2810/AB XXI.GP
Eingelangt am: 21.11.2001
Bundesministerium
für
Bildung,
Wissenschaft
und Kultur
Die
schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2893/J-NR/2001 betreffend
Anfragebeantwortung
Fackel-Wörterbuch,
die die Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Freundinnen und Freunde am
4.
Oktober 2001 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Ad Präambel:
Die Fördersumme
für das Projekt »Wörterbuch der Fackel (fackellex)« wurde mehrfach
(gesamt
bzw. im Detail, nach Jahren und Fördergeber aufgeschlüsselt) bereits
in den
Anfragebeantwortungen
Nr. 50/AB XX. GP bzw. Nr. 2581/AB XXI. GP
dargelegt: Bund und
Gemeinde
Wien finanzieren die Ausarbeitung des dreiteiligen Textwörterbuchs, die
Österreichische
Akademie der Wissenschaften stellt die Infrastruktur zur Verfügung.
Zur Vorbereitung der mehrjährigen
Wörterbuch-Arbeit gab es zwei Projekte für verschiedene
theoretische
und empirische Vorarbeiten, die vom FWF und vom Bund gefördert wurden: Der
FWF bewilligte 1991
»Vorarbeiten zu einem "Wörterbuch der Fackel"«
[S05509-HIS] im
Rahmen des trilateralen
Forschungsschwerpunktes "Differenzierung und Integration. Sprache
und Literatur deutschsprachiger
Länder im Prozess der Modernisierung" und stellte damals fest,
dass die Wörterbuch-Arbeit
selbst durch den FWF nicht gefördert werden kann (“Wir weisen
darauf hin, dass seitens des FWF
eine Förderung von Langzeitprojekten nicht möglich ist",
Schreiben vom 15. Juli 1991).
Die nunmehr in der Präambel zur
gegenständlichen Anfrage gemachte Angabe, dass die
"offiziellen Jahresberichte des FWF
in den Jahren 1993, 1994 und 1996 Förderungsbeträge für
das Projekt über die
Gesamthöhe von ATS 4,590.333,00.--" ausweisen, ist nicht nachvollziehbar,
denn das lexikographische Projekt »Wörterbuch der Fackel (fackellex)« wurde nicht vom
FWF gefördert.
Gegenstand und Ziel
der Förderung des Projekts »Wörterbuch der Fackel
(FACKELLEX)« ist die
Ausarbeitung eines
dreiteiligen Textwörterbuchs, nicht jedoch die Edition einer
"Digitalen
Fackel". Als Behelf für diese Wörterbucharbeit ist anstelle
einer manuellen Verzettelung eine
elektronische Arbeitsdatei der Fackel von
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzeugt worden,
der Großteil der für die Erstellung der Arbeitsdatei
notwendigen Scanner- und OCR-Arbeiten
wurde in den vom Bund finanzierten »Vorarbeiten zu einem
"Wörterbuch der Fackel"«
durchgeführt.
Es ist völlig irreführend, dass
in der Anfrage ständig zwischen "Fackel-Wörterbuch" und
"Digitaler Fackel" unterschieden wird, denn eine "Digitale
Fackel", d.h. eine elektronische
Edition der "Fackel", liegt als eigenständiges Ergebnis oder
Zwischenergebnis des Projekts
“FACKELLEX" gar nicht vor, sondern lediglich eine Arbeitsdatei
für die lexikographische
Arbeit. Diese Datei wäre nur dann
"wertlos", wenn die auf 15 Jahre geplante Wörterbuch-Arbeit
nicht fortgesetzt werden
könnte.
Dennoch hat der Projektleiter Univ.Prof. Dr. Werner Welzig die
Inhaber der Urheberrechte am
Werk von Karl Kraus vor einiger Zeit ersucht, einen öffentlichen
Online-Zugang zu dieser
Arbeitsdatei des Wörterbuchs zu gestatten. Herr Dr. Friedrich
Pfäfflin, der Beauftragte der
Urheberrechtsinhaber (d.i. die Deutsche
Schillergesellschaft e.V.), hat diesen Online-Zugang zur
Arbeitsdatei bisher nicht gestattet, da er offenbar persönlich die
Herausgabe einer "Digitalen
Fackel" auf CD-ROM exklusiv mit der gale
group noch vor Ablauf der Schutzfrist (d.i.
1. Januar 2007) betreibt.
Es verwundert die Diktion der
Präambel, nämlich dass den "Inhabern der Urheberrechte die
Fackel-Datei absurderweise von der Akademie
vorenthalten" werde, denn
das genaue Gegenteil
ist der Fall: Die Inhaber der Urheberrechte, d.h. deren Beauftragter,
Herr Dr. Friedrich Pfäfflin,
verweigern es der Akademie, einen
Online-Zugang zur Fackel-Arbeitsdatei für die Öffentlichkeit
zu ermöglichen.
