3627/AB XXI.GP
Eingelangt am: 17.05.2002
BM für Verkehr, Innovation und Technologie
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.
3636/J-NR/2002 betreffend Finanzierungssicherheit für
Forschungsförderung, die die Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und
Freunde am 20. März
2002 an mich gerichtet haben, beehre ich
mich wie folgt zu beantworten:
Frage 1:
Wie wollen Sie gewährleisten, dass die Ausgaben
für Forschung und Entwicklung bis ins Jahr
2005 auf 2,5 % am BIP angehoben werden ?
Antwort:
Die weitere Anhebung der Forschungsausgaben ist von
mehreren Faktoren abhängig, die nicht
ausschließlich vom bmvit beeinflusst werden können. Im gesamten
Zuständigkeitsbereich ist von
wesentlicher Bedeutung, inwieweit die staatlichen Maßnahmen private
Investitionen im F&E-
Bereich zu stimulieren vermögen. Die Aktivitäten meines Ressorts sind
daher darauf gerichtet,
zusätzliche F&E-Ausgaben der Wirtschaft auszulösen und in den
internationalen Programmen,
vorrangig in den Rahmenprogrammen der EU zusätzliche Förderungen zu
erlangen. Um die
Hebelwirkungen der Forschung zu verstärken, die Effizienz der Institutionen
zu erhöhen und eine
entsprechende Forschungsquote zu erreichen, wird derzeit auch an der
Optimierung der
Strukturen gearbeitet. Insbesondere wird vom bmvit eine umfangreiche,
internationale Evaluierung
der beiden Forschungsförderungsfonds in Auftrag gegeben, um deren
Wirksamkeit im
europäischen und nationalen Innovationssystem zu beleuchten. Die
Ergebnisse dieser
Evaluierung werden noch in dieser Legislaturperiode zur Verfügung stehen
und Grundlage
allfälliger Reformen sein.
Frage 2:
Welche Anreize gibt es für Unternehmen, selbst in die
Forschung zu investieren und wie fördern
diese Anreize die Erreichung der Forschungsquote?
Antwort:
Bei allen Fördermaßnahmen des bmvit, mit
Ausnahme jener im Bereich der Grundlagenforschung,
ist die Mitfinanzierung durch Unternehmen Grundvoraussetzung für den
Erhalt einer Förderung.
Durch diese Förderungen ist daher für Unternehmen von vornherein die
Notwendigkeit gegeben,
selbst in F+E zu investieren. Mein Ressort ist bestrebt, durch seine
Förderungen möglichst
nachhaltige Additionalitätseffekte zu
erreichen und Mitnahmeeffekte zu minimieren. Neben dem
bewährten Förderinstrumentarium des FFF, für den seitens des
bmvit überdurchschnittliche
Budgetsteigerungen (ca 25 % p.a.) erwirkt werden konnten, soll dies vor allem
durch ein
längerfristiges Engagement von Unternehmen in Projekten erreicht werden,
die über kurzfristig
orientierte Entwicklungen hinausgehen. Entsprechende Förderprogramme, wie
etwa das
Kompetenzzentrenprogramm “K plus", erhöhen durch ihre
Orientierung auf die Zusammenarbeit
Wissenschaft-Wirtschaft auch den zusätzlichen Nutzen der u.a. in
Universitäten und
Forschungseinrichtungen eingesetzten
Mittel.
Frage 3:
Woher sollen Ihrer Ansicht nach die
zusätzlich benötigten Mittel für die Anhebung der
Forschungsquote kommen?
Antwort:
Soweit die direkten Förderungen des bmvit angesprochen
sind, kommen diese Mittel aus der 2.
Tranche an Sondermitteln in der Höhe von 508 Mio Euro. Die verbesserte
Ausschöpfung der EU-
Fördermittel wird einen zusätzlichen Beitrag leisten.
Frage 4:
Was wollen Sie tun, um die Ausgaben für
angewandte Forschung in Österreich auf internationales
Niveau anzuheben?
Antwort
Die Anhebung und kontinuierliche Steigerung der Ausgaben
für angewandte Forschung ist in
engem Zusammenhang mit der diesbezüglichen Leistungsfähigkeit der
Wirtschaft zu sehen.
