678/AB XXI.GP

 

In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 649/J betreffend

Lehrstellenmarkt, welche die Abgeordneten Dietachmayr und Genossen am

26. April 2000 an mich richteten, stelle ich fest:

 

Antwort zu Punkt 1 der Anfrage:

 

Die Sicherung der Beschäftigungschancen für Jugendliche und der Kampf gegen die

Jugendarbeitslosigkeit ist für die österreichische Wirtschaftspolitik von großer Bedeutung.

Für 2000 wird aufgrund der positiven Konjunkturentwicklung mit einem Anstieg der

Nachfrage nach Lehrlingen gerechnet, das Lehrlingsangebot wird parallel zur

demographischen Entwicklung weiter sinken. Längerfristige Prognosen sind nur sehr

ungenau, die Zahl der Lehranfänger wird Schätzungen zufolge annähernd konstant

bleiben.

Das Angebot von Lehrstellen durch die Wirtschaft, in vermehrtem Maße aber auch durch

andere Lehrberechtigte (z.B frei Berufe, öffentliche Hand) hängt primär vom Bedarf nach

Fachkräften, daneben aber auch von den Ausbildungsbedingungen ab.

 

Antwort zu Punkt 2 der Anfrage:

 

Der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften dürfte gute Wirtschaftskonjunktur

angenommen - eher steigen als fallen, wobei allerdings mit wesentlichen strukturellen

Verschiebungen aufgrund der Wirtschaftsentwicklung zu rechnen ist. Die

Ausbildungsbedingungen werden vor allem davon abhängen, wie weit es gelingt, den

Ausbildungsbetrieben Bedingungen für die Ausbildung zu schaffen, die ihnen die

Ausbildung Jugendlichen ermöglichen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit

hat vor allem durch die Schaffung neuer Lehrberufe bzw. durch die Modernisierung der

Lehrberufe hier entscheidende Voraussetzungen geschaffen und wird sie auch weiterhin

schaffen.

 

Antwort zu Punkt 3 der Anfrage:

 

Es ist davon auszugehen, dass ausbildungsfähige Jugendliche, die eine Lehrstelle

anstreben, diese auch finden werden. Probleme gab es in den letzten Jahren vor allem für

nicht ausbildungsfähige Jugendliche. Hier setzen spezifische Maßnahmen des

Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit in Zusammenarbeit mit dem AMS ein: vor

allem sollen in den Sommermonaten solchen Jugendlichen Berufsvorbereitungs - und

Einführungskurse angeboten werden, um Ausbildungslücken zu schließen bzw. die

Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Jugendliche, die den Ansprüchen einer

Normallehre (noch) nicht gewachsen sind, sollen die Möglichkeit erhalten eine Vorlehre

zu absolvieren. Solche Vorlehren sollen auch von „selbständigen

Ausbildungseinrichtungen“ gemäß § 30 BAG angeboten werden können.

Antwort zu Punkt 4 der Anfrage:

 

Es wird darauf hingewiesen, dass von den beiden Maßnahmen „Lehrgänge“ und

„Stiftungen“ sich die Lehrgänge besser bewährt haben. Darauf verweisen auch die

Ergebnisse von Evaluierungsstudien. Daher wird das Jugendausbildungs - Sicherungsgesetz

in der Form weitergeführt werden, dass für den Schulentlassjahrgang 2000, Projekte zur

Akquisition von Lehrplätzen und zur Ausbildung in Lehrgängen und diesen vorgelagerten

Maßnahmen im erforderlichen Ausmaß bereitzustellen und durchzuführen sind.

 

Antwort zu Punkt 5 der Anfrage:

 

Im Rahmen des Auffangnetzes (Stand 1.12.1999) konnten vom Ausbildungsjahrgang

1998/99 aus den Lehrgängen 1.320 Jugendliche vermittelt werden (1.260 in eine

Lehrstelle, 60 in eine Arbeit), das entspricht einer Quote von rund 53 %; aus den

Stiftungen wurden 370 Jugendliche vermittelt (351 in eine Lehrstelle, 19 in eine Arbeit),

das entspricht einer Quote von rund 22,21 %.

 

Antwort zu Punkt 6 der Anfrage:

 

Im Jahr 2000 stehen für die Ausbildung von Jugendlichen im Rahmen des

Jugendausbildungssicherungsgesetzes insgesamt ein Maximalbetrag von öS 994,1 Mio.

zur Verfügung. Dieser Betrag wird - da die konkreten Maßnahmen mehrjährig sind -

heuer nur teilweise ausgegeben; der Rest steht im Wege einer Rücklagenzuführung und -

Entnahme in den Folgejahren zur Verfügung.

