3009/AB XXI.GP

Eingelangt am: 27.12.2001

 

 


BUNDESMINISTER FÜR SOZIALE SICHERHEIT UND GENERATIONEN

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage der
Abgeordneten Heidrun Silhavy und GenossInnen betreffend Internationales
Jahr der Freiwilligen 2001, Nr. 3044/J, wie folgt:

zu Fragen 1 und 2:

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2001 zum Internationalen Jahr der
Freiwilligen ausgerufen, um die Öffentlichkeit auf diese unverzichtbaren, freiwilligen
Leistungen aufmerksam zu machen und ihnen mehr Stellenwert beizumessen.

In Österreich wurden im Rahmen des Internationalen Jahres der Freiwilligen die
verschiedensten Aktivitäten durchgeführt. Dazu zählen die Einrichtung von
8 Arbeitskreisen und 2 Unterarbeitskreisen, die folgende Themen zum Gegenstand
der Diskussion hatten: Aufwertung von Ehrenamt, bürgerschaftlichem Engagement
und Freiwilligenarbeit, Qualitätssicherung sowie Aus- und Fortbildung im Bereich der
Freiwilligenarbeit, Ehrenamt und Rechtsschutz, Verankerung und Unterstützung der
Freiwilligenarbeit im Bildungswesen, Anwerbung und Vermittlung Ehrenamtlicher,
Anerkennung des Ehrenamtes im öffentlichen Dienst, Unterstützung von
Freiwilligenarbeit durch die Wirtschaft und Modernisierung des Vereinswesens. Im
Rahmen dieser Arbeitskreise wurden gemeinsam mit Experten die Anliegen der
gemeinnützigen Initiativen und Vorschläge für die Weiterentwicklung und
Verbesserung der Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement diskutiert.

Weiters hat mein Ressort das von den Vereinten Nationen ausgerufene
Internationale Jahr der Freiwilligen 2001 zum Anlass genommen, bürgerschaftliches
Engagement in Österreich erstmals mit der Wahl und Auszeichnung der Freiwilligen
des Jahres 2001 zu würdigen. Die Preisträgerinnen wurden im Rahmen einer großen
Galaveranstaltung am 4. Dezember 2001 ausgezeichnet.


Zu den vielfältigen Aktivitäten im Rahmen des Jahres der Freiwilligen zählt auch die
Einrichtung einer Website. Die Homepage liefert umfassende, aktuelle Informationen
zum Internationalen Jahr der Freiwilligen 2001, insbesondere zur Umsetzung in
Österreich, sowie wichtige Grundlagen zur Freiwilligenarbeit in Österreich.
Mit dieser Homepage wurde erstmals in Österreich eine umfassende Plattform der
Freiwilligenarbeit im Internet eingerichtet, die zur Vernetzung der Non-Profit-
Organisationen beitragen soll und allen an Freiwilligenarbeit Interessierten als
Informationsquelle und Hilfestellung bei der Suche nach Aktivitätsfeldern für
ehrenamtliches Engagement dienen soll.

Vor Aufnahme in die Website wurde den Organisationen der - auch in der Website
abrufbare - Fragebogen übermittelt. Der Fragebogen enthält eine Differenzierung in
bezahlte Mitarbeiter und freiwillige Mitarbeiter sowie eine Frage nach Alter und
Geschlecht der freiwilligen Mitarbeiter. Zudem wird abgefragt, welche Art der
Unterstützung und Anerkennung die freiwilligen Mitarbeiter erhalten. Es steht den
Organisationen jedoch frei, wie detailliert sie die Beantwortung der in diesem
Fragebogen enthaltenen Fragen beantworten.

zu Frage 3:

Über 50 % der erwachsenen Österreicher und Österreicherinnen leisten
ehrenamtliche Arbeit. Die quantitativ wichtigsten Arbeitsbereiche der ehrenamtlichen
Arbeit liegen in Österreich im Bereich der “sozialen Dienste", insbesondere in der
Pflege und Betreuung, in der Nachbarschaftshilfe und außerhalb des Sozialbereichs,
im Kulturwesen, in der religiösen Arbeit und im Sport. Der durchschnittliche
Zeitaufwand für Freiwilligenarbeit im sozialen Bereich liegt in Österreich bei fast
sieben Wochenstunden.

