465/AB XXI.GP

 

B e a n t w o r t u n g

 

der Anfrage der Abgeordneten Edeltraud Gatterer und Kollegen

betreffend Impf - Zwischenfälle

(Nr. 568/J)

 

 

Zur vorliegenden Anfrage führe ich Folgendes aus:

 

Zu Frage 1:

 

Die Nebenwirkungen wurden dem Bundesministerium für soziale Sicherheit und

Generationen im Rahmen des Arzneimittelüberwachungssystems gemeldet.

 

Zu Frage 2:

 

Dem Ressort sind im Zeitraum vom 10. März 2000 bis 25. April 2000 448 Meldungen

betreffend Impfreaktionen bei Anwendung des Impfstoffes Ticovac zugegangen.

 

Die tatsächliche Zahl der betroffenen Personen ist aber höher, da verschiedene Mel -

dungen mehrere Patienten betroffen haben. Ein großer Teil dieser Meldungen betraf

Kleinkinder.

 

Zu Frage 3:

 

Die Zulassung erfolgte Anfang September 1999. Es ist daher auszuschließen, dass

die erwähnte Studie der Fa. Baxter aus dem Monat November 1999 (richtig: Oktober

1999) zum Zulassungszeitpunkt dem ehemaligen Bundesministerium für Arbeit,

Gesundheit und Soziales vorlag oder vom Zulassungswerber hätte vorgelegt werden

können.

 

Im Übrigen ist darauf hinzuweisen, dass die Zulassung im Rahmen des

europäischen Verfahrens der gegenseitigen Anerkennung unter Teilnahme

zahlreicher Mitgliedstaaten und unter Federführung der niederländischen Behörde

erfolgte.

 

Im Rahmen dieses Zulassungsverfahrens wurde seitens des Herstellers allerdings

zugesagt, eine spezifische Studie betreffend Kleinkinder durchzuführen. Diese

Studie wurde sodann im Oktober 1999 abgeschlossen.

 

Wäre mangels Studie zum Zulassungszeitpunkt die Gruppe der Kinder von der

Impfindikation ausgenommen worden, wäre für diese Personengruppe keine

Impfstoff zur Verfügung gestanden. Die Abwägung der Risiken bei fehlendem

Impfschutz für Kinder gegenüber den Fieberreaktionen führte dazu, dass auch der

Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates die Impfung von Kindern befürwortete.

 

Zu den Fragen 4 und 5:

 

Zur Abklärung der Impfreaktionen hat mein Ministerium am 14. März 2000 die Ärzte

aufgerufen, der Arzneimittelüberwachung Meldungen bzw. Schätzungen betreffend

die Häufigkeit der Nebenwirkungen (Verhältnis der Zahl der Geimpften mit schwere -

ren Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens, insbesondere Fieber, zu der Ge -

samtzahl der Geimpften) zu übermitteln.

 

Als auf dieses Ersuchen hin vermehrt Meldungen über hochfierberhafte Reaktionen

bei Kindern (insbesondere bei der Erstimpfung) eingelangt sind, wurde mit Erlass

vom 17. März 2000 für die Erstimmunisierung von Kindern bis zum vollendenten 15.

Lebensjahr die halbe Dosis festgesetzt. Darüber hinaus wurde besonders darauf

hingewiesen, dass die Körpertemperatur kontrolliert und erforderlichenfalls eine

fiebersenkende Therapie eingeleitet werden soll.

 

Nach Befassung des Impfausschusses mit der gegenständlichen Problematik wurde

am 4. April 2000 in einem weiteren Erlass festgehalten, dass

 

-  alle Impfungen (Erstimpfung und Auffrischungsimpfungen) bis zum 12. Lebensjahr

   nur mit der halben Dosis von Ticovac vorzunehmen sind,

 

-  bei Kindern bis zum vollendeten 3. Lebensjahr die Impfung gegen FSME nur nach

   besonders strenger Indikationsstellung (Risiko - Nutzen - Abwägung insbesondere

   bezüglich Wohngegend und Lebensstil) erfolgen soll, weil in dieser Altersgruppe

   zusätzlich zu hohem Fieber auch Fieberkrämpfe auftreten können,

 

-  die Überwachung der Körpertemperatur nach der Impfung (d.h. innerhalb der

   nächsten 24 Stunden) erforderlich ist und bei Auftreten von Fieber die frühzeitige

   Gabe eines fiebersenkenden Medikamentes empfohlen wird,

 

-  der Impfstoff vor der Impfung gut aufgeschüttelt werden muss, um bei Halbierung

   der Dosis eine entspreche homogene Suspension zu erhalten.

 

Zusätzlich wurde die Öffentlichkeit in einer Presseaussendung am 5. April 2000

allgemein über die aufgetretenen Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der

Anwendung des gegenständlichen FSME - Impfstoffes sowie über die getroffenen

Maßnahmen informiert.

 

Durch die Abt. VIII/D/21 erfolgten unverzüglich Kontrollen der Herstellungsberichte

aller bisher hergestellten Ticovac - Chargen sowie eine Betriebsüberprüfung vor Ort.