Ad 1.:
Die Fördersummen
für das Projekt »Wörterbuch der Fackel (FACKELLEX)«
wurden bereits in der
Anfragebeantwortung
Nr. 2581/AB XXI.GP vom 14. August.2001 (im Detail nach Jahren und
Fördergebern aufgeschlüsselt)
angeführt.
Eine elektronische Edition der Fackel
("Digitale Fackel") ist nicht Gegenstand und Ziel des
Projekts und der Förderung, es gab
daher auch keine Ausgaben für eine "Digitale Fackel".
Ad 2.:
Die Fragestellung ist unklar, denn es ist
nicht erkennbar, ob nach der Aufteilung unter den
Fördergebern oder unter den Kostenarten gefragt wird; folgt man der
Präambel, ist vom
Fragesteller wohl eine Bezugnahme auf die Österreichische Akademie der
Wissenschaften
intendiert: Die Aufteilung aller Aufwendungen, die ein Forschungsvorhaben wie
das Projekt
»Wörterbuch der Fackel
(FACKELLEX)« grundsätzlich verursacht (dazu zählen
ergänzend zu den
angeführten obigen Beispielen wohl auch Lohnverrechnung, Raumpflege
etc.) kann mit 1:1:1
(Bund:Gemeinde Wien: ÖAW) angegeben
werden.
Ad 3.:
Die vom Bund
gewährten öffentlichen Mittel für das Projekt
»Wörterbuch der Fackel
(fackellex)« stammen aus der
Förderung des “Vereins zur Förderung der Ausarbeitung eines
Wörterbuchs der Fackel (Fackellex)", die von der Gemeinde Wien
gewährten Mittel stammen aus
dem Budget der MA 7,
aus dem Budget der ÖAW stammen Mittel für die »Kommission
für
literarische Gebrauchsformen«, in der
neben dem Projekt »Wörterbuch der Fackel (FACKELLEX)«
auch noch andere Forschungsarbeiten
angesiedelt sind, beispielsweise Projekte des FWF u.a.
Ad 4.:
Es wurden die
allgemein üblichen Leistungsvereinbarungen für die Förderung von
Forschungsprojekten
für das Projekt »Wörterbuch der Fackel (fackellex)« getroffen. Eine
Leistungsvereinbarung
für die "Digitale Fackel" (siehe oben) besteht nicht.
Ad 5.:
Nein. Die Edition
einer "Digitalen Fackel" ist nicht Inhalt des Projekts
»Wörterbuch der Fackel
(fackellex)« und daher nicht
Inhalt der Forschungsförderung.
Die Fackel-Arbeitsdatei, die keine
elektronische Edition ist, wurde ausschließlich für die
Ausarbeitung des dreiteiligen
Textwörterbuchs zur Fackel entwickelt. Über die Verwertung von
Projektergebnissen wird - wie
allgemein üblich - erst nach Abschluss des Projekts entschieden.
Ad 6.:
Siehe Antwort zu Frage 1.
Ad 7.:
Eine elektronische
Edition eines Textes, wie es die "Digitale Fackel" wäre, kann
online oder
offline
erfolgen.
Ein allgemeiner
Online-Zugang zur Wörterbuch-Arbeitsdatei der Fackel, die (wie oben
erwähnt)
eben keine "Digitale Fackel" im Sinne einer elektronischen Edition
ist, kann mit Zustimmung der
Inhaber
der Rechte erfolgen, ein benutzerkontrollierter Online-Zugang für alle
Wissenschafterinnen
und Wissenschafter zur Wörterbuch-Arbeitsdatei der Fackel ist nach
Einrichtungsarbeiten
ebenfalls nur mit Zustimmung der Inhaber der Rechte möglich.
Ad 8.:
Der Projektleiter,
Univ.Prof. Dr. Werner Welzig, und der Verlag der Österreichischen Akademie
der
Wissenschaften, führen seit Projektbeginn Lizenzverhandlungen mit den
Inhabern der Rechte
am Werk von Karl Kraus.
Ad 9.:
Wissenschaftliche Daten können der
interessierten Öffentlichkeit dann zur Verfügung gestellt
werden, wenn sie von den wissenschaftlich
Verantwortlichen zur Publikation freigegeben wurden
und wenn keine rechtlichen
Hindernisse im Weg stehen.
Das beste Beispiel für eine gelungene
"breite Streuung" von wissenschaftlichen Daten ist die
bereits 1999 erfolgte Publikation des "Wörterbuchs der
Redensarten", des ersten Bandes des
dreiteiligen Textwörterbuchs zur Fackel,
das bereits nach kurzer Zeit im Handel vergriffen war.
Ad 10.:
Das genannte Honorar inkludiert auch die
Abgeltung der Urheberrechte von Anne Burdick, d.h.
die
Abgeltung der Urheberrechte hat keine zusätzlichen Kosten verursacht.