656/AB XXI.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Glawischnig, Freundinnen und Freunde haben
am 26.4.2000 an mich eine schriftliche Anfrage mit der Nr. 661/J betreffend
„Atomausstieg in Deutschland" gerichtet. Ich beehre mich, diese wie folgt zu beant -
worten:
Die nuklearpolitische Zusammenarbeit mit der deutschen Bundesregierung, insbe -
sondere zwischen den beiden Umweltministerien, gestaltet sich zunehmend intensi -
ver. In meinen persönlichen Kontakten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die
deutsche Bundesregierung - unbeschadet der unbestreitbaren Schwierigkeiten in der
konkreten Umsetzung - an ihren Ausstiegsplänen festhält und an konkreten Umset -
zungsschritten arbeitet.
ad 1 und 2
Der Bau des Forschungsreaktors München 2 (FRM 2) war und ist Gegenstand der
routinemäßigen Expertentreffen im Rahmen des bilateralen „Nuklearinformations -
abkommens“, sowie ergänzender schriftlicher Informationen. Österreich hat im Zuge
dieser Expertentreffen den Bau des FRM 2 wiederholt thematisiert und sich kritisch
zum Einsatz von hochangereichertem Uran (HEU) geäußert. Seitens der deutschen
Bundesregierung wird der Einsatz von waffenfähigem Uran in Forschungsreaktoren
als hochproblematisch und außenpolitisch bedenklich eingestuft, was ich nur unter -
streichen kann.
Die deutsche Bundesregierung hat deshalb eine Überprüfung der Umstellung des
FRM 2 von HEU auf niedrig angereichertes Uran (LEU) durch eine
Expertenkommission veranlasst. In ihrem Abschlussbericht vom 18. Juni 1999
kommt diese Expertenkommission zum Schluss, dass die Umrüstung des FRM 2
bereits vor seiner Fertigstellung eine ,,proliferationspolitisch sinnvolle und technisch
realisierbare Option“ darstellt. Unterschiedliche Auffassungen bestehen unter den
Experten allerdings hinsichtlich der Einschätzung des Genehmigungsaufwands und
der Zeitdauer des Umbaus. Zu ergänzen ist, dass laut Auskunft des deutschen Bun -
desumweltministeriums auch die übrigen in Betrieb befindlichen Forschungsreakto -
ren, in denen noch HEU - Brennstoff eingesetzt wird, derzeit auf LEU - Brennstoff um -
gestellt werden, bzw. derartige Umstellungen in Planung sind. Ich gehe daher davon
aus, dass die deutsche Bundesregierung alle Anstrengungen unternimmt, das Proli -
ferationsrisiko in kürzest möglicher Zeit zu minimieren.
ad 3
Forschungsreaktoren sind generell Gegenstand des Informationsaustausches, vor
allem im Rahmen der bilateralen ,,Nuklearinformationsabkommen“. Darüber hinaus
werden wir bemüht sein, die Weiterentwicklung des einschlägigen Völkerrechts vor -
anzutreiben, um sowohl die Mitgestaltungsmöglichkeiten für die österreichische
Bundesregierung, als auch die Mitwirkungsrechte für die österreichische Bevölkerung
zu verbessern.
ad 4
Laut Auskunft des deutschen Bundesumweltministeriums hat die Firma URENCO
Ende September 1998 einen Antrag auf Ausbau der Anreicherungskapazität in
Gronau gestellt. Da bislang - abgesehen von einem Erläuterungsbericht - keine kon -
kreten Antragsunterlagen vorgelegt wurden,
ruht das Genehmigungsverfahren.
Im Oktober 1999 wurde ein weiterer Antrag eingebracht, mit dem eine größere
betriebliche Flexibilität hinsichtlich der Lagerhaltung von angeliefertem Uran (U nat -
Feedlager) und abgereichertem Uran (Tailslager) beantragt wurde. Somit bestehen -
abgesehen von einer Verbesserung der betrieblichen Flexibilität - laut Auskunft des
deutschen Bundesumweltministeriums gegenwärtig keinerlei Aktivitäten zum Ausbau
der Urananreicherungsanlage Gronau (UAG).“