Keinesfalls sollte ein Unterschied in der Bewertung ehrenamtlichen Engagements
gemacht werden. Wichtig ist das persönliche Engagement, unabhängig davon, ob es
nun im Gesundheits- oder Sozialbereich, im Bildungs- und Kulturbereich, im Sport
oder anderen Bereichen der Freiwilligenarbeit zum Ausdruck kommt.

Frauen und Männer, die in den verschiedensten Bereichen ihre Erfahrungen, ihr
Wissen und Können unentgeltlich der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, tun dies
aus echter Bereitschaft, in einem von ihnen selbst gewählten Bereich ihren Beitrag
für das Gemeinwohl zu leisten.

Freiwilligenarbeit bzw. ehrenamtliches Engagement ist Arbeit, die nicht mit Geld
bezahlt wird und die überdies Menschen zugute kommt, die nicht im eigenen
Haushalt leben, ist also nicht mit Familienarbeit gleichzusetzen.

Selbstverständlich soll dieses freiwillige Engagement für die ehrenamtlich Tätigen
auch eine Bereicherung des eigenen Lebens darstellen: durch neue
Kontaktmöglichkeiten, Gewinnung von Lebenssinn, verbesserte
Informationsmöglichkeiten, vermehrte Mitsprachemöglichkeiten und verstärkter
Teilnahme am gesellschaftlichen, sozialen und /oder kulturellen Leben.


zu Frage 4:

Aufgrund der durch die NGO's zur Verfügung gestellten Daten ist die Beantwortung
der Frage leider nicht möglich.

zu Frage 5:

Keine Gesellschaft kann es sich heute leisten, auf ehrenamtliches Engagement zu
verzichten, unabhängig davon, ob dies Engagement in organisierten Verbänden oder
im informellen Bereich im Rahmen gelebter Gemeinde- und Nachbarschaftshilfe
geleistet wird.

Für den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft sind die Freiwilligen und
Ehrenamtlichen unentbehrlich.

Am 4. Dezember 2000 hat die österreichische Bundesregierung mit der feierlichen
Konstituierung des Österreichischen Nationalkomitees das Jahr der Freiwilligen
eingeleitet und dadurch ihren Willen zum Ausdruck gebracht, in diesem von den
Vereinten Nationen ausgerufenen Jahr der Freiwilligen nicht nur auf die große
Bedeutung des freiwilligen Engagements für die Gesellschaft aufmerksam zu
machen, sondern gleichzeitig konkrete Impulse dafür zu geben, die strukturellen
Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement zu verbessern.
Viele gesellschaftliche Leistungen können überhaupt nur durch dieses Engagement
erbracht werden. Im Rahmen einer Studie hat Herr Univ.Prof. Dr. Christoph Badelt
errechnet, dass allein in Österreich jährlich ein Beitrag im Gegenwert von über
87 Milliarden Schilling durch das uneigennützige freiwillige Engagement eingebracht
wird.

Die demografischen gesellschaftlichen Veränderungen, der Wandel der
traditionellen Familienstrukturen; der Anstieg der Lebenserwartung, die steigende
Anzahl älterer Menschen, aber auch Isolations- und Entsolidarisierungstendenzen in
unserer modernen Gesellschaft zeigen, das freiwilliges Engagement für den sozialen
Zusammenhalt und das soziale Klima in unserer Gesellschaft immer wichtiger wird.

Selbstverständlich hat der Staat in allen Bereichen des sozialen und kulturellen

Lebens für die Sicherstellung einer Grundversorgung Sorge zu tragen.

Es ist jedoch auch die Aufgabe des Staates,  die  richtigen  Impulse und die

notwendige Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Die Verantwortung des Staates muss

darin   liegen,   die   Voraussetzungen   für   die   Umsetzung   des   ehrenamtlichen

Engagements und für die Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen zu

schaffen.

Die Entscheidung für ehrenamtliches Engagement in einem bestimmten Bereich ist
jedoch in der Motivation jedes Einzelnen begründet.

zu Frage 6:

Im Rahmen der Diskussionen in den im Zusammenhang mit dem internationalen
Jahr der Freiwilligen eingerichteten Arbeitskreisen wurden Handlungsfelder für Bund,
Länder, Gemeinden und den Beitrag der NGO's deutlich gemacht.


zu Frage 7:

Es ist nicht daran gedacht und auch von keiner Seite die Forderung aufgestellt
worden, gemeingesellschaftliche Aufgaben der individuellen Verantwortung
zuzuordnen.