4323/AB XXI.GP
Eingelangt am: 18.11.2002
Die Bundesministerin
für auswärtige Angelegenheiten
Die Abgeordnete zum Nationalrat Mag. Ulrike Lunacek,
Kolleginnen und Kollegen
haben am 20. September 2002 unter der ZI. 4413/J-NR/2002 an mich eine
schriftliche parlamentarische
Anfrage betreffend Österreichischer Beitrag zu IGAD
gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1:
IGAD
(lntergovernmental Authority on Development) ist eine der zahlreichen
Regionalorganisationen auf dem afrikanischen Kontinent. Ihr gehören sieben
Länder
Ostafrikas und des Horns von
Afrika an, von denen sich in den letzten Jahren die
meisten in bewaffneten
Konflikten unterschiedlicher Art befanden, teilweise
untereinander, teilweise interner Natur, zu deren dauerhafter Lösung der
politische
Wille weitgehend fehlte. Schwerpunkt der IGAD-Aktivitäten ist die
Lösung der
komplexen Konflikte in Somalia und Sudan, die sich bereits über Jahrzehnte
hinziehen. Bisher waren kaum konkrete Maßnahmen der IGAD erkennbar, die
mit
österreichischen Mitteln effektiv unterstützt hätten werden
können. Die
österreichischen Botschaften in der Region nehmen regelmäßig an
den von IPF
(mit)organisierten Treffen der beiden IGAD-Friedensprozesse zu Somalia und
Sudan
teil; sie leisten auch einen wichtigen Beitrag für die Mitarbeit des BMaA
an der
Konzipierung einer gemeinsamen EU-Politik gegenüber diesen beiden
Ländern,
wobei der Konsolidierung des Friedensprozesses eine wesentliche Rolle zukommt.
Das
BMaA begrüßt und unterstützt mit Kontaktvermittlung
Bemühungen, durch
Reisetätigkeit eine bessere Einsicht in außenpolitische Piagen zu
erhalten. Dabei ist
das BMaA auf Wunsch auch bei der inhaltlichen Vorbereitung behilflich, damit
auf
Vorbringen von Gesprächspartnern angemessen und informiert reagiert werden
kann.
Zu Frage 2:
Im
Jahre 1999 wurde in Nairobi ein Sekretariat des IGAD-Friedensprozesses zum
Sudan eingerichtet. Im November 1996 wurde anlässlich der Neuauflage von
IGAD
das sogenannte IGAD Partners Forum/IPF, dem auch Österreich angehört,
gegründet. Ein Evaluierungsbericht des IPF vom September /Oktober 2000 kam
zum
Schluss, dass eine finanzielle Unterstützung des IGAD- Sekretariats zum
Sudan nur
unter bestimmten Voraussetzungen vertretbar schiene. Insbesondere wurde das
Vorhandensein des bis dahin weitgehend fehlenden nötigen politischen
Willens der
Konfliktparteien zur Konfliktbeilegung und der nötigen politischen
Voraussetzungen
unter den IGAD-Mitgliedstaaten selber als Voraussetzung für einen
effektiven
Verhandlungsprozess gesehen. Diese Voraussetzungen scheinen nunmehr in einem
größeren Ausmaß gegeben zu sein als noch vor zwei Jahren.
Dabei ist es
zweckmäßiger und effizienter, wenn eine finanzielle
Unterstützung gebündelt durch
die EU statt durch einzelne EU-MS erfolgt.
Zu Frage 3
Österreich sieht die Herstellung
eines gerechten und dauerhaften Friedens, die
Förderung der Menschenrechte und Demokratie als prioritäre Ziele und
Grundlage
für eine dauerhafte soziale und wirtschaftliche Entwicklung.
Eine
Beilegung des langjährigen Konfliktes im Sudan wäre auch ein
wichtiger Beitrag
zur Sicherheit und Stabilität in der
Sub-Region.
Österreich
verfügt im Sudan über keine Botschaft oder Außenhandelsstelle,
verfolgt
aber die Entwicklungen im Sudan und in der
Region genau, arbeitet aktiv in den
Gremien der EU und VN bei den Sudan betreffenden Fragen mit, hält einen
kontinuierlichen Dialog mit den in der Sudanplattform zusammengeschlossenen
österreichischen NROs und Kontakt mit österreichischen Firmen.
Zu Frage 4 und 5:
Wie etwa die
Erfahrung aus dem Burundi-Friedensprozess zeigt, den Österreich
finanziell unterstützt hat, muss finanzielle Unterstützung komplexer
Verhandlungsprozesse und eigens dafür etablierter administrativer
Strukturen
zielorientiert und an konkreten Fortschritten messbar eingesetzt werden:
Einerseits
soll die externe Finanzierung nicht die “afrikanische Ownership" in
Frage stellen,
andererseits soll kein Anreiz für ein Hinauszögern der Verhandlungen,
sondern für
einen möglichst raschen Abschluss gesetzt werden.
Im
konkreten Fall setzt sich Österreich in diesem Sinne - wie von der
Europäischen
Kommission vorgeschlagen - für eine rasche und flexible Unterstützung
des Follow-
up der IGAD-Friedensinitiativen nach Friedensschluss ein. Als Mitglied der
Europäischen Union ist Österreich in alle Aktivitäten und
Initiativen der EU als
Mitentscheidungsträger eingebunden. In diesem weiteren Kontext trägt
Österreich -
auch finanziell - zum Friedensprozess bei. In diesem Zusammenhang wird auf das
regionale Strategieprogramm der EU für Ostafrika (2002 bis 2007)
verwiesen, wo
IGAD gemeinsam mit anderen regionalen Organisationen wie COMESA das Mandat
zur Durchführung des Programms erhält. Zwischen 10 und 15% des
Gesamtvolumens von € 223 Millionen sind für sogenannten Non Focal
Sectors
reserviert, wovon Konfliktprävention und -management ein Teil sind.
Darüber hinaus sind auch bilaterale österreichische
ÖEZA-Projekte zur
Demokratieförderung und zu den Menschenrechten in den beiden
IGAD-Ländern, die
Schwerpunktländer der ÖEZA sind, ein Beitrag zum Friedensauftrag der
IGAD in der
Region. Österreich wird auch weiterhin Projekte unterstützen, die den
Frieden in
dieser Region fördern können.