487/AB XXI.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 468/J - NR/2000 betreffend Gewaltverhalten an den
Schulen, die die Abgeordneten Dr. Sylvia Papházy und Kollegen am 14. März 2000 an mich
richteten, wird wie folgt beantwortet;
Ad 1.:
Die Ergebnisse der Studie sind in meinem Ressort bekannt. Auf die ausführliche Anfrage -
beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 6035/J - NR/1999 darf verwiesen
werden.
Die Studie ,,Arbeitslust und Arbeitsfrust - Eine Untersuchung zur Arbeitszufriedenheit der Linzer
Pflichtschullehrer/innen" wurde in der Pressekonferenz (10.3.1999) des Amtsführenden Präsidenten
des Landesschulrates für Oberösterreich Dr. Johannes Riedl von den Autoren Dr. Marlies Tscherner
und Dr. Werner Reichenauer (Universität Linz, Institut für Soziologie) vorgestellt.
Ad 2.:
Als repräsentative Untersuchung/Studie ist Krumm, Baumann, Haider: „Gewalt in der Schule
auch von Lehrern“ (1997) anzuführen.
Ad 3.:
Mein Ressort erhebt keine konkreten Daten über Art und Weise des Aggressionsverhaltens bzw.
anderer Parameter. Insbesondere in konkreten Anlassfällen zeigt sich eine komplexe
Wechselwirkung zwischen Familiendynamik, Psychodynamik, institutioneller Dynamik und
gesellschaftlicher
Dynamik, die jeweils vor Ort abzuklären ist.
Ad 4.:
Aus den Tätigkeitsberichten der Schulpsychologie - Bildungsberatung wird ein Anstieg der
Beratungsfälle ,,Verhaltensauffälligkeiten" in den letzten zehn Jahren erkennbar. Regionale Unter -
schiede bestehen aus Gründen des Zusammentreffens spezifischer Faktoren.
Ad 5.:
Nach international übereinstimmenden Forschungsergebnissen zeigt sich die Gewalt und
Aggression in differenzierter Weise. Die Studienergebnisse sind auf Österreich übertragbar.
Ad 6.:
1998 wurden unter dem Titel betrifft: ‚,demokratie lernen“ Materialien zum Demokratie - Lernen im
Schulalltag publiziert. Folder, Leitfaden und Handbuch (mit theoretischen Hinweisen und
praktischen Beispielen zum Demokratie - Lernen) sind für Lehrer/innen, Schüler/innen und Eltern
konzipiert und wurden im Herbst 1998 bundesweit an alle Schulen, Schüler/innen und
Elternvertreter/innen versandt.
Intendiert ist die Umsetzung von konkretem, lebenspraktischem Demokratie - Lernen an den
Schulstandorten.
Unter der Internetadresse http://www.schule.at ist eine Informations - und Diskussionsplattform zum
Thema im Aufbau.
Die Broschüre zum Thema „Gewalt in der Schule - Informationen und Materialien“ ist ebenfalls für
die Problembewältigung am Schulstandort konzipiert. Die Broschüre unterstützt eine differenzierte
Sichtweise von Gewaltbandlungen und kann in der direkten Auseinandersetzung mit
Konfliktsituationen und bei der Planung und Durchführung von Projekten unter Einbeziehung aller
Beteiligten Verwendung finden.
In meinem Ressort ist eine Arbeitsgruppe zur Überprüfung und Entwicklung zeitgemäßer
Erziehungsmittel
eingerichtet.
Ad 7.:
Wichtige Maßnahmen zur Prävention und Intervention werden bereits durch die Umsetzung der
Schulautonomie, durch die Erhaltung und den Ausbau der Beratungssysteme (Schulpsychologie,
Beratungs - und Betreuungslehrer, Lehrersupervision, etc.) und die Erhöhung der Qualifikationen in
Leiterfunktionen (Schulmanagement) gesetzt.
Die Initiativen zum sozialen Lernen, die Förderung von Unterrichtsprojekten und die Speziali -
sierungen in der Lehreraus - und Lehrerfortbildung werden fortgesetzt.
