instituts der Stadt Wien in Kooperation mit BMUK „Es geht ums
Ganze. Geschlechtssensible Pädaogogik in Wien“ (März 99).
• Lehrgang „Karriereentwicklung für Frauen im Schulbereich“ (November 99 - Dez. 2000),
veranstaltet vom Pädagogischen Institut der Stadt Wien in Kooperation mit dem BMUK.
• „Physik und Technik - (k)ein Thema für Mädchen?“ und „Die Buben haben es nötig“ - Zur
Notwendigkeit einer geschlechtsspezifischen Erziehung. (Pädagogisches Institut des Bundes in
Vorarlberg, Herbst 98).
• "Arbeitswelt Schule - Lebenspläne & Geschlecht“ für BBS mit Pädagogisches Institut des
Bundes in Wien (Mai 2000).
• Zwei Seminare für AHS - und BHS - Lehrerinnen in Kärnten am Pädagogischen Institut des
Bundes in Kärnten (Mitfinanzierung durch BMUK) zum Thema „Selbstbewusste Lehrerinnen -
selbstbewusste
Schülerinnen" März und Oktober 1998).
• Seminar für Wiener Lehrer/innen zum Thema „Geschlechtssensible Schulentwicklung. Auf dem
Weg zu einer Schule, welche die Chancengleichheit der Geschlechter aktiv fördern möchte.“
(April 97).
• Seminar in Vorarlberg zum Thema "Mädchenförderung - Bubenförderung?“ (September 97).
• Seminar für Lehrer/innen an HS, APS, AHS zum Thema „Geschlechterdifferenziertes Arbeiten
und Konfliktbewältigung in der Schule“ (Pädagogisches Institut der Stadt Wien, 23.11. -
26.11.97).
Die Zahl der Teilnehmer/innen müsste bei den Veranstaltern gesondert erhoben werden, dies ist aus
verwaltungstechnischen Gründen derzeit nicht möglich.
Ad 4.:
Für das Jahr 2001 sind folgende Fortbildungsveranstaltungen geplant bzw. sind bereits durchgeführt
worden:
• „Geschlecht bewusst gemacht. Geschlechtssensible Pädagogik im Kindergarten“ (Altmünster,
5. - 7. März 2001) für Lehrende an Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (Veranstalter:
Pädagogisches Institut des Bundes in Oberösterreich gemeinsam mit dem BMBWK).
• „Im Fokus: Geschlechterrollen in der Organisation Schule?“ (Velm, 28. - 30. März 2001), für
BMHS - Lehrer/innen und Lehrer/innen an PA und BPA (Pädagogisches Institut des Bundes in
Wien gemeinsam mit dem BMBWK).
• „Für das Leben lernen Mädchen und Buben!? Gender - Sensitivity an Polytechnischen Schulen
und Berufsinformationszentren“ (Eisenstadt, 27. - 29. März 2001) für Lehrende an PTS und BIZ
(Pädagogisches Institut des Bundes für Burgenland).
• „Hat DIE Technik ein Geschlecht?“ (Leibnitz, 15. - 17.11.), 3. MiT - Seminar für HTL -
Lehrer/innen (Pädagogisches Institut des Bundes in der Steiermark gemeinsam mit dem
BMBWK).
Den Ergebnissen und Vorschlägen der Studie von Paseka/Hahn (siehe Punkt 2) folgend wird die
Vernetzung von Kontaktpersonen zur Umsetzung des UP im Bereich der Lehrer/innenbildung
vorangetrieben.
Für Fortbildungsveranstaltungen ist ein Betrag von ATS 199.000,-- (Kosten für Referent/innen)
vorgesehen.
Weiters ist die Herausgabe einer Handreichung für Lehrer/innen zur Umsetzung des
Unterrichtsprinzips im
Bereich der Volksschulen geplant.
Ad 5. - 8:
So wie im abgelaufenen Aktionsplan 2000 ist es auch im Rahmen des Aktionsplans 2003 (Gender -
Mainstreaming & Frauenförderung in Schule und Erwachsenenbildung) ein Schwerpunkt meines
Ressorts, das Unterrichtsprinzip „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“ weiter in
die Lehrpläne zu integrieren und dessen Umsetzung zu fördern.