964/AB XXI.GP
In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 959/J betreffend Reise
des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider zum libyschen Staatschef Muammar al -
Gaddafi, welche die Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde am 21. Juni 2000
an mich richteten, stelle ich fest:
Antwort zu Punkt 1 der Anfrage:
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit wurde über die Reise des Kärntner
Landeshauptmannes nicht informiert.
Antwort zu Punkt 2 der Anfrage:
Es ist nicht bekannt, welche Rolle der begleitende Bankdirektor bei diesem Besuch
gespielt hat.
Antwort zu Punkt 3 der Anfrage:
Über diese Reise war die Außenhandelsstelle Tripolis nicht informiert.
Antwort zu Punkt 4 der Anfrage:
Eine Kurzinformation über die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Libyen
liegt bei.
Antwort zu Punkt 5 der Anfrage:
Es wurden im Rahmen des Projektes „Dienstleistungen für die Wirtschaft“
(Exportoffensive) keine Förderungen vergeben.
Antwort zu Punkt 6 der Anfrage:
Es liegen keine offiziellen Berichte vor, ob die Reise des Kärntner Landeshauptmannes
die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Libyen gestärkt hat bzw. neue
Wirtschaftskontakte angebahnt wurden.
Beilage
LIBYEN
Wirtschaftsbeziehungen Österreich - Libyen
Libyen gehört zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Österreichs in Nordafrika.
Die Österreichischen Exporte und Projekte haben seit April 1992 wegen den vom Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen verhängten Sanktionen gelitten. Anfang April 1999 wurden diese
Sanktionen vom UN - Sicherheitsrat ausgesetzt.
Das US - Embargo gegenüber Libyen besteht in abgeschwächter Form weiterhin.
1. Bilaterale Abkommen
- Abkommen über wirtschaftliche, wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit
zwischen der Österreichischen Bundesregierung und der Regierung der Libyschen
Arabischen Republik vom 22. April 1975.
- letzter Besuch eines österreichischen Wirtschaftsministers in Libyen, BM Dr. Farnleitner,
9. - 10. April 1997.
Am 8. und 9. Jänner 1998 fanden in Wien Wirtschaftsgespräche auf ministerieller Ebene
statt.
2. Gemeinschaftliche EU - Libyen
Derzeit gibt es keine vertraglichen Vereinbarungen zwischen der EU und Libyen.
3. Multilaterle (GATT/WTO)
Libyen war nicht GATT - Mitglied und hat bisher keinen Antrag auf Mitgliedschaft in der
WTO gestellt.
4. Bilateraler Warenverkehr (in Mio öS)
Die Österreichischen Exporte und Projekte nach Libyen haben seit 1991 wegen den UN -
Sanktionen Verluste erlitten, Libyen ist jedoch seit Jahrzehnten ein traditionell wichtiger und
aufnahmefähiger österr. Exportmarkt in Nordafrika („Kreiskybonus“).
Jahr |
Einfuhr |
Veränd. |
Ausfuhr |
Veränd. |
Saldo |
Gesamt |
|
Mio. öS |
Gg Vj% |
Mio. öS |
Gg Vj% |
Mio. öS |
volumen |
1989 |
2013,2 |
- 22,8 |
799,8 |
- 7,6 |
-1213,3 |
2813,1 |
1990 |
2982,5 |
+ 48,1 |
799,9 |
+ 8,3 |
-2182,6 |
3782,4 |
1991 |
958,2 |
- 67,9 |
866,4 |
- 6,8 |
- 91,8 |
1824,6 |
1992** |
1519,0 |
+ 58,5 |
663,8 |
-17,8 |
-865,2 |
2182,8 |
1993** |
1185,1 |
- 22,0 |
742,2 |
+11,8 |
-442,9 |
1927,3 |
1994** |
1871,5 |
+57,9 |
609,9 |
-17,8 |
-1261,6 |
2481,4 |
1995** |
1984,4 |
+ 6,0* |
710,8 |
+16,5* |
-1273,6 |
2695,2 |
1996** |
2019,0 |
+ 1,7 |
1086,4 |
+51,8 |
-932,6 |
3105,4 |
1997** |
2407,8 |
+ 19,3 |
909,1 |
- 16,3 |
- 1498,7 |
3316,9 |
1998** |
2128,0 |
- 11,6 |
829,3 |
- 8,8 |
- 1298,7 |
2957,3 |
1999** |
2266,9 |
+ 6,5 |
570,4 |
-31,2 |
-1696,5 |
2837,3 |
*) EXTRASTAT - Daten: nur bedingt vergleichbar
**) UN - Sanktionen
wichtigste Importe1999: Erdöl und Erdölerzeugnisse, Polymere d. Ethylens in Primärformen.
