3124/AB XXI.GP
Eingelangt am: 22.01.2002
Bundesministerium
für Verkehr,
Innovation und Technologie
Die schriftliche parlamentarische Anfrage
Nr. 3131/J-NR/2001 betreffend Missstände bei der
“Rollenden Landstraße", die die Abgeordneten Mag. Kukacka und
KollegInnen am 22. November
2001 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:
Grundsätzlich ist zur Rollenden
Landstraße (RoLa) festzustellen, dass sich in den letzten zehn
Jahren ihr Aufkommen mehr als verdoppelt hat.
Die Zielsetzungen der
ÖBB für die RoLa (Verdoppelung des Aufkommens von 2000) würde
eine
relativ rasche Realisierung eines neuen Konzeptes erfordern.
Vor Inangriffnahme von
Investments sind jedoch die verkehrspolitischen und organisatorischen
Rahmenbedingungen zu klären. Die Zielgruppe der Rollenden Landstraße
sind primär die
Frachter. Sie sind es, die in ihrem Anbot an den Verlader bzw. Spediteur eine
bestimmte
Transportroute zugrunde gelegt haben und auch für die allenfalls
erforderlichen Genehmigungen
(Fahrgenehmigung, Öko-Punkte) bzw. Rahmenbedingungen (Ruhezeiten der
Fahrer) zu sorgen
haben.
Im Gegensatz zum UKV (unbegleiteter
Kombiverkehr) ist bei der RoLa die Transportmittelwahl in
Richtung LKW bereits gefallen. Wenn die RoLa auch nach Wegfall der
verkehrspolitischen Zwänge
Erfolg haben möchte, muss sie als Problemloser für Engpässe der
Frachter sorgen. Neben
Kostenfaktoren, wie steigende Dieselpreise und Road-Pricing ist es vor allem
der Faktor Zeit, bei
dem die Bahn punkten kann.
Nach ca. 250.000 beförderten LKW im
Jahr 1999 und ca. 310.000 beförderten LKW im Jahr 2000
wird das Beförderungsvolumen
der "Rollenden Landstraße (RoLa)" im Jahr 2001 ca. 380.000 LKW
erreichen. Dies entspricht einem Mengenwachstum von über 50 % in 2 Jahren
und zeigt deutlich
den Erfolg der österreichischen Verkehrspolitik.
Die LKW Stellplatzkapazität wurde
2001 auf 400.000 LKW angehoben, 2002 wird sich die
Kapazität auf über 500.000 LKW nochmals erweitern und damit
gegenüber 1999 verdoppeln.
Zu den Fragen im Detail haben mir die österreichischen
Bundesbahnen folgende
Informationen übermittelt:
Fragen 1, 2 und 3:
Können Sie eine Aussage
bezüglich der Handhabung der Vermietung von bestehenden Trassen
seitens der ÖBB machen?
Besteht der Vorwurf, Trassen würden von
den ÖBB bewusst nicht vermietet werden, zu Recht?
Wenn ja, um welche Trassen auf welchen Strecken handelt es sich und wie werden
Sie
sicherstellen, dass dieser Missstand beseitigt wird?
Antwort:
Die ÖBB haben gegenüber meinem Ressort im Juli
2001 bekannt gegeben, dass auf der
Brennerroute 76 Zugtrassen frei sind. Davon sind 40 Zugtrassen in der Relation
München - Verona
und zurück international abgestimmt. 36 Zugtrassen in der Relation
Kufstein - Brenner und zurück
beziehen sich rein auf nationale Fahrwegkapazität. Der Trassenkonstruktion
wurden
Produktionsbedingungen für konventionelle Güterzüge (auch
Kombinierter Verkehr) zu Grunde
gelegt. Die besonderen produktionstechnischen Voraussetzungen für RoLa
haben zur Folge, dass
nicht jede der vorbereiteten Trassen für RoLa geeignet ist. In jedem Fall
könnten aber sofort 20
Zugtrassen mit Eignung für RoLa zur Verfügung gestellt werden.
Festzuhalten wäre, dass es von der
Veröffentlichung der freien Schienenkapazität am Brenner
Ende Juli 2001 bis dato (Ende November 2001) keine einzige Trassennachfrage
bzw.
Trassenbestellung für RoLa gegeben hat. Der Vorwurf, die ÖBB
würden Zugtrassen bewusst nicht
vermieten, ist daher
unzutreffend.
Frage 4:
Sind die Vorwürfe bezüglich des schlechten Zustandes der Aufenthaltswaggons gerechtfertigt?
Antwort:
Der Einsatz der RoLa-Begleitwagen ist entsprechend den
jeweiligen Relationen geregelt, wobei
neben überwiegend von den ÖBB zu stellenden Begleitwagen auch
ungarische, slowenische und
deutsche sowie Begleitwagen der Fa. BERTANI zum Einsatz kommen.