Derzeit ist Österreich im internationalen Vergleich in erster Linie bei
der Innovationskapazität von
KMUs sehr gut positioniert. Dieses Potenzial wird vor allem durch den FFF
hervorragend
unterstützt. Neben einer produkt- und verwertungsorientierten
Förderung muss es aber auch
gelingen, das F+E - Potenzial der Wirtschaft nachhaltig zu stärken, um sie
damit einerseits
aufnahmefähig für entsprechend dimensionierte
Fördermaßnahmen, andererseits leistungsfähig
für substanzielle eigene F+E - Leistungen zu machen. Die Stärkung des
dafür notwendigen
Potenzials geschieht in erster Linie durch die Förderung eines
längerfristigen Commitments zur
Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Frage 5:
Existieren Ihrerseits Bemühungen, Modelle für
eine längerfristige Gesamtfinanzierung des FFF
auszuarbeiten?
Antwort:
Der Finanzbedarf des FFF ist - so wie die anderer
Förderungsinstitutionen - in die mittelfristige
Finanzplanung des bmvit aufgenommen. Im Detail verweise ich auf die
Ausführungen zu Frage 6.
Frage 6:
Wie wollen Sie für den FFF als wichtigster Institution
für die Finanzierung angewandter Forschung
in Österreich mittelfristig Planungssicherheit herstellen?
Antwort:
Nach einer Periode der Null-Budgetierung
des FFF (1998 und 2000) war es für das bmvit zunächst
das vorrangige Ziel, die Dotierung des FFF aus dem ordentlichen Budget wieder
auf dem
vorherigen Niveau zu stabilisieren (ca 40 Mio Euro). Darüber hinaus wurden
dem FFF in den
Jahren 2000, 2001 und 2002
Sondermittel in der Höhe von rund 11, 22 bzw. 36 Mio Euro
zugeführt. Demnach kann
der FFF auf Steigerungsraten von 26,5 % (von 2000 auf 2001) und von
23,3 % (von 2001 auf 2002) der Bundesmitteln verweisen.
Um Förderungszusagen
für mehrjährige Projekte zu gewährleisten, wurde dem FFF auch
die
Möglichkeit der Vorbelastung zukünftiger Budgets in Höhe von ca
40 Mio Euro eingeräumt, um
auch Förderungszusagen für mehrjährige Projekte zu
gewährleisten.
Für 2003 hat der FFF
einen Mittelbedarf von insgesamt 140 Mio Euro angemeldet. Angesichts der
angespannten Finanzlage wird mein Ressort im Sinne der mittelfristigen
Finanzplanung (2000 bis
2003) aus heutiger Sicht eine Zuführung an Bundesmitteln in der Höhe
von 85 Mio Euro - das
wäre eine neuerliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr von ca 10 % -
ansteuern. Dieser
Vorschlag ist aber jedenfalls noch mit dem BMF abzustimmen.
Frage 7:
Welche Rolle spielt Ihres
Erachtens die anwendungsorientierte Forschung für die gesellschaftliche
und wirtschaftliche Entwicklung Österreichs?
Antwort:
Es ist eine anerkannte Tatsache, dass
Forschung und Entwicklung einen immer wichtigeren
Produktionsfaktor darstellen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es daher
für eine kleine und
offene Volkswirtschaft wie Österreich entscheidend, eine hohe F+E -
Intensität zu erreichen.
Darüber hinaus profitiert die gesamte Gesellschaft nicht nur von einer
positiven wirtschaftlichen
Entwicklung, sondern auch von einem breiten wissenschaftlichen
Problemlösungspotenzial. Aus
diesem Grund darf auch die langfristig orientierte wissenschaftliche Basis, die
anwendungsorientierte Forschung überhaupt erst ermöglicht, nicht aus
den Augen verloren
werden.
Frage 8:
Welche Hindernisse existieren Ihrer
Ansicht nach für Unternehmen, selber in die Forschung zu
investieren?
Antwort:
Diese Fragestellung wurde bereits durch
den Innovationsbericht 2001, den das BMWA im Auftrag
der Bundesregierung unter Mitwirkung der anderen betroffenen Ressorts erstellen
ließ, untersucht.
Demnach liegen die Haupthindernisse für eigene Investitionen der
Unternehmen vor allem in
Organisationsdefiziten, die der Entwicklung und Anwendung neuer Technologien
entgegenstehen
und diese verteuern, sowie in geringer Risikobereitschaft und starken
traditionellen Bindungen.
Frage 9:
Gibt es Strategien, um diese Hindernisse zu beseitigen?
Antwort:
Für die Effektivität öffentlicher Förderungen
ist nicht nur die finanzielle Nettokomponente
ausschlaggebend, sondern auch ihre Zugänglichkeit, die sich am Grad
organisatorischer
Flexibilität der Zielgruppen zu orientieren hat. In meinem Ressort wurde
daher ein kurz vor dem
Abschluss stehendes Projekt initiiert, das den benutzerorientierten Zugang zu
Förderungen
ermöglichen soll.