593/AB XXI.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Lunacek, Freundinnen und Freunde haben am 6.
April 2000 unter der Nr. 608/J -NR/2000 an mich eine schriftliche parlamentarische
Anfrage betreffend die österreichische Beteiligung an der internationalen Verbreitung
nachrichtendienstlicher Erkenntnisse über die Operation Hufeisen gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Die Bestrebungen des Belgrader Regimes zur ethnischen Säuberung auf dem Balkan
werden nach den Erfahrungen aus vier Balkankonflikten und den Vertreibungen
insbesondere in Bosnien - Herzegowina, Kroatien und im Kosovo von keinem ernst zu
nehmenden Beobachter mehr bestritten. Die über 1 Million Flüchtlinge aus dem Kosovo
haben ihre Heimat nicht aus eigenem Antrieb, sondern unter dem Druck der serbischen
Kräfte verlassen. Die Einzelheiten dieser humanitären Katastrophe und die damit
verbundenen Menschenrechtsverletzungen, die von den serbischen Behörden
organisierten Flüchtlingszüge, die Abnahme von Personaldokumenten und Vernichtung
von Zivilstandsregistern zur Verhinderung einer Rückkehr - all das ist hinreichender
Beleg für die systematische Säuberungs - und Vertreibungspolitik, wozu der von den
Anfragestellern aus dem Medien zitierte Plan
einen Beitrag leisten sollte.
Zu Frage 1:
Soweit feststellbar, wurde die Aktion „Hufeisen“ etwa in der zweiten Januarhälfte 1999
im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten wahrgenommen; ein genaueres
Datum läßt sich nicht angeben. Laut Medienberichten war die NATO bzw. die USA
bereits seit Herbst 1998 über die Planungen der Operation „Hufeisen“ informiert.
Zu Frage 2:
Nein.
Zu Fragen 3, 6, 7, 11:
Dem Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten ist über eine Weitergabe
eines Berichtes an die Mitglieder des Rates der EU und das US State Department
nichts bekannt.
Zu Frage 4:
Im Rahmen der EU erfolgt ein regelmäßiger Meinungsaustausch über außenpolitisch
relevante Fragen, auch über die Lage in Südosteuropa. Dem BMaA ist nicht bekannt,
ob und inwieweit Inhalte dieses Meinungsaustausches auch in die NATO einfließen,
deren Mitglied die USA ist.
Zu Frage 5:
Nein.
Zu Frage 6:
Dem BMaA ist nicht bekannt, daß ein HNA - Bericht an das US State Department
weitergegeben worden wäre.
Zu Frage 7:
Diese Frage betrifft keinen Gegenstand der Vollziehung des Bundes im
Wirkungsbereich des Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten.
Zu Frage 8:
Nein.
Zu Frage 9:
Nein. Der ehemalige serbische Militärattaché in Bonn und enge Mitarbeiter des
damaligen Generalstabschefs bestätigte die Anordnung der Operation „Hufeisen“ durch
Präsident Milosevic bei einer öffentlichen Fachtagung der Landesverteidigungsakadmie
am 18.3.2000 („Presse“ vom 7.4.2000).
Zu Frage 10:
Dem Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten sind keine derartigen
Reaktionen von Staaten bekannt.
Zu Frage 11:
Dem Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten ist über eine Weitergabe von
Berichten nichts bekannt.