4021/AB XXI.GP
Eingelangt am: 12.08.2002
BUNDESMINISTER FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT
Auf
die schriftliche Anfrage der Abgeordneten MMag. Dr. Petrovic, Kolleginnen und
Kollegen
vom 12. Juni 2002, Nr. 4001/J, betreffend Puten- bzw. Truthahnproduktion in
Österreich,
beehre ich mich Folgendes mitzuteilen:
Zu Frage 1:
Auf eine getrennte Erfassung der Putenbestände wurde
aufgrund der gemein-
schaftsrechtlichen Vorgaben (Agrarstrukturerhebung) im Jahre 1999 verzichtet.
Aufgrund der
Bedeutung dieser Produktion wurde bereits bei der nächsten Erfassung
(Viehzählungsstichprobe 2000) wieder die Putenpopulation gesondert
erhoben. Auf
Anregung Österreichs werden die Putenbestände auch im Rahmen der
nächsten
Agrarstrukturerhebungen (in den Jahren 2003 und 2005) vom sonstigen
Geflügel getrennt
erfasst
werden.
Die
derzeit verfügbaren Daten über Putenhalter stammen aus dem Jahre
1995, da diese
Daten aus mathematisch-statistischen Gründen nur im Rahmen von
Vollerhebungen
ausgewiesen
werden.
Zu Frage 2:
Nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die Putenhaltung in Österreich.
Putenhalter in Österreich:
|
|
Halter
|
Puten |
|
|
1995 |
2001
|
||
|
B
|
385
|
230.308 |
183.338
|
|
K
|
387
|
113.380 |
73.578
|
|
NO
|
1190 |
176.800 |
153.199
|
|
OÖ
|
1011
|
113.994
|
113.692
|
|
Sbg
|
110
|
1.315
|
545
|
|
Stmk
|
647
|
42.018
|
20.850
|
|
T
|
92
|
713
|
1.228
|
|
V
|
56
|
2.025
|
802
|
|
W
|
1
|
2
|
-
|
|
|
3879
|
680.555
|
547.232
|
|
Quelle:
|
|
|
|
Zu Frage 3:
Über konventionell und alternativ gehaltene Puten in
Österreich ist kein statistisches
Zahlenmaterial verfügbar. In allen Bundesländern ist für die Putenhaltung eine Bodenhaltung
mit festgelegten Besatzdichten und mit genügend Einstreu verpflichtend.
Neben der
Bodenhaltung kommt vereinzelt auch die Freilandhaltung (mind. 10 m2
Auslauf je Pute) und
als Spezialform der Freilandhaltung die biologische Produktion vor.
Zu Frage 4:
In Österreich gab es im Jahre 2001 sieben
Putenbrütereien (Mindesteinlagekapazität von
500 Bruteiern) mit insgesamt 5,994.000 eingelegten Bruteiern. Eine
Aufschlüsselung nach
Bundesländern ist aus Datenschutzgründen nicht möglich.
Zu Frage 5:
Im Jahre 2001 gab es zwei Puten-Schlachthöfe
(Mindestschlachtungen im Vorjahr 5.000
Stück). Insgesamt wurden 2,124.000 Puten geschlachtet. Eine
Aufschlüsselung nach Bun-
desländern ist aus Datenschutzgründen nicht möglich.
Zu Frage 6:
Nachstehende
Übersicht gibt einen Überblick über die Putenfleischimporte aus
Drittländern
bzw. Versendungen aus anderen Mitgliedstaaten für
die Jahre 1999, 2000 und 2001:
|
PUTENFLEISCHIMPORT
|
|
|||
|
|
||||
|
|
Mengen in Tonnen
|
|||
|
|
|
|
|
|
|
Staat
|
1999
|
2000
|
2001
|
|
|
Frankreich
|
8248
|
7498
|
6599 |
|
|
Italien
|
3254
|
1342
|
3299 |
|
|
Deutschland
|
3910
|
2390
|
2314
|
|
|
Ungarn
|
1634
|
2171
|
3160
|
|
|
Tschechien
|
5
|
61
|
441
|
|
|
Großbritannien
|
41
|
43
|
204
|
|
|
Irland
|
7
|
52
|
91
|
|
|
Dänemark
|
0
|
0
|
4
|
|
|
Spanien |
0 |
236 |
431 |
|
|
Schweden |
0 |
22 |
0 |
|
|
Schweiz |
6 |
19 |
32 |
|
|
Polen
|
67
|
156
|
289
|
|
|
Slowakei
|
0
|
0
|
70
|
|
|
Kroatien
|
13
|
0
|
0
|
|
|
Haiti |
1 |
0 |
0
|
|
|
Brasilien |
76 |
106 |
124 |
|
|
Chile |
0 |
0 |
29 |
|
|
Iran |
0 |
0 |
11 |
|
|
Israel
|
211 |
60
|
317
|
|
|
Thailand
|
64
|
51
|
46 |
|
|
Indonesien
|
0 |
0
|
1
|
|
|
China
|
0
|
0
|
7
|
|
|
insgesamt
|
17.537
|
14.207
|
17.469
|
|
|
Quelle: STATISTIK AUSTRIA
|
||||
Putenfleisch
wurde im Jahr 2001 zu 98,1 % in Teilstücken nach Österreich
eingeführt; über
die weitere Vermarktung von Putenfleisch (Gastronomie, andere Verarbeitung)
liegen keine
detaillierten Daten vor.
