891/AB XXI.GP

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 863/J - NR/2000, betreffend „Lainzer Tunnel" in

Wien, die die Abgeordneten Schieder und Genossen am 29. Mai 2000 an mich gerichtet haben,

beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

Zum Motiventeil:

Wie ich bereits mehrfach bekundet habe, bekenne ich mich grundsätzlich zu einem sinnvollen

Ausbau der österreichischen Eisenbahninfrastruktur. Allerdings werden sie aus meinen

bisherigen Aussagen bereits erkannt haben, dass ich nicht bereit bin, Projekte unkritisch

weiter zu betreiben bzw. in Angriff zu nehmen.

 

Angesichts der angespannten Budgetsituation sehe ich daher die Notwendigkeit, sämtliche

Projekte kritisch zu prüfen und bezüglich der Investitionserfordernisse und der

Nutzwirkungen zu optimieren und darauf aufbauend entsprechende Entscheidungen zu treffen

und erforderlichenfalls Anpassungen vorzunehmen.

 

Zu den Fragen 1, 2 und 3:

 

Die Verbindungsstrecke zwischen Süd - , West - und Donauländebahn („Lainzer Tunnel“) ist

ein wichtiger Bestandteil des europäischen Hochleistungsnetzes und darüberhinaus als eine

direkte Verlängerung der geplanten Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten anzusehen.

Grundsätzlich wird der Errichtung der Neubaustrecke Wien - St. Pölten als Bestandteil des

viergleisigen Ausbaues der Westbahnstrecke Priorität eingeräumt. Daraus ist abzuleiten, dass

der Fertigstellungstermin dieses Streckenabschnittes auch den Zeitpunkt für die

Verkehrswirksamkeit der unmittelbar anschließenden Streckenteile maßgeblich bestimmt,

weshalb mit der Inbetriebnahme der Verbindungsstrecke zwischen Süd - , West - und

Donauländebahn („Lainzer Tunnel“) zumindest bis zu diesem Zeitpunkt zugewartet werden

kann. In diesem Zusammenhang werden daher sowohl bei den jeweiligen Planungen als auch

bei der Finanzierung Vorsorgen für eine entsprechend abgestimmte Fertigstellung der

Projekte „Neubaustrecke Wien - St. Pölten“ und „Lainzer Tunnel“ zu treffen sein.

 

Zu Frage 4:

 

Anlässlich der Pressekonferenz am 11. Mai d.J. habe ich zwar bekannt gegeben, dass die

Fertigstellung des „Lainzer Tunnels“ erst mit der Inbetriebnahme der neuen Strecke zwischen

Wien und St. Pölten erforderlich ist, mich jedoch dabei nicht auf eine nochmalige Prüfung der

vorgesehenen Ausführung des „Lainzer Tunnels" bezogen. Ich gehe davon aus, dass der

„Lainzer Tunnel" im Sinne der vorliegenden eisenbahnrechtlichen Baugenehmigung

ausgeführt wird.

 

Zu Frage 5:

 

Wie ich bereits ausgeführt habe, soll das Projekt „Lainzer Tunnel" in Abstimmung mit der

geplanten Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten errichtet und verkehrswirksam

werden, wobei jedoch Vorsorgen für eine entsprechende Finanzierung dieser Projekte zu

treffen sein werden. Auf Grund des Ergebnisses eines Gespräches mit Vizebürgermeister

Dr. Görg und Stadträtin Mag. Ederer soll eine Expertengruppe prüfen, ob und aus welchen

Gründen ein früherer Fertigstellungstermin des „Lainzer Tunnels“ sinnvoll und notwendig ist.

 

Zu den Fragen 6, 7, 8 und 9:

 

Wien ist im bestehenden Eisenbahnnetz Europas verhältnismäßig gut an das europäische

Hochleistungsstreckennetz und somit an die benachbarten nationalen und internationalen

Wirtschaftsregionen angebunden. Zur Optimierung der Eisenbahninfrastruktur innerhalb des

Verkehrsknotens Wien wurden bereits entsprechende Projekte entwickelt und aufeinander

abgestimmt.

Die Anforderungen an die künftige Verkehrsinfrastruktur für den Güterverkehr sind dabei

eines der grundlegenden Themen, die gemeinsam mit den betroffenen Bundesländern der

Ostregion behandelt wurden bzw. behandelt werden. Hiezu zählen insbesondere der

viergleisige Ausbau der Westbahnstrecke und Maßnahmen für eine umweltgerechte

Bewältigung des West - Ost - Verkehrs sowie ein Ausbau der nach Süden führenden Strecken in

Verbindung mit der Notwendigkeit, zukunftssichere Logistik - und Umschlageinrichtungen für

die Region Wien zu schaffen.

 

Desweiteren ist in dem zwischen dem Bund und dem Land Wien abgeschlossenen

Übereinkommen („Wiener - Vertrag“) unter anderem auch der Ausbau des Schnellbahnnetzes

im Großraum Wien - insbesondere der Schnellbahnstammstrecke, der Flughafenschnellbahn

und der Verbindungsbahn - vereinbart.

 

Wie ich bereits mehrfach ausgeführt habe, besteht auf Grund der angespannten

Budgetsituation jedoch die zwingende Notwendigkeit, sämtliche Projekte - insbesondere

hinsichtlich ihrer Realisierungszeiträume - kritisch zu prüfen und bezüglich der

Investitionserfordernisse und der Nutzwirkungen zu optimieren und darauf aufbauend

entsprechende Entscheidungen zu treffen und erforderlichenfalls Anpassungen vorzunehmen.

 

Zu Frage 10:

 

Da geplant ist, das Projekt „Lainzer Tunnel" in Abstimmung mit dem Projekt "Neubaustrecke

Wien - St. Pölten" zu errichten und hiefür entsprechende Vorsorgen für die Finanzierung zu

treffen, stellt sich nicht die Frage nach möglichen Einsparungen.

 

Zu den Fragen 11 und 12:

 

Die Inbetriebnahme des Projektes "Lainzer Tunnel“ soll unter anderem zu einer effizienten

und schnelleren Abwicklung des an den Eisenbahnknoten Wien herangeführten bzw. diesen

durchquerenden Personen - und Güterverkehrs führen. Desweiteren können mit der

Realisierung des Projektes "Lainzer Tunnel" auf der Westbahnstrecke, der Verbindungsbahn

und der Südbahnstrecke Kapazitäten für eine Verbesserung des Angebotes im Regional - und

Schnellbahnverkehr geschaffen werden.

 

In dem zwischen dem Bund und dem Land Wien abgeschlossenen Übereinkommen ("Wien -

Vertrag") ist unter anderem auch der Ausbau der Verbindungsbahn für die Schaffung eines

verdichteten Schnellbahnbetriebes enthalten, wobei dieses Vorhaben jedoch erst nach

Fertigstellung und Inbetriebnahme des Projektes „Lainzer Tunnel“ realisiert werden soll.

 

Die geplante mittelfristige Zurückstellung des Mittelteiles des „Lainzer Tunnels“ bedeutet

nicht den Verzicht auf diese Maßnahme, weshalb auch nach wie vor die Bevölkerung im

Südwesten Wiens langfristig Vorteile durch dieses Vorhaben erwarten kann.

 

Zu Frage 13:

 

Die Kandidatur des Bundeskanzlers im betroffenen Wahlkreis steht in keinem

Zusammenhang mit meiner Entscheidung hinsichtlich des „Lainzer Tunnels“.