371/AB XXI.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Pilz, Freundinnen und Freunde haben am
24. Februar 2000 unter der Nr. 391/J an mich eine schriftliche parlamentarische
Anfrage gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1:
Nach Auskunft der Landestourismusorganisationen gibt es bisher keine nachhaltigen
Stornierungen im Ferientourismus.
Zu Frage 2:
Die Vertreter der Kongresswirtschaft meldeten bislang nur vereinzelt Absagen im
Kongressbereich für den Zeitraum 2000/2001. Da es keine Stornostatistik der letzten
Jahre gibt, ist ein Vergleich mit den Vorjahren nicht möglich.
Zu Frage 3:
Wie bereits ausgeführt, liegen bislang nur vereinzelte bzw. keine nachhaltigen
Stornierungen vor. Bei drohenden oder tatsächlichen Storni bemühen sich die
Reiseveranstalter natürlich um Ersatzgeschäfte; die Bezifferung eines allfälligen
Schadens ist nicht möglich.
Zu Frage 4:
Fremdenverkehrsbetriebe (Hotellerie, Gastronomie, touristische
Infrastrukturunternehmen und Seilbahngesellschaften) mit wirtschaftlichen
Schwierigkeiten können unter den in den einschlägigen Richtlinien angeführten
Voraussetzungen im Rahmen der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Arbeit von der Österreichischen Hotel - und Tourismusbank GesmbH
gestionierten Förderungsaktion ,,IOP - Tourismus - Förderung 2000 - 2006“, Teil D:
,,TOP - Restruktionierungsmaßnahmen“ unterstützt werden. Um wirtschaftliche
Probleme bei Kongressen abzufedern,
beabsichtigt der Bundesminister für
Wirtschaft und Arbeit, die Initiative zu ergreifen und eine Haftungsübernahme
vorzunehmen.
Zu Fragen 5 bis 7:
Es sind vereinzelte Stornierungen von Aufträgen bekannt. Eine Existenzgefährdung
von Betrieben oder ein Personalabbau als Folge der Regierungsbildung ist nicht
festzustellen.
Festzustellen ist jedoch, dass zahlreiche - große internationale - Unternehmen
Österreich als Wirtschaftsstandort schätzen und daher große Investitionen planen
und durchführen. So haben im Februar verschiedene Firmen konkrete
Investitionsvorhaben in Österreich gemeldet, die ich hier auszugsweise anführe:
Daimler - Chrysler will an die Steyr - Fahrzeugtechnik Aufträge von ca. 50 Mrd. ATS
innerhalb von 10 Jahren vergeben.
Siemens plant die Investitionen auf 4,2 Mrd. ATS zu steigern.
Magna plant ein Gesamtinvestitionsvolumen für das Jahr 2000 von 2,5 Mrd. ATS.
VW erwartet für 2000 ein Investititonsvolumen im Ausmaß des Jahres 1999 von ca.
1 Mrd. DM.
MAN plant Investitionen von 1,5 Mrd. ATS zur Verlegung der Leicht - LKW - Produktion
nach Steyr.
Bombardier Rotax investiert 1,5 Mrd. ATS in die Entwicklung einer neuen
Motorengeneration.
BMW beabsichtigt in den kommenden zwei Jahren eine Mrd. ATS in den Ausbau des
Werks Steyr zu investieren.
Opel Austria wird 760 Mio ATS in den Ausbau der Produktionskapazitäten
investieren.
Philips wird in Lebring 450 Mio ATS in den Ausbau der Computer - Monitorröhren -
Produktion investieren.
Der niederländische Chemiekonzern DSM investiert heuer und 2001 ca. 1,3 Mrd.
ATS in neue Produktionsanlagen in Oberösterreich investieren.
Darüberhinaus wählen Konzerne wie Coca Cola oder Ford Österreich als zentralen
Standort für die Betreuung von osteuropäischen Ländern.
Der Vollständigkeit halber wird auch auf die vorläufigen Arbeitsmarktdaten für den
März 2000 verwiesen, die einen neuerlichen Anstieg der Beschäftigung (ohne
geringfügige Beschäftigungsverhältnisse) um 28.114 ausweisen. Die Zahl der
Arbeitslosen gingen dementsprechend im Vergleich zum Vorjahr um 12,7% zurück,
bei Frauen sogar um beachtliche 15,3%. Diese Zahlen belegen, dass Arbeitsplätze
nicht gefährdet sind, sondern geschaffen werden.
Zu Frage 8:
Derzeit sind keine Ausladungen touristischer Unternehmen von internationalen
Messen und ähnlichen Veranstaltungen bekannt.
