834/AB XXI.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Ulli Sima und Genossinnen haben am
6.6.2000 an mich eine schriftliche Anfrage mit der Nr. 917/J betreffend „eines natio -
nalen Klimaschutzplanes" gerichtet. Ich beehre mich, diese wie folgt zu beantworten:
ad 1
Der Entwurf meines Hauses für eine nationale Klima - Strategie wurde in Arbeitsgrup -
pen mit den Ländern und den zuständigen Ressorts auf Bundesebene behandelt.
Mit dem Abschluss der Arbeiten ist noch im Juli zu rechnen. Das Ergebnis wird an
das Interministerielle Komitee Klima und das Kyoto - Forum (Repräsentanten der
Länder) weitergeleitet. Der Ministerrat wird voraussichtlich noch im Sommer mit der
Strategie befasst werden. Anschließend werden die politischen Konsultationen mit
den Ländern, Städten und Gemeinden auf Basis des vorgelegten Papiers aufge -
nommen, im Zuge derer die Strategie dem Nationalrat vorgelegt werden wird.
ad 2
Österreich ist mit der Verpflichtung zu einer Reduzierung der Treibhausgasemissio -
nen um 13% bis 2008/2010 bezogen auf 1990 ein ambitioniertes Ziel eingegangen.
Um den Bedarf an notwendigen Förderungen für erneuerbare Energien und Ener -
gieeinsparungsmaßnahmen möglichst
gering halten zu können, halte ich eine ökolo -
gische Steuerreform für einen unumgänglichen Bestandteil eines Klimaschutzpro -
grammes. Eine solche Steuerreform muss jedoch in breitem Kontext unter Berück -
sichtigung notwendiger Lenkungseffekte, sozialer Verteilungswirkungen und Wettbe -
werbsauswirkungen diskutiert werden.
ad 3
Österreich wird sich in Den Haag weiterhin dafür einsetzen, dass die Regeln für die
Nutzung der flexiblen Mechanismen derart streng gestaltet werden, dass sie nicht zu
Schlupflöchern werden können, d.h. zu geringeren Reduktionen führen als durch den
Einsatz von Politiken und Maßnahmen. Diese Position hat auch die EU immer
vertreten und in mehreren Schlussfolgerungen des Rates festgelegt.
ad 4
Ich halte es für verfrüht, zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen abschließenden Stand -
punkt zur künftigen Rolle der flexiblen Mechanismen im Rahmen der österreichi -
schen Strategie zu beziehen. Wichtige Regeln für die Anwendung der Mechanismen
werden bei der 6. Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention (COP6 der
UNFCCC) im November d.J. beschlossen werden. Erst danach kann auf nationaler
Ebene über die konkrete Rolle der flexiblen Mechanismen beraten werden.
Grundsätzlich strebe ich nach wie vor die Erreichung des Reduktionsziels von 13%
durch die Implementierung eines umfangreichen nationalen Maßnahmenpaketes
(einschließlich einer ökologischen Steuerreform) an. Allerdings schließe ich nicht
aus, dass die flexiblen Mechanismen auch in Österreich eine gewisse Rolle bei der
Erfüllung des Kyoto - Ziels spielen können. Voraussetzung dafür ist, dass die Nutzung
dieser Instrumente eine kostengünstigere Lösung ohne Nachteile für die österreichi-
sche Volkswirtschaft ermöglicht.
ad 5
Österreich unterstützt weiterhin die Position der EU, wonach innerstaatliche Maß -
nahmen den Hauptbeitrag zur Erreichung der Reduktionsziele leisten sollen.
ad 6
Bereits aus Anlass der 5. Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention
(CoP5 der UNFCCC) im November 1999 ist Österreich gemeinsam mit den anderen
EU - Mitgliedsstaaten und weiteren Vertragsparteien für eine frühzeitige Ratifizierung
des Kyoto - Protokolls eingetreten, mit dem Ziel eines Inkrafttretens im Jahr 2002
(„Rio +10“). Erst bei CoP6 in Den Haag werden Entscheidungen getroffen, die für die
Implementierung und die Umweltintegrität des Kyoto - Protokolls entscheidend sind
u.a. zum Einhaltungsregime, zu den flexiblen Mechanismen und zu entwicklungslän -
derspezifischen Fragen. Erst nach Vorliegen dieser Entscheidungen ist eine Ratifi -
zierung durch die EU und ihre Mitgliedsstaaten sinnvoll.