Zu den Fragen 7 und 8:
Folgende Zusatzstoffe werden u.a. in der Putenmast verwendet:
- Vitamine: Vitamin A, D3, E und andere Vitamine;
- Spurenelemente: Kupfer(ll)sulfat, Manganoxid, Zinkoxid, u.a.;
- Antioxidantien: Butylhydroxytoluol (BHT), Butylhydroxyanisol (BHA), Ethoxiqin,
Propylgalla, u.a.;
- Konservierungsstoffe: Ameisensäure, Propionsäure, Zitronensäure;
- Bindemittel: Talkum (Steatit);
- Mikroorganismen: Bacillus cereus (Paciflor);
- Kokzidiostatika: Monensin Natrium, Diclazuril, Nifursol (speziell gegen die
Schwarzkopfkrankheit der Puten).
Der mengenmäßige Einsatz von Futtermittelzusatzstoffen
in der Putenmast kann nicht
abgeschätzt
werden.
In der Regel werden in Futtermitteln für Puten Spurenelemente, Vitamine,
Antioxidantien und
Konservierungsstoffe eingesetzt. Zur Bekämpfung von Kokzidien werden
Kokzidiostatika
verwendet. Die Tendenz zum Einsatz von Kokzidiostatika ist
rückläufig. Seit 15. Mai 2002
sind sechs bisher zugelassene Kokzidiostatika EU-weit verboten, sodass die
Verwendung
weiter
eingeschränkt wurde.
Zu Frage 9:
Im Rahmen des EG-Zulassungsverfahrens für Nifursol sind sämtliche
erfordlichen
Sicherheitsstudien gemäß der Richtlinie 87/153/EWG zur Festlegung
von Leitlinien zur
Beurteilung von Zusatzstoffen in der Tierernährung durchgeführt
worden.
Folgende
Studien werden in vollem Umfang für jeden einzelnen Zusatzstoff im
Hinblick auf
die Anwendungssicherheit des
Zusatzstoffs verlangt:
- Anwendungssicherheit des Zusatzstoffs bei den Zieltierarten;
- etwaige Risiken aufgrund der Auswahl von Antibiotika und/oder der Übertragung von
Antibiotikaresistenz sowie der erhöhten Persistenz und Ausscheidung von
Darmpathogenen;
- Risiken für den Verbraucher, die sich aus dem Verzehr von Lebensmitteln ergeben
könnten, die Rückstände des Zusatzstoffs oder seiner Metaboliten enthalten;
- Risiken durch Inhalation oder sonstigen Schleimhaut-, Augen- bzw. Hautkontakt für
Personen, die mit dem Zusatzstoff als solchem bzw. als Teil einer Vormischung oder
eines Futtermittels umgehen;
- Risiken schädlicher Wirkungen auf die Umwelt durch den Zusatzstoff selbst oder von ihm
stammende Stoffe, sei es durch direkte Auswirkung, durch tierische Ausscheidungen
oder durch beides.
Zu beachten sind bekannte Unverträglichkeiten und/oder
Wechselwirkungen zwischen dem
Zusatzstoff und Veterinärarzneimitteln und/oder Bestandteilen der
Ernährung, die für die
betreffende Tierart relevant sind.