Die Ausladung der Österreich Werbung von der Tourismus Messe „Salon des
Vacances“ in Brüssel wurde nach Initiativen Österreichs und Gesprächen der
Österreich Werbung mit dem
Messeveranstalter zurückgenommen. Die Österreich
Werbung stieß sowohl bei der Internationalen Tourismusbörse als auch bei der
Brüsseler Tourismusmesse auf großes Publikumsinteresse.
Zu Frage 9:
Gemäß dem in parlamentarischer Behandlung stehenden Entwurf des ÖIAG - Geset -
zes 2000 hat die ÖIAG in Erfüllung des von der Bundesregierung beschlossenen
Privatisierungsauftrages nach dem pflichtgemäßen Ermessen ihrer Organe zu ent -
scheiden, wann und in welchem Umfang Privatisierungen erfolgen. Die ÖIAG hat
dabei im Interesse der Bevölkerung und der jeweiligen Unternehmen unter Wahrung
österreichischer Interessen und der Interessen der österreichischen Wirtschaft
vorzugehen.
Die ÖIAG hat in der Vergangenheit gemäß den Marktbedingungen Beteiligungsver -
käufe an nationale und internationale Investoren erfolgreich durchgeführt und wird
auch in Zukunft gemäß dem zitierten Gesetzesauftrag die weiteren Beteiligungsab -
gaben entsprechend den Marktbedingungen und im Interesse der bestehenden
Aktionäre durchführen.
Zu Frage 10:
Entwicklungen des Kurswertes börsenorientierter Unternehmungen sind je nach
Wahl der Stichtage unterschiedlich zu beurteilen. Mit der Bestellung eines neuen
Aufsichtsrates, der politisch unabhängig und mit internationalen Führungskräften
besetzt ist, bestehen optimale Voraussetzungen, das Vertrauen der Investoren zu
stärken und zu gewinnen.
Zu Frage 12 bis 14:
Grundsätzlich möchte ich auf meine Beantwortung der Dringlichen Anfrage 322/J in
der Sitzung des Nationalrates am 8. Februar 2000 verweisen, in der ich an meiner
Haltung keinerlei Zweifel gelassen habe.
Des Weiteren verweise ich auf die Präambel des Regierungsprogrammes „Verant -
wortung für Österreich - Zukunft im Herzen Europas“, welche als Teil des
Regierungsprogramms die Grundlage für die Arbeit der beiden an der Regierung
beteiligten Parteien ist.
Zu den Fragen 11, 15 bis 26:
Die Frage der Regierungsbildung in Österreich ist eine innere Angelegenheit
Österreichs, in der keine Konsultationen anderer Staaten vorgesehen und
notwendig sind. Zur Frage der Kontakte mit ausländischen Regierungen bzw. des
Informationsstandes über die geplanten Maßnahmen habe ich am 8. und 9. Februar
im Nationalrat ausführlich Stellung genommen, und darf daher auf die
stenographischen Protokolle der beiden Sitzungen verweisen.
Eine Weisung an Beamte „in den EU - Staaten für die Regierungsbildung um
Verständnis zu werben“ hat es nicht
gegeben.
Zu den Fragen 27 und 28:
Am Vormittag des 31. Jänner sagte der portugiesische Staatssekretär im Außen -
ministerium Seixas da Costa sein mit Staatssekretärin Dr. FERRERO - WALDNER
geplantes Treffen in Wien kurzfristig ab.
Ferner wurde der für 1. bis 3. März geplante Staatsbesuch des portugiesischen
Staatspräsidenten Sampaio verschoben.
Der Minister für Außenhandel der Regierung der flämischen Gemeinschaft, Johan
Sauwens, hat seinen für 15. März geplanten Besuch in Wien abgesagt. Ein Zu -
sammentreffen mit Mitgliedern der Bundesregierung war aber nicht in Aussicht
genommen.
Ein Treffen mit Italien auf Ebene der Staatssekretäre war für etwa März dieses
Jahres geplant. Dieses Treffen wurde einvernehmlich verschoben.
Zu Frage 29:
Bundesministerin Dr. Ferrero - Waldner und ich selbst haben daher bereits in vielen
persönlichen Gesprächen mit Regierungschefs und Außenministern der EU einge -
hend das Regierungsprogramm und die künftige Europapolitik, insbesondere die
österreichische Haltung zur Erweiterung der EU, dargelegt.
Ich habe während des Zusammentreffens mit dem EU - Ratsvorsitzenden PM
Guterres in Brüssel und ebenso im Rahmen der Außerordentlichen Tagung des
Europäischen Rates in Lissabon am 23.124. März 2000 den Standpunkt Österreichs
eingehend erläutert; ich habe darauf hingewiesen, dass die Sanktionen der 14
gegen Österreich jeder rechtlichen Basis entbehren und deren Rücknahme
gefordert.
Die Aufhebung der Sanktionen lässt sich nicht durch das Instrumentarium der Ver -
handlung erwirken. Es gilt vor allem, Überzeugungsarbeit zu leisten, die Leistungen
der Regierung darzustellen und dort, wo es zu Verletzungen der Rechte Österreichs
oder zu Benachteiligungen von österreichischen Staatsbürgern und Firmen kommt,
entschieden einzuschreiten.
Darüberhinaus ist im Sinne einer raschen Klärung der Situation eine geschlossene
Vorgangsweise Österreichs gegenüber den anderen Mitgliedsstaaten
wünschenswert. Aus diesem Grunde habe ich - gemeinsam mit der Frau Vizekanzler
- das Gespräch mit den Vorsitzenden der beiden Oppostionsparteien gesucht und
eine solche gemeinsame Vorgangsweise vorgeschlagen. Ich hoffe, dass sich alle im
Parlament vertretenen Parteien - auch im Sinne eines Wunsches der großen
Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher - doch auf eine solche gemeinsame
Vorgangsweise mit dem Ziel der Aufhebung der Maßnahmen verständigen.
Zu Frage 30:
SACEUR General Clarc hätte am 4. Februar 2000 in Wien mit dem Generaltrup -
peninspektor General Pleiner zu Gesprächen auf militärischer Ebene zusammen -
treffen sollen, wobei auch kurze Höflichkeitsbesuche beim Bundesminister für
Landesverteidigung und bei mir selbst in meiner Funktion als Bundesminister für
auswärtige Angelegenheiten vorgesehen
waren. Die Durchführung dieser beiden
Treffen wäre allerdings wegen deren zeitlicher Überschneidung mit der Angelobung
der neuen Bundesregierung ohnehin nur sehr schwer möglich gewesen.
In einem an den Generaltruppeninspektor gerichteten Schreiben bedauerte General
Clarc, den Besuch aus terminlichen Gründen verschieben zu müssen und hob die
hohe Qualität der Arbeitsbeziehungen zu Österreich hervor. Auf beiden Seiten be -
steht die Absicht, den Besuch nachzuholen.
Die Beziehungen Österreichs zur NATO sind von den Maßnahmen der 14 nicht be -
troffen. So hat die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten in ihrer Eigen -
schaft als OSZE Chair in Office am 20. März 2000 Generalsekretär Lord Robertson
zu einem sehr konstruktiven Gespräch getroffen. Sowohl im Euro-Atlantischen Part -
nerschaftsrat als auch im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden funktioniert die
Zusammenarbeit Österreichs mit der NATO und den Partnern reibungslos.
Zu den Fragen 31 bis 35:
Wie ich bereits in Beantwortung der Dringlichen Anfrage 322/J in der Sitzung des
Nationalrates am 8. Februar 2000 ausgeführt habe, habe ich mich bei derartigen Be -
wertungen extrem zurückgehalten und ich bin selbstverständlich nicht der Meinung,
dass sich Jacques Chirac oder Jose Maria Aznar von der österreichischen Sozial -
demokratie steuern lassen. Ich habe auch den Stil der Angriffe auf Jacques Chirac
und die Kritik an der belgischen Regierung verurteilt und öffentlich zurückgewiesen.
Zu den Fragen 36 und 37:
Durch ihre Unterschriften und besonders aber durch die bisher von der Regierung
geleistete Arbeit haben beide Regierungsparteien bewiesen, dass sie die
gemeinsame Arbeitsgrundlage ernst nehmen und diese durch konkrete Taten
umsetzen. Ich bin der Auffassung, dass die Regierung daher an ihrer konkreten
Arbeit gemessen werden soll.
Zu Frage 38:
Wie ich schon in der Beantwortung der Dringlichen Anfrage 322/J am 8. Februar d.
J. im Nationalrat ausgeführt habe, ist die Funktion des Bundeskanzlers keinerlei
Schaden für Österreich wert. Ich werde dieses Amt daher mit Besonnenheit und
Bedacht so ausüben, dass Österreich keinen Schaden nimmt.
Zu den Fragen 39 und 40:
Ich habe den Nationalrat weder fehlinformiert noch getäuscht.