2137/AB XXI.GP
Eingelangt am: 16. 05. 2001
BUNDESMINISTER
FÜR LAND - UND FORSTWIRTSCHAFT,
UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT
Die Abgeordneten zum Nationalrat Ing. Kaipel, Oberhaidinger und GenossInnen ha -
ben am 4. 4 .2001 an mich eine schriftliche Anfrage mit der Nr. 2295/J betreffend
„notwendige Maßnahmen zur Verringerung der Ozonbelastung in Österreich“ ge -
richtet. Ich beehre mich, diese wie folgt zu beantworten:
ad 1
Österreich befürwortet die künftige Richtlinie über den Ozongehalt der Luft. Diese
wird konkrete Immissionszielwerte, die auf den WHO - Empfehlungen basieren, für
alle EU - Mitgliedstaaten verbindlich machen. Der gewählte Ansatz mit langfristigen
Zielen, die den WHO - Zielwerten exakt entsprechen, und weniger strengen, jedoch
bis spätestens 2010 einzuhaltenden Zielwerten, die auf die „Richtlinie über nationale
Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe“ abgestimmt sind, erscheint
vor dem Hintergrund der sehr unterschiedlichen Interessen in den Mitgliedstaaten als
sinnvoller und gangbarer Weg. Die Richtlinie soll auch mehr Einheitlichkeit der
Methoden, die zur Beurteilung der Ozonbelastung in der EU angewendet werden, mit
sich bringen. Im Hinblick auf die Dichte der Messnetze erscheint die geplante
Richtlinie aus österreichischer Sicht allerdings zu wenig ambitioniert.
Die „Richtlinie über nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschad -
stoffe“ (NEC -
RL) ist als Fortschritt zu werten, da vor allem für kleinere Länder,
wie
nur im Gleichklang mit anderen europäischen Ländern zu erreichen sein wird. Die
meisten EU - Mitgliedsstaaten haben die im Göteborg - Protokoll der UN/ECE
ausverhandelten nationalen Emissionshöchstmengen auch in der NEC - RL
übernommen oder sind nur geringfügig darüber hinausgegangen. Österreich hat den
wesentlich ambitionierteren Kommissionsvorschlag unterstützt; die überwiegende
Mehrheit der Mitgliedsstaaten hat jedoch keine diesbezügliche Bereitschaft gezeigt.
ad 2
In den letzten Jahrzehnten war das bodennahe Ozon in Mittel - und Osteuropa - im
Gegensatz zur bekannten und durchaus massiven SO2 - Problematik - auf Grund
niedrigerer NOx - und VOC - Emissionen aus dem Verkehrssektor von geringerer Be -
deutung. Durch die Änderung des privaten Konsumverhaltens wird es künftig zu
einem drastischen Anstieg des motorisierten Individualverkehrs kommen. Jedoch
wird durch den EU - Beitritt die Übernahme der aktuellen EU - Abgasstandards in den
östlichen Nachbarländern verhindern, dass dies zu einer Zunahme der Emissionen
führt. Eine Studie des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse
(IIASA), die im Auftrag meines Ressorts durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass die
Einführung der EU - Standards in den Beitrittsländern die schädliche Ozonbelastung in
der EU insgesamt um etwa 10 Prozent reduzieren wird. An der derzeitigen EU -
Ostgrenze ist eine Verringerung um bis zu 40 Prozent zu erwarten.
In diesem Zusammenhang ist auch festzuhalten, dass beim Großteil der beitrittswer -
benden Staaten seit den 80er - Jahren die Emissionen von Ozon - Vorläufersubstanzen
zurückgegangen sind, und zwar in einem vergleichbaren bzw. höheren Ausmaß als
in Österreich und deutlich stärker als im EU - Durchschnitt, während einige EU - Staa -
ten in diesem Zeitraum sogar Emissionssteigerungen zu verzeichnen hatten.
ad 3
Die künftige Richtlinie „über den Ozongehalt der Luft“ sieht vor, dass die Mitglieds -
staaten jene Gebiete ausweisen, in denen die Zielwerte überschritten werden. Die
Zielwerte werden
derzeit in weiten Teilen der EU überschritten; dies gilt auch für
Österreich. Für diesen Fall sieht die Richtlinie vor, dass die Mitgliedsstaaten Maß -
nahmenpläne erstellen, mit denen sichergestellt wird, dass die Zielwerte ab 2010
eingehalten werden; vergleichbare Maßnahmenpläne sind auch in der Richtlinie
„über nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe“ vorgesehen.
Die Richtlinien werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2003 in nationales Recht
umzusetzen sein. Da die Inhalte der kommenden Richtlinien weitgehend bekannt
und gravierende Änderungen nicht wahrscheinlich sind, hat mein Ressort gemein -
sam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit bereits jetzt eine Studie
zur Erarbeitung von Vorschlägen für einen Maßnahmenplan in Auftrag geben. Ziel
der Studie ist es, einerseits die Auswirkungen laufender Vorhaben - insbesondere
von Klimaschutzmaßnahmen - auf die Emissionen von Ozon - Vorläufersubstanzen
festzustellen, andererseits Emissionsminderungsmaßnahmen nach dem Stand der
Technik für die emissionsrelevanten Sektoren zu prüfen und entsprechende Maß -
nahmen vorzuschlagen. Dies soll sowohl im Hinblick auf die Ziele der EU - Richtlinien,
als auch des Ozongesetzes erfolgen. Die Ergebnisse der Studie werden Anfang
nächsten Jahres vorliegen. Entsprechende Maßnahmen der zuständigen Ressorts
werden im Anschluss daran zu ergreifen sein.
Darüber hinaus muss aber auch bei allen laufenden Vorhaben, die Auswirkungen auf
die Emissionen von Ozon - Vorläufersubstanzen haben - wie etwa die nationale Um -
setzung der VOC - Richtlinie - die Notwendigkeit einer Emissionsreduktion berück -
sichtigt werden.
ad 4
Wie bereits dargestellt, werden die Richtlinie „über den Ozongehalt der Luft“ und die
Richtlinie „über nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe“
verpflichtende Bestimmungen über die Erstellung von Maßnahmenplänen durch die
Mitgliedsstaaten enthalten. Der österreichischen Maßnahmenplan muss daher den
Weg zur Einhaltung der Zielwerte bzw. der Emissionshöchstmengen darstellen und
wird durch die
Kommission geprüft werden.
Aus dem gemeinsamen Standpunkt zur Richtlinie „über nationale Emissionshöchst -
mengen für bestimmte Luftschadstoffe“ resultieren für die EU maximale Emissionen
von ca. jeweils 6.500 kt für NOx und VOC im Jahr 2010; dies bedeutet gegenüber
dem Emissionensstand von 1996 eine Reduktion um 43 % bzw. 35 %‚ wobei diese
Reduktionen zur Einhaltung der Zielwerte der Ozonrichtlinie führen werden. Zur Be -
kämpfung lokaler Immissionsprobleme können in einzelnen Regionen aber auch
darüber hinausgehende Emissionsminderungen erforderlich sein.
Modellrechnungen, welche die IIASA im Auftrag der Europäischen Kommission
durchgeführt hat, zeigen eine deutliche Verringerung der Emissionsspitzen und der
Hintergrundbelastung durch bodennahes Ozon in Österreich infolge der europawei -
ten Emissionsminderung.