3775/AB XXI.GP
Eingelangt am: 26.06.2002
Der Bundesminister für Justiz
Die
Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Terezija Stoisits, Kolleginnen und Kollegen
haben an mich eine schriftliche Anfrage betreffend “Iran-Reise und
Gesprächsthemen"
gerichtet.
Ich beantworte diese Anfrage wie folgt:
Zu 1:
Ich war vom 22. April bis 25. April 2002 im Iran.
Zu 2:
Im Einklang mit den außenpolitischen Richtlinien der Europäischen Union und der
Österreichischen Bundesregierung soll der Kontakt mit
dem Iran auf verschiedenen
Ebenen gepflogen werden. Zweck meiner Reise war daher der Beginn und die
Weiterentwicklung eines Gedankenaustausches mit Repräsentanten der
islamischen
Justiz.
Zu 3:
Der Botschafter der Islamischen Republik Iran hat mir am 27. Februar 2002 die
Einladung
des Justizministers zu einem offiziellen Besuch in der Islamischen
Republik Iran persönlich überreicht. Mit Schreiben vom 19. März
2002 habe ich
diese Einladung angenommen.
Zu 4:
Das Gespräch mit Justizminister Hojjatoleslam Esmail Shoushtari betraf vor allem
die Zusammenarbeit der beiden Länder auf justiziellem Gebiet. Dabei wurde neben
der
Juristenausbildung auch die Frage der Ratifizierung des Wiener
Kaufrechtsübereinkommens durch den Iran angesprochen.
Im
Anschluss an das Gespräch wurde ein sogenanntes Memorandum Of
Understanding über Kooperationsabsichten zwischen dem Bundesministerium
für
Justiz der Republik Österreich und dem Justizministerium der Islamischen
Republik
Iran unterzeichnet. Dieses Memorandum sieht eine vertiefte Zusammenarbeit der
beiden Ministerien durch Informationsaustausch speziell auf den Gebieten der
Meinungsäußerungs- und Pressefreiheit und durch Erfahrungsaustausch
insbesondere auf dem Gebiet der Terrorismusbekämpfung vor. Beim Einsatz
automationsunterstützter Datenverarbeitung ist ebenfalls ein
Erfahrungsaustausch
vorgesehen.
Der
Vizepräsident der Islamischen Republik Iran, der zugleich Beauftragter zur
Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität ist, berichtete mir über
Bemühungen der
iranischen Regierung im Zusammenwirken mit anderen Ländern, insbesondere
Afghanistan, zur Bekämpfung des
Rauschgifthandels.
Beim
Zusammentreffen mit dem Chef der Justiz der Islamischen Republik Iran
Ajatollah Seyyed Mahmoud Hashemi Shahroudi wurden insbesondere die
internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen Kriminalität und Terrorismus,
Fragen der Menschenrechte und - als österreichisches Anliegen - der Ausbau
der
demokratischen Strukturen im Iran angesprochen.
Mit dem Chef der
Justiz der Provinz Teheran Hojjatoleslam Abbas Ali Alizadeh
wurden Gerichtsstruktur und -Organisation, die Aus- und Fortbildung von
Richtern,
Fragen der Pressefreiheit und Probleme im Zusammenhang mit der
Menschenrechtskonvention
besprochen.
In
Teheran habe ich auch das Gefängnis Evin besucht und mit dem Leiter dieses
Gefängnisses allgemeine Fragen des Strafvollzuges erörtert.
Zu 5 bis 8:
Während meines Aufenthaltes im Iran habe ich mit hochrangigen Persönlichkeiten
der
iranischen Justiz Gespräche zu den verschiedensten Justizthemen
geführt.
Dabei sind viele Bereiche angesprochen worden, die von beiderseitigem Interesse
sind. Das Thema Jugendkriminalität kam nur am Rande - besonders im
Zusammenhang mit Suchtgiftkriminalität - zur Sprache.
Die Frage der Bedeutung eines Jugendgerichtshofes wurde im
Hinblick auf die mit
Österreich wenig vergleichbaren Strukturen im Gerichtsaufbau nicht
berührt.
Tatsächlich konzentrierten sich die
Arbeitsgespräche auf andere Schwerpunkte, die
sich aus der Beantwortung zu Frage 4 ergeben.
Zu 9:
Keine.
Zu 10:
Fragen der Jugendkriminalität wurden bei den Gesprächen nur am Rande berührt.
Dieser
Themenbereich wird daher im Gegensatz zum Erfahrungsaustausch bei der
Bekämpfung organisierter Kriminalität und zum Informationsaustausch
auf dem
Gebiet der Meinungs- und Pressefreiheit sowie bei der
automationsunterstützten
Datenverarbeitung im abgeschlossenen Memorandum nicht gesondert erwähnt.