ad 7
Die Emissionen aus dem internationalen Flugverkehr werden gemäß den Richtlinien
des Intergovemmental Panel on Climate Change (IPCC) für nationale Treibhausga -
sinventuren nicht in die nationalen Gesamtsummen eingerechnet, sondern getrennt
berichtet. Derzeit sind Arbeitsgruppen der ICAO damit beschäftigt, Vorschläge für die
Reduktion der Emissionen des Flugverkehrs zu erarbeiten. Auf Grundlage eines Be -
richts der ICAO an die Vertragsstaatenkonferenz der UNFCCC wird diese weitere
Entscheidungen treffen. Österreich setzt sich für effektive Maßnahmen zur Begren -
zung der Emissionen des Flugverkehrs ein; dies kann auch - bei Fehlen von zufrie -
den stellenden Vorschlägen der ICAO - eine Einrechnung der Emissionen des inter -
nationalen Flugverkehrs in die nationalen
Inventuren bedeuten.
ad 8
In seinen Schlussfolgerungen vom 22. Juni 2000 betont der Rat die Notwendigkeit
einer ,,Positivliste“ für Projekte unter dem Clean Development Mechanism, in die
sichere, umweltverträgliche Projekte mit den Schwerpunkten erneuerbare Energie -
quellen, Verbesserungen der Energieeffizienz und beim Nachfragemanagement für
Energie und Transport aufgenommen werden sollen. Dies bedeutet implizit, dass
Atomprojekte jedenfalls in der Anfangsphase des CDM ausgeschlossen sind.
ad 9
Die so genannte „hot air“ ist durch die teilweise unzureichenden Begrenzungsziele
gemäß Annex B des Kyoto - Protokolls im System enthalten. Um den Handel mit „hot
air“ zu begrenzen, setzt sich die EU für eine Obergrenze nicht nur für den Ankauf,
sondern auch für den Verkauf von zugeteilten Emissionseinheiten ein und wird diese
Position auch bei den Verhandlungen in Den Haag vertreten.
ad 10
Im Rahmen der Klimaschutzstrategie wird auch das Instrument der „freiwilligen Ver -
einbarungen“ in verschiedenen Bereichen behandelt. Ich will diesbezüglich den Dis -
kussionen in den Arbeitsgruppen nicht vorgreifen, meine jedoch, dass dieses in
Österreich bisher noch eher vernachlässigte Instrumentarium stärker genutzt werden
könnte. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch die Europäische Kommission einen
Schwerpunkt auf freiwillige Vereinbarungen in den genannten Bereichen zur Errei -
chung des Kyoto - Ziels legt. Duplizitäten sind jedenfalls zu vermeiden.
ad11bis13
Die zweite Funktionsperiode für die Mitglieder des Klimabeirats ist mit Ende Jänner
2000 ausgelaufen. Der mit Regierungsbeschluss
eingerichtete Beirat hat der natio-
nalen Klimaschutzpolitik stets wertvolle Dienste geleistet und soll selbstverständlich
weiterbestehen.
Diskutiert wird derzeit - im Zusammenhang mit geänderten nationalen und interna -
tionalen Rahmenbedingungen betreffend Klimaforschung und Klimaschutzpolitik -
eine gewisse Neuorientierung dieses Gremiums und eine entsprechende Anpassung
in dessen Organisation und Arbeitsprogramm.
Die Beiratsmitglieder haben auch mir persönlich ihre Anregungen vorgetragen.
Wenn die offenen Fragen geklärt sind, wird der Beirat für eine dritte Funktionspen -
ode wieder seine volle Tätigkeit aufnehmen.
ad 14 bis 16
Auch diese Frage wird gegenwärtig auf fachlicher Ebene zwischen Bund, Ländern
und Gemeinden diskutiert. Bereits jetzt werden über die Umweltförderung des Bun -
des sowie über die landwirtschaftliche Biomasseförderung rund 400 bis 500 Mio. ATS
pro Jahr an klimarelevanten Förderungen vergeben. Diese Mittel sollen künftig noch
stärker auf Zwecke des Klimaschutzes fokussiert und mit Ländermitteln verknüpft
werden.
Ich weise nochmals darauf hin, dass durch eine ambitionierte ökologische Steuerre -
form der Förderungsbedarf wesentlich verringert werden kann. Weiters können für
den Bereich der Elektrizitätserzeugung begünstigende Rahmenbedingungen für er -
neuerbare Energien und u.U. auch KWK - Anlagen durch das novellierte EIWOG ge -
schaffen bzw. weiter verbessert werden. Auch dadurch kann der direkte Förde -
rungsbedarf wesentlich reduziert werden. Für den Bereich des Raumwärme - Ener -
giebedarfs gehe ich davon aus, dass die notwendigen Förderungsmaßnahmen in
erster Linie durch Umschichtungen bei der Wohnbauförderung finanziert werden
können.
ad 17 und 18
Diese Frage wird im Zuge der politischen Verhandlungen der nationalen Klima - Stra -
tegie zu entscheiden sein.