Aus dem Titel Arbeitsmarktförderung des AMS stehen im Jahr 2000 öS 807,9 Mio. zur

Verfügung.

Antwort zu den Punkten 7 und 8 der Anfrage:

 

Im Jahr 2000 kommt es zu keiner Kürzung der Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik, ganz

im Gegenteil steht heuer ein Rekordbudget zur aktiven Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

in der Höhe von öS 11,1 Mrd., das sind um 5,7 % mehr als im Vorjahr zur Verfügung.

 

Für die Budgetverteilung zwischen den Landesgeschäftsstellen werden die wichtigsten

arbeitsmarktpolitischen Problemsituationen nach ihrer regionalen Gewichtung

herangezogen. Das heißt: Jede Landesgeschäftsstelle des Arbeitsmarktservice erhält die

Budgetmittel entsprechend den regionalen Arbeitsmarkterfordernissen Die Steuerung des

Mitteleinsatzes für bestimmte Zielgruppen erfolgt über Zielindikatoren. Dabei ist zu

berücksichtigen, dass der Mitteleinsatz vor dem Hintergrund kontinuierlich sinkender

Niveaus der Arbeitslosigkeit erfolgt, mit der Konsequenz einer substantiellen Erweiterung

des Spielraums für aktive Arbeitsmarktpolitik.

 

Antwort zu den Punkten 9 bis 12 der Anfrage:

 

Regionale Ausbildungsverbände gibt es bereits auf Bundesländer - Ebene, die Entwicklung

entsprechender Konzepte ist Angelegenheit der Länder.

 

Die Idee, regionale Ausbildungsverbünde zu gründen, ist grundsätzlich zu unterstützen.

Das BAG bietet die Voraussetzungen dazu. Ein erstes Modell dafür gibt es in

Oberösterreich in einer Kooperation zwischen dem Land, der Wirtschaftskammer und der

Arbeiterkammer. Die Finanzierung solcher regionaler Ausbildungsverbünde sollte

regional ohne zusätzliche Bürokratie und jedenfalls ohne Erhöhung der Lohnkosten (=

ohne Schaffung von Berußausbildungsfonds etc.) erfolgen.

Antwort zu den Punkten 13 und 14 der Anfrage:

 

Den Forderungen der Beschäftigungspolitischen Leitlinien 2000 hinsichtlich der

Entwicklung von Ausbildungskonzepten im Bereich der IKT wird durch die Ausarbeitung

von professionellen Angeboten der IKT für neues Arbeitspotenzial an BHS in IT -

Ausbildungsschwerpunkten und der Entwicklung eines neuen Fachschulmodelles mit IT -

Qualifikation und Betriebspraktikum entsprochen. Darüber hinaus wurden neue

Lehrberufe dem Trend am Arbeitsmarkt entsprechend entwickelt. Modernisierte

Lehrberufe sowie die Neuschaffung von Lehrberufen in zukunftsträchtigen Bereichen soll

dazu beitragen, Jugendliche auf die Herausforderungen des Arbeitsmarktes besser

vorzubereiten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hat daher bereits seit

1997 durch die Einführung von insgesamt 47 neuen Lehrberufen einen Beitrag zur

Entspannung der Lehrstellenkrise geleistet. Dadurch konnte eine Vielzahl zusätzlicher

Betriebe für die Lehrlingsausbildung gewonnen und die Zahl der abgeschlossenen

Lehrverträge erhöht werden.

 

Antwort zu Punkt 15 der Anfrage:

 

Die Entwicklung am Jugendarbeitsmarkt spiegelt den Erfolg des österreichischen dualen

Berufsausbildungssystems wider. Die Jugendarbeitslosenquote ging 1999 von dem bereits

vergleichsweise niedrigen Niveau 1998 auf 4,5% zurück und war EU - weit die niedrigste

(Eurostat - Berechnungen). Österreich gehört daher zu den „best performern“ in der EU, die

Maßnahmen in diesem Bereich sind zu den ,,best - practice - Modellen“ zu zählen. Es ist

daher angebracht, bei den weiteren Maßnahmen die Stärkung und Sicherstellung des

dualen Berufsausbildungssystems in den Vordergrund zu stellen.

Antwort zu den Punkten 16 bis 19 der Anfrage:

 

Eine solche Zusage eines Berufsausbildungsfonds - finanziert durch die Unternehmen mit

öS 1 Mrd. jährlich - gibt es nicht.

 

Die Finanzierung der Lehrlingsausbildung einerseits durch die Ausbildungsbetriebe,

andererseits durch die öffentliche Hand (insbesondere Berufsschulen) bzw. in einzelnen

Branchen (etwa Bauwirtschaft) durch speziell eingerichtete branchenspezifische bzw.

regionale Fonds hat sich bewährt.