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur stärkt die Problemlösungs -
kapazitäten vor Ort durch adäquate Rahmenbedingungen, z.B. schulautonome Lehrpläne zur
Unterstützung sozialer Lern - und Beziehungsformen, Wissenstransfer durch Projektförderung und
Projektbetreuung sowie schulzentrierte Lehrerfortbildung und unterstützt die Bewusstseinsbildung
aller Beteiligten durch Veröffentlichungen (Schriften, Filme und neue Medien).
Fortlaufende Initiativen der Landesschulräte/Stadtschulrat unterstützen vor allem den präventiven
Aspekt.
Weiters werden Modelle aus den Bereichen ,,peer - group - education", ,, Streitschlichter", Konflikt -
bewältigung und ,,Peer - Konfliktmediation“ gefördert.
Die Evaluation der Ergebnisse aus den gesetzten Maßnahmen ergibt sich aus deren Wirksamkeit
selbst. Erforderlich für die Selbstevaluation sind insbesondere das Engagement, der persönliche
Einsatz, die Gesprächsbereitschaft und die ausführliche Dokumentation der jeweiligen
Beobachtungen bzw. Wahrnehmungen der Schulpartner.
Ad 8.:
Wie eine Recherche der Lehrerfort - und Lehrerweiterbildung in den Programmen der Pädago -
gischen Institute der Schuljahre 1997 - 1999 ergibt, wurde das Thema Gewalt und Verhaltens -
auffälligkeiten in ca. 40 ein - bis mehrtägigen Kursen angeboten.
In Zahlen ausgedrückt haben bei ca. 370 Lehrveranstaltungen der Pädagogischen Institute in
Österreich in den Schuljahren 1997/98 und 1998/99 ca. 7500 Lehrer/innen zum Problemfeld Gewalt
und sexueller Missbrauch teilgenommen. Ein vielfacher Multiplikatoreneffekt an den Schulstand -
orten ist zu erwarten.
Das Problemfeld Gewalt und sexueller Missbrauch wird in den nachstehend angeführten
Lehrplänen besonders intensiv angesprochen:
Lehrplan für den evangelischen Religionsunterricht an berufsbildenden mittleren und höheren
Schulen
Lehrplan des Kollegs
für Kindergartenpädagogik
Lehrpläne für den Religionsunterricht: Katholischer, evangelischer Religionsunterricht
Lehrpläne für die Ausbildung von Leibeserziehern und Sportlehrern
Lehrpläne für die Bildungsanstalten für Sozialpädagogik
Lehrpläne für die Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik
In den nachfolgenden Lehrplänen wird der Problemkreis Gewalt unter dem Fachbegriff der
Verhaltensauffälligkeiten behandelt:
Lehrplan der land— und forstwirtschaftlichen berufspädagogische Akademien
Lehrplan des Kollegs für Kindergartenpädagogik
Lehrpläne der Berufspädagogischen Akademien
Lehrpläne der Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik
Lehrpläne der Bildungsanstalten für Sozialpädagogik
Lehrplan der höheren Lehranstalten für wirtschaftliche Berufe
Mit einem umfassenden Zugang widmet sich auch der neue Lehrplan für die Hauptschule und die
AHS (Sekundarstufe 1) der angesprochenen Problematik.
Ad 9.:
Auf der Ebene der Unterstützungssysteme sind anzuführen:
Schulleitung, Kollegen, Schülerberater/innen, Beratungslehrer/innen Schulpsycholog/innen,
Schulaufsicht
Auf der Ebene der persönlichen Auseinandersetzung:
Aus - und Fortbildungsangebote der Pädagogischen Akademien und Pädagogischen Institute,
Supervisionen.
Auf der Ebene einschlägiger Publikationen des Bundesministeriums:
BMBWK: Verlässliche Volksschule: Aktion Erziehungsvereinbarung - Vereinbaren statt anordnen
Aigner: „Gewalt in der Schule“
Sedlak: „Worte statt Waffen“, „So geht es“; „Reden wir darüber“; „Verhaltensauffällig - was
nun?“
Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche (Initiative des BMBWK in Zusammenarbeit mit
dem Österreichischen Jugendrotkreuz)
Die Publikation für die Schulgemeinschaften „Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche,
Literatur, Materialien, Adressen“ wird neu aufgelegt.
„Lesen gegen Gewalt“ - Eine Aktion des BMBWK gemeinsam mit dem Salzburger
Büchereiservice,
Filme und CD - ROM aus dem Medienservice
Medienimpulse „Gewalt und Medien“