Um die Risiken für
den Verbraucher bewerten und zu diesem Zweck die MRL (maximum
residue level, bedeutet
Höchst-Rückstandsmengen) und die Wartezeit bestimmen zu
können, müssen folgende Informationen eingereicht werden:
- die chemische Struktur des Wirkstoffs,
- der Metabolismus bei der vorgeschlagenen Zieltierart,
- die Art der Rückstände bei dieser Zieltierart,
- Studie zur Depletion der Rückstände im Gewebe,
- Daten zu den biologischen Wirkungen des Wirkstoffs zusammen mit seinen Metaboliten.
Darüber hinaus ist die Kenntnis der Zusammensetzung
sowie der physikalisch-chemischen
und biologischen Eigenschaften der wichtigsten von dem Zusatzstoff stammenden
Ausscheidungsbestandteile erforderlich, um zu ermitteln, welche Untersuchungen
zur
Beurteilung des Risikos schädlicher Auswirkungen auf die Umwelt oder der
Persistenz in der
Umwelt durchgeführt werden müssen.
Zu Frage 10:
Nifursol ist ein Futtermittel-Zusatzstoff für
Truthühner, der durch Verordnung der Kommission
bis 30.09.2009 in der EU zugelassen ist. Der Wissenschaftliche Ausschuss für Tierernährung
kam nunmehr zu dem Schluss, dass es aufgrund der vorhandenen Studien, die von
dem für
das Inverkehrbringen von Nifursol Verantwortlichen vorgelegt wurden, nicht
möglich war,
eine zulässige Tagesdosis für den Verbraucher festzulegen. Nifursol
ist das einzige Produkt,
welches zum Schutz vor Histomoniasis (Tierkrankheit) eingesetzt werden kann.
Da der Vorschlag der Kommission zur Rücknahme der
Zulassung von Nifursol im Ständigen
Futtermittelausschuss nicht die erforderliche Mehrheit erhielt, kann der Rat
den Vorschlag
innerhalb von drei Monaten mit einfacher Mehrheit ablehnen. Wann der Rat mit
dieser
Angelegenheit befasst werden
wird, kann noch nicht abgeschätzt werden.
Zu den Fragen 11, 12 und 14:
In Österreich gibt es keine Putenzucht. Der
Bruteierimport erfolgt hauptsächlich aus Frank-
reich und Kanada. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Schnitzelfleisch wird in
Österreich in
erster Linie die Rasse BiG 6 gehalten. Es kommen jedoch auch leichtere Rassen,
so z.B. die
Kelly 5 für die klassische Weihnachtspute und
die Kelly bronze für den Freiland- und Biobe-
reich zum Einsatz. Exakte statistische Daten über die Anteile der
einzelnen Rassen sind
nicht verfügbar. Was die Förderung von Alternativen in der Putenmast
betrifft, so kann hier
vor allem auf den Biobereich verwiesen werden, der von meinem Ressort als eine
auch für
die Konsumenten interessante Alternative gefördert wird. Andere
Formen der alternativen
Putenhaltung haben in Österreich jedoch keine Tradition, wie sie
beispielsweise in
Frankreich im Bereich der Label Rouge Produktion über Jahrzehnte hin
aufgebaut worden
ist. Angesichts der offensichtlich fehlenden Nachfrage wurde daher bisher keine
nennenswerte Produktion neben der traditionellen und der Bioproduktion
aufgebaut.
Zu Frage 13:
Darüber liegen keine detaillierte Daten vor.
Zu Frage 15:
Schlachthöfe, die Geflügel aus alternativer
Haltung (ausgenommen Bio) schlachten, müssen
speziell zugelassen werden und sich einer Vielzahl an Kontrollen und
Aufzeichnungspflichten
unterziehen. Bisher haben neun Schlachthöfe (davon zwei
Putenschlachthöfe, Stand 2001)
eine derartige Zulassung erhalten. Leider gibt es in Österreich jedoch,
abgesehen vom
Biobereich, keine nennenswerte alternative Putenhaltung. Die Schlachtung von
Bioputen
erfolgt in einem großen Schlachtbetrieb, chargenweise getrennt bzw. im
Rahmen der
Direktvermarktung.
Zu Frage 16:
Im
Rahmen des AMA-Gütesiegels für
Putenfleisch werden auf der Basis der AMA-
Gütesiegel-Richtlinie Verträge mit Putenmästern abgeschlossen.
Derzeit beteiligen sich 95
Putenmäster am
AMA-Gütesiegel, 29 davon in Niederösterreich, 26 im Burgenland, 17 in
Oberösterreich, 16 in
Kärnten und 7 in der Steiermark. Die Vermarktung von Putenfleisch
selbst erfolgt nicht über die AMA.