Als Ersatz für überaltete Begleitwagen setzen die
ÖBB 30 Liegewagen ein, die seit Herbst 2000 im
Rahmen eines umfangreichen Umbaus sukzessive den Bedürfnissen der RoLa
angepasst werden.
Die Wagen erhalten insbesondere Vakuum-WC, neue
Waschräume, Küche mit Aufenthaltsraum,
Handy-Ladegeräte, Dieselaggregat zur Stromversorgung während
längerer Stillstände etc. Das
Investitionsvolumen beträgt über
S 100 Mio.
Bedingt durch das enorme Wachstum der RoLa-Verkehre sind
Probleme mit der Stellung der
RoLa-Begleitwagen nicht immer vermeidbar gewesen.
- Die DB hat aus betriebsinternen Gründen ihre Liegewagen 2001 schneller zurückgezogen, als
bei Anlaufen des ÖBB-Umbauprogrammes im Jahr 2000 vereinbart war. Dies führte zu
Wagenmangel auf der Brennerachse.
- Durch das laufende Umbauprogramm befinden sich derzeit mehr Wagen in den Werkstätten
als bei normalem Planbetrieb.
- In der Anlaufphase treten naturgemäß "Kinderkrankheiten" auf (insbesondere im Bereich der
Vakuum-WC und der Heizung). Eine Erprobungsphase war den ÖBB nicht möglich, da die
Wagen aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach RoLa-Verkehren sofort dem Betrieb
übergeben werden mussten.
- Die spezielle Vakuum-WC-Entsorgungsanlage konnte am Brenner wegen fehlender
wasserrechtlicher Bescheide nicht errichtet werden. Es musste daher ein Provisorium
installiert werden.
- Im Falle eines Ausfalls ausländischer Begleitwagen (in der Regel deutsche oder ungarische
Wagen) müssen die ÖBB - in der Regel ohne Vorankündigung - entsprechenden Ersatz
stellen.
Aus diesen Gründen sowie aus einer Reihe
weiterer, sich summierender Bagatellprobleme (z. B.
fehlende Stromversorgungseinrichtung in Verona) kam es trotz Anmietung von 5
tschechischen
Liegewagen zu Engpässen und Problemen mit der Reinigung, Heizung sowie
WC-Entsorgung.
Frage 5:
Wenn ja, welche Maßnahmen werden Sie setzen, um zu
gewährleisten, dass die
Aufenthaltswägen “westlichen Standard" erreichen?
Antwort:
Seitens der ÖBB wurden bzw. werden folgende Sofortmaßnahmen gesetzt:
- Einsatz einer privaten Reinigungsfirma im Terminal Brennersee (seit 05. 11. 2001).
- Geringfügige Adaptierungen (Ersatz von Schlössern etc.) ermöglichen rasche
Störungsbehebungen vor Ort.
- Seit 01. 12. 2001 werden von den ÖBB in Wels und in Tirol für die Begleitwagen spezielle
"Koordinatoren " eingesetzt. Durch Ablaufoptimierungen können so Störungen schnell
behoben bzw. vermieden werden.
Die ÖBB werden Anfang 2002 ihren Begleitwagenbestand um weitere zwei Wagen
aufstocken.
Frage 6:
Wie stehen Sie zu dem Vorschlag, bis zur Verbesserung
dieser Situation Privatbusse auf Kosten
der ÖBB anzumieten?
Antwort:
Ein Ersatz von Begleitwagen durch Privatbusse würde umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen
erfordern:
- Es müssten entsprechende Sicherheitsvorkehrungen für Unregelmäßigkeiten während des
Transportes getroffen werden, wenn der Lenker nicht beim Zug ist bzw. nicht mehr - so wie
heute - im Bedarfsfall sofort zum Zug gerufen werden kann.
- Im Verkehr über EU-Außengrenzen wären im Hinblick auf die Zoll- und
Schengenbestimmungen besondere Vorkehrungen erforderlich.
- Desweiteren ist insbesondere im Verkehr über die EU-Außengrenze nicht auszuschließen,
dass die Fahrzeit des Busses bei Grenzwartezeiten die Fahrzeit des Zuges übersteigt und so
der Zug nach Ankunft nicht termingerecht entladen werden könnte. Darüberhinaus ergäben
sich Probleme, wenn einem LKW-Lenker aus behördlichen Gründen der Grenzübertritt
verweigert würde.
- Die Kosten des Buseinsatzes würden die Begleitwagenkosten weit übersteigen. Diese
zusätzlichen Aufwendungen sind in der heutigen Preiskalkulation nicht unterzubringen.
Im Hinblick auf die zitierten
Problemstellungen sowie insbesondere auf die von den ÖBB bereits
eingeleiteten Maßnahmen zur Beseitigung der Begleitwagenprobleme
wäre der Einsatz von
Privatbussen - aus Sicht der ÖBB - fraglos entbehrlich.