3200/AB XXI.GP

Eingelangt am: 13.02.2002

Bundesministerium für
Bildung, Wissenschaft
und Kultur

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 3228/J-NR/2001 betreffend Sportunterricht in
Schulen, die die Abgeordneten Beate Schasching, Genossinnen und Genossen am
13. Dezember 2001 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:


Ad 1.:

Die Gestaltung des Unterrichtes im Pflichtgegenstand Leibesübungen (“Bewegung und Sport") in
den Schulen ist ein Teil der Überlegungen zur “täglichen Bewegungszeit" für Schülerinnen und
Schülern. Für Kinder und Jugendliche sollen weiterhin einschlägige Angebote im Bereich der un-
verbindlichen Übungen zur Verfügung stehen, es soll aber auch vermehrt ein Übergang in die
außerschulische Sportwelt (Sportanbieter, Sportvereine) ermöglicht werden. Letztlich ist auch die
Bewegungswelt der einzelnen Familie ein wesentlicher Faktor für das Gesamtausmass der Be-
wegungszeit für Schülerinnen und Schüler.

Volksschule: die Maßnahmen der “Aktion Bewegte Schule" im Grundschulbereich (“Gesund &
Munter", “Verlässliche Grundschule") werden fortgeführt.

•    Hier steht den Volksschullehrer/innen mit dem zweiten Semester eine Broschüre und ein
Lehrvideo zum Anfängerschwimmen zur Verfügung, um damit eine Qualitätsverbesserung
zum modernen Schwimmunterricht zu erreichen.

•    Weiters wurde mit dem ORF (Confetti-TV mit den Clowns Rico und Rocky) eine Übungs-
serie (Ausgleich und Entspannung) erstellt, dessen Basis die in den Klassenzimmern
hängenden Plakate darstellen. Es wird versucht, diese Übungen auch in das Elternhaus hin-
einzutragen. Die Serie wird mehrfach wiederholt und das Material wird den Schulen auch
als Videoband zur Verfügung gestellt.


In der Sekundarstufe I wird in Zusammenarbeit mit den Instituten für Sportwissenschaften der
Universität Salzburg und Wien und dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost Wien die Überprüfung
der körperlichen Fitness (“Klug & Fit") neu gestaltet.

•  Zielsetzung der “Aktion Klug & Fit" ist es, auf der Basis einer sportmotorischen Über-
prüfung und von Muskelfunktionstests Schwerpunkte im Unterricht Leibesübungen (“Be-
wegung und Sport") zu setzen, um Verbesserungen im Bereich der Ausdauer,
Koordinationsfähigkeit, Kraft und Schnelligkeit zu erreichen. Es bestehen auch
Kooperationsmodelle mit Sportvereinen, um diese Zielsetzung auch im außerschulischen
Bereich zu verfolgen.

•   Durch die Entwicklung eines Informationsturmes (“Sport.Info.Turm") für Schulen wird das
Angebot der regionalen Sportanbieter (Sportvereine, Gesundheits-Studios, etc) für
Schüler/innen ersichtlich. Die vermehrte Zusammenarbeit zwischen Bewegungserziehern
und zB. Vereinsvertretern wird angestrebt.

•    Die Lehrplanreform in der Sekundarstufe I hat eine wichtige Weiterentwicklung zum ver-
antwortungsvollen Planen und Gestalten der Bewegungserziehung an den einzelnen
Schulstandorten bewirkt. Derzeit wird auf einer breiten Basis ein “Lehrmittel" auf der
Grundlage des Lehrplanes erarbeitet. Durch dieses Material wird die Planung der
Lehrer/innen wesentlich erleichtert, und durch exemplarische Unterrichtsmodule wird die
Aufmerksamkeit auf besondere Anliegen des Ressorts (Schwimmen, Naturerlebnis, Team-
fähigkeit, Trendsportarten etc.) gelegt. Die Materialien sollen nicht nur als gedruckte Sam-
melmappe, sondern auch entsprechend gestaltet als DVD-Medium hergestellt werden.

In der Sekundarstufe II werden über die Fach-Schulaufsicht (Fachinspektoren für Leibeser-
ziehung) Maßnahmen gesetzt, um für “Bewegung" in den einzelnen Schulprofilen einen ent-
sprechenden Raum zu schaffen.

•   Dazu zählen Bewegungsangebote in den Pausen, strukturierte (an der Freizeitgestaltung
orientierte) Schulprogramme, entsprechende sportliche Schwerpunkte bei Schulveran-
staltungen,

•  Anregung an die Schulpartnerschaft in berufsbildenden Schulen, nicht nur autonome
Regelungen zur Kürzung des Unterrichtsgegenstandes Leibesübungen (Bewegung und
Sport) zu unterlassen, sondern im Gegenteil in jenen Schul stufen, in denen der Gegenstand
nicht vorgesehen ist, Angebote zu ermöglichen.

Für alle Schulformen gilt die Schwerpunktsetzung auf Wandern in der Bergwelt im Zusammenhang
mit dem “Internationalen Jahr der Berge 2002". Gestaltungsvorschlage für Sommer- und Winter-
wanderungen werden in den Schulen vorgesehen und Motivationswettbewerbe (über die Fachzeit-


Schriften “Bewegung und Sport" bzw. “SKI-Schulsport" und über das Internet
(http://www.bewegung.ac.at) angeboten.

Der Gestaltung von Sportwochen in den Schulen (vor allem durch Lehrer/innen) wird eine be-
sondere Bedeutung wegen des Motivationscharakters und der “Schnuppermöglichkeiten" (Kennen-
lernen neuer Sportarten, die im Schulrahmen vielleicht nicht berücksichtig werden können) zuge-
schrieben.

Ad 2.:

Die Schulautonomie erlaubt jeder Schule im Sinne der Profilbildung einen Schwerpunkt in
Leibesübungen zu setzen. Diese Entscheidung ermöglicht ein, gegenüber der Normalform der
jeweiligen Schule, vermehrtes Bewegungsangebot, oder sogar bewegungsorientierte Gegenstände
bzw. Projekte. Viele dieser Maßnahmen werden in Kooperationen zu Sportverbänden,
Sportvereinen oder Sporteinrichtungen von Gemeinden gesetzt.

Zur besonderen Förderung motorisch Begabter wurden in Österreich seit 1962 Schulen mit sport-
lichem Schwerpunkt eingerichtet. In diesen Schulen wird in besonderer Weise darauf geachtet, dass
unterrichtende Lehrerinnen und Lehrer über die Lehramtsprüfung hinausgehende sportorientierte
Ausbildungen aufweisen und damit auch eine Verbindung zum Vereinssport in Training und
Wettkampf herstellen.

Ad 3.:

Den individuellen Neigungen der Schülerinnen und Schüler für einzelne Sportarten kann man durch
Differenzierung im Unterricht, durch Kooperationsmodelle und durch die Einrichtung von unver-
bindlichem Unterricht Leibesübungen (Bewegung und Sport) gerecht werden.

Von 6.152 Schulen in Österreich, die in einer Befragung zum Schuljahr 1999/2000 erfasst wurden,
boten 2.705 Schulen (d.s. rund 44 %) eine oder mehrere unverbindliche Übungen “Leibesübungen"
(Bewegung und Sport) an.

An der grundsätzlichen Verfügbarkeit von Werteinheiten in den genannten Planstellenbereichen hat
sich auch im aktuellen Schuljahr nicht Wesentliches geändert. Für den Bereich der Pflichtschulen
muss auf die Kompetenz der einzelnen Bundesländer verwiesen werden.


Ad 4.:

Grundsätzlich wird die Bewegungserziehung der Mädchen durch die entsprechenden Schwerpunkte

in der Lehrbildung berücksichtigt.

Informationschwerpunkte bzw. Aktionen wurden in der Vergangenheit im Zusammenhang mit

Selbstverteidigungsmodellen und mit Tanz und Tanzgestaltung gesetzt.

Derzeit werden folgende Maßnahmen getroffen:

•  Die im Rahmen des 14. Kongresses der “International Association of Physical Education
and Sport for Girls and Women (IAPESGW)", 26. - 29. Oktober 2001, entwickelten Pro-
grammideen wurden an alle Landesschulräte (Schulaufsicht, Lehrerfortbildung) weiter-
geben.

•  Unterstützung des aktuell gegründeten FrauenForumLeibeserziehung mit seiner neuen
Schriftenreihe “Mädchen im Turnsaal". Dazu zählen inhaltliche Schwerpunkte wie:
Mädchen stärken; Menstruation im Turnunterricht; Umgang mit Essstörungen. Nach einer
Pilotphase in Wien und Niederösterreich soll die Plattform für ganz Österreich wirksam
werden.

•  Das bm:bwk übernimmt Projektvorschläge (insbesondere im Hinblick auf Kooperationen)
des Arbeitskreises “Frauen und Sport" der Österreichischen Bundessportorganisation. In
diesem Zusammenhang wurde auch eine Veranstaltung für Schülerinnen unterstützt.

Ad 5 und 6.:

Die “tägliche Turnstunde" als Verankerung des Pflichtgegenstandes Leibesübungen (Bewegung
und Sport) in den Stundentafeln der Lehrpläne der Pflichtschule ist nicht möglich. Wohl aber gilt
es, eine möglichst “tägliche Bewegungszeit" vorzusehen.

Eine sinnvolle Ergänzung des Unterrichtes

•    durch Bewegungsangebote im Schulrahmen (Schulweg, Pause, gelenkte Freizeit, Freizeit),

•  durch Motivation der Erziehungsberechtigten, im Rahmen der Familie abgestimmt auf die
S
chule Bewegungsmöglichkeit zu schaffen, und

• durch sinnvolles Nutzen von Sportvereinsangeboten (unverbindliches Sporttreiben,
Training, Wertkampf)

lässt das Ziel der möglichst täglichen Bewegung erreichbar erscheinen.