1939/AB XXI.GP

Eingelangt am: 19.04.2001

 

Die Bundesministerin

für auswärtige Angelegenheiten

 

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Josef Cap und Kollegen haben am

19. Februar 2001 unter der Nr. 1927/J - NR/2001 an mich eine schriftliche

parlamentarische Anfrage betreffend die Schließung des österreichischen Kulturinstituts in

Paris und das Konzept der Bundesregierung im Bereich der Auslandskulturpolitik

gerichtet.

 

 

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

 

Zu Frage 1:

Eine moderne und der weltweiten Wahrnehmung Österreichs als Kulturnation

entsprechende Auslandskulturpolitik hat einen hohen Stellenwert. Auch aus diesem

Grunde wurde ein die Schwerpunkte und strukturellen Modernisierungsmaßnahmen

zusammenfassendes auslandskulturpolitisches Konzept erstellt und am 12.3.2001 der

Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Zu Frage 2:

Neben dem budgetären Einsparungseffekt sind zwei weitere Überlegungen maßgeblich.

Bei einer in die Botschaft integrierten Verwaltung werden die für die Kulturarbeit

verantwortlichen Mitarbeiter des "Österreichischen Kulturforums Paris“ von

Verwaltungsarbeit entlastet und können sich verstärkt auf die inhaltlichen kulturellen

Aufgaben konzentrieren. Die Erfahrung zeigt, daß Kulturarbeit außerhalb eines eigenen

Gebäudes hinsichtlich der Besucherzahlen und der Medienbeachtung weit erfolgreicher ist

als Eigenveranstaltungen im Gebäude eines Kulturinstitutes.

Zu Frage 3:

Es ist unverständlich, wenn französische Wissenschaftler, von denen einige die dem

europäischen Integrationsgedanken zuwiderlaufenden Sanktionen gegen Österreich

unterstützt haben, nun den Verkauf eines Gebäudes als "antieuropäisches

Rückzugssignal" interpretieren wollen. Schon bei der ersten Ankündigung des geplanten

Verkaufs wurde betont, daß Österreich gleichzeitig die operative Kulturarbeit in Frankreich

weiter ausbauen möchte. Diesem Ziel dient auch das umfassende neue

Auslandskulturkonzept.

 

Zu Frage 4:

Nein. Das Gebäude des Kulturinstitutes in Paris wird veräußert. Die Struktur des

Gebäudes erlaubt nur Kleinveranstaltungen. Der ORF - Korrespondent Lorenz Gallmetzer

beschreibt in einem Gastkommentar im Kurier vom 19.3. das Problem : „Die

Veranstaltungen am Institut haben zumeist den Charakter kultureller ‚Heimabende‘ für

einen kleinen Kreis von Stammbesuchern". Schon bisher fand daher ein Großteil der

kulturellen Projekte und Veranstaltungen außerhalb dieses Gebäudes direkt in den

Galerien, Museen, Konzertsälen und Universitäten von Paris und mit Partnern in ganz

Frankreich statt. Dies sind auch die hinsichtlich Besucherzahl und Medienresonanz

erfolgreichen Projekte, wie die im Jänner d.J. eröffnete Ausstellung "La Vérité Nue" im

Musée Maillol neuerlich unter Beweis stellt.

 

Zu Frage 5:

Längerfristig werden die aus der Integration des Kulturinstitutes in die ÖB PARIS

resultierenden budgetären Einsparungen im Personal - und Sachaufwand auf rund

öS 3 Millionen pro Jahr geschätzt.

 

Zu Frage 6:

Dies hängt vom Ergebnis der Verhandlungen mit Institutionen ab, die die bestmögliche

Zugänglichkeit dieser Bibliothek für an österreichischer Kultur interessierte Leser

gewährleisten können.

 

Zu Fragen 7 bis 9:

Die Erhöhung des operativen Kulturbudgets ist vorerst für 2001 vorgesehen. Die

Mittelzuweisung der folgenden Jahre wird von der allgemeinen Entwicklung des

Bundesbudgets abhängen.

Zu Frage 10:

Derzeit sind neun Personen am ÖKI PARIS beschäftigt.

 

Zu Frage 11:

Von den derzeit am ÖKI Paris beschäftigten neun Bediensteten tritt der Institutsleiter per

30. Juni 2001 in den Ruhestand und zwei entsandte Kräfte werden noch im Laufe des

Jahres 2001 an andere Dienstorte versetzt. Außerdem ist die Lösung des

Dienstverhältnisses mit einer Lokalkraft beabsichtigt.

 

Zu Frage 12:

Die operativen Kulturbudgets der einzelnen Institute reichen derzeit von ATS 1 Mio

(Agram) bis ATS 6 Mio (New York).

 

Zu Frage 13:

Die Entwicklung wird wesentlich von der Gesamtentwicklung des Bundeshaushaltes

abhängen.

 

Zu Frage 14:

Ja. Die Zusammenarbeit mit Sponsoren wird weiter intensiviert und mit österreichischen

Unternehmen werden Kooperationen in Form von „public - private“ Partnerschaften

angestrebt.

 

Zu Frage 15:

Die Zweckmäßigkeit einer Eingliederung wird in jedem Einzelfalle geprüft. Alle

Kulturinstitute und Kulturabteilungen der Vertretungsbehörden erhalten die einheitliche

Bezeichnung „Österreichisches Kulturforum“.

 

Zu den Fragen 16 bis 18:

Die Tätigkeit der Kulturabteilung der Österreichischen Botschaft Berlin wird ab der

Benützbarkeit des neuen Botschaftsgebäudes in Berlin in Form eines Österreichischen

Kulturforums geschehen. In Kairo ist derzeit nicht an die Errichtung eines

Österreichischen Kulturforums gedacht. Als neuer Standort eines Österreichischen

Kulturforums ist ab Sommer 2001 Belgrad vorgesehen.

Zu Frage 19:

Die Prüfung wurde in quantitativer Hinsicht durchgeführt. Regelmäßige Erhebungen

hinsichtlich der Besucherzahlen, der Besucherstruktur und der Medienresonanz erlauben

aber auch qualitative Rückschlüsse. Sie haben bestätigt, daß Veranstaltungen außerhalb

des Institutsgebäudes, an Orten mit interessierten lokalen Mitveranstaltern, eine weit

größere Wirkung erzielen.

 

Zu Frage 20:

Bezüglich der Betreuung der kulturellen Auslandsbeziehungen bestehen zwischen

Kulturinstituten und Kulturabteilungen keine Unterschiede. Dies ist mit ein Grund, warum

mit den „Österreichischen Kulturforen" eine neue gemeinsame Struktur etabliert wird.

 

Den Kulturinstituten obliegen aber zusätzlich zahlreiche Verwaltungsaufgaben, wie z.B.

die administrative Betreuung der benützten Liegenschaften und des Mobiliars sowie

haushaltsrechtliche Belange, die von den Kulturabteilungen nicht selbst zu besorgen sind,

sondern durch die betreffende Vertretungsbehörde wahrgenommen werden