wichtigste Exporte1999: Baumaterial aus keram. u. feuerfesten Stoffen;
Metallbearbeitungsmaschinen u. Arbeitsmaschinen; Pumpen; Hebewerke; Kompressoren;
Zentritugen; ei. Maschinen u. Geräte; Straßenfahrzeuge; Meß-, Prüf- u. Kontrollgeräte; med. u.
pharm. Erzeugnisse; chem. Erzeugnisse ang.; Papier u. Kartonagen; Möbel u. Bettenausstatt.
5. Stellung Libyens im österreichischen Auflenhandel
IMPORTE EXPORTE
|
Gesamt |
|
Arab. Länder |
|
Gesamt. |
|
Arab. Länder |
|
Jahr |
Anteil |
Rang |
Anteil |
Rang |
Anteil |
Rang |
Anteil |
Rang |
|
In % |
|
In % |
|
In % |
|
In % |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
1993 |
0,21 |
40. |
15,80 |
3. |
0,16 |
48. |
9,01 |
4. |
1994 |
0,30 |
36. |
20,80 |
3. |
0,12 |
51. |
6,85 |
5. |
1995 |
0,30 |
31. |
30,29 |
1. |
0,12 |
51. |
8,49 |
5. |
1996 |
0,28 |
31. |
23,19 |
2. |
0,18 |
47. |
13,39 |
3. |
1998 |
0,26 |
34. |
27,2 |
1. |
0,11 |
52. |
8,2 |
4. |
1999 |
0,25 |
31. |
23,4 |
2. |
0,07 |
60. |
5,5 |
6. |
6. Österreichische wirtschaftliche Interessen in Libyen
Liegen neben dem Warenaustausch im Erdölbereich, Anlagenbau und Infrastrukturbereich.
7. Nachstehend einige Großprojekte und Kooperationen die von österreichischen Firmen in
den 80 - ger und 90 - ger Jahren realisiert wurden:
VOEST - ALPINE Industrieanlagen:
Hüttenwerk Misurata
- 1 Direktreduktionsanlage
- 2 Stahlwerke
- 1 Warmwalzwerk
- 1 Kaltwalzwerk
Auftragswert: ca. 18 Mrd. ÖS
VMS - VOEST Industrial Services/technische Assistenz beim Betrieb sowie Vermarktung
libyscher Walzprodukte.
Bau der 3. Direktreduktionsanlage im Stahlwerk Misurata durch die VA - Technologie AG
(Auftragsvolumen 2,3 Mrd. ÖS)
Die offizielle Eröffnung dieser Anlage erfolgte im Sept.1997.
VAMED Engeneering Ges.m.b.H. - Lieferungen und Einrichtung der neuen
Universitätsklinik in Tripolis „Tripoh Medical Centre“ (Auftragswert ca. 810 Mio. Ös),
wurde 1996 eröffnet.
ÖMV - Erdölexpioration in Kooperation mit der libyschen NOC (National Oil Company),
der Repsol/Spanien und Total/Frankreich.
Ilbau GmbH - Kanalisierung in Tripolis
Vogelbusch GmbH Meerwasserentsalzungsanlage Sirte
Rosenbauer GmbH Feuerwehