900/AB XXI.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 927/J - NR/2000 betreffend Bericht des Rechnungs -
hofes über die Österreichische Galerie Belvedere, die die Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig,
Freundinnen und Freunde am 7. Juni 2000 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Ad 1.:
Das Verzeichnis von 240 Objekten mit ungeklärtem Aufenthalt lässt, wenn überhaupt, nur eine sehr
approximative Annäherung an den Wert der darin enthaltenen Kunstwerke zu. Dieser Vorbehalt ist
schon deswegen relevant, weil das handgeschriebene Inventar bis zur Gründung der Galerie im
Jahre 1903 zurückreicht. Es darf daran erinnert werden, dass in diesem Zeitraum zwei Weltkriege
und die Wirrnisse der Zwischen - und Nachkriegszeit liegen Nicht zu allen Zeiten wurden die
Inventaraufzeichnungen mit der erforderlichen Präzision geführt. Abkürzungen oder schon in den
Aufzeichnungen eingetragene Fragezeichen und sonstige Anmerkungen geben Rätsel auf, die nicht
mehr gelöst werden können, zumal die handelnden Personen oftmals schon verstorben sind. Viele
Gemälde sind mit dem nichtsagenden Vermerk „unbekannter Maler" oder mit unzureichenden
Hinweisen („anonymer Salzburger Meister") versehen. Von einem Gutteil der Werke ist weder
deren Aussehen, noch deren konservatorischer Zustand bekannt.
Ad 2.:
Die Österreichische Galerie hat das erwähnte Verzeichnis von 240 Objekten mit ungeklärtem
Aufenthalt fertig gestellt und unter anderem auch dem Rechnungshof sowie dem Rechnungshof -
Ausschuss des Parlaments zur Verfügung gestellt. Eine Übermittlung an die Sicherheitsbehörden
vor Fertigstellung des Verzeichnisses wäre nicht möglich gewesen. Angesichts der bereits
dargelegten Schwierigkeiten bei der Erstellung dieses Verzeichnisses (unbekannte Künstler,
ungenaue Zuschreibungen, fehlende
Informationen über Aussehen und konservatorischen Zustand
der Werke) erscheint es zweckmäßig, vor Befassung der Sicherheitsbehörden eine interministerielle
Arbeitsgruppe aus Vertretern meines Ministeriums, des Rechnungshofes, des Bundesministeriums
für Finanzen und des Bundesministeriums für Inneres zu bilden und die weitere Vorgangsweise
abzuklären. Ich habe den Auftrag zur Einberufung dieser Arbeitsgruppe bereits erteilt.
Ergänzend darf berichtet werden, dass die Österreichische Galerie mit Schreiben vom 28. Juni 2000
mitgeteilt hat, dass das Objekt
Othmar Schimkowitz
Kopf des am 8.4.1945 zerstörten Moritz v. Schwind - Denkmals
vor dem Kunsthistorischen Museum
Marmor
Inv.Nr. 8887 (siehe Verzeichnis der Objekte mit ungeklärtem Aufenthalt, S. 44)
im Depot der Österreichischen Galerie Belvedere (Alberner Hafen) aufgefunden wurde
Das Objekt war während der Auslagerung des Ambrosi - Depots im vergangenen Winter zwischen
die Werke von Ambrosi geraten, sodass es im verpackten Zustand nicht gleich erkannt wurde.
Ad 3.:
Die Bestellung eines Leiters des Rechnungswesens erfolgte bereits im Juli 1999. Diese Bestellung
erfolgte jedoch nicht durch mein Ministerium. Der gegenständliche Bedienstete wurde vielmehr im
Rahmen der Teilrechtsfähigkeit vom Direktor bestellt und ab 1. Jänner 2000 als Angestellter der zu
diesem Zeitpunkt in die Vollrechtsfähigkeit übergetretenen Anstalt übernommen.
Ad 4.:
Was die als „Sammlung Poiret“ verzeichneten 52 Objekte betrifft, ermitteln die Sicherheits -
behörden bereits seit Beginn des laufenden Jahres. Bis jetzt konnte auf Grund von graphologischen
Gutachten lediglich die Person erforscht werden, die die Austragung vorgenommen hat. Diese war
von 1918 bis 1957 in der Österreichischen Galerie beschäftigt und ist mittlerweile verstorben. Da
jedoch der Zeitpunkt der Austragung nicht mehr festgestellt werden kann, lässt sich der Zeitraum,
bis zu dem sich die „Sammlung Poiret“ in der Österreichischen Galerie befunden hat, nicht exakt
eruieren.
Ad 5. u. 6.:
Die Sicherheitsbehörden wurden von der Österreichischen Galerie zu jenem Zeitpunkt
eingeschaltet, als die Galerie erkennen musste, dass die von ihr eingeleiteten nochmaligen
Nachforschungen nach der so genannten „Sammlung Poiret“ inklusive Befassung der Graphischen
Sammlung Albertina kein positives Ergebnis erbrachten. Dies war zu Beginn des Jahres 2000.
Die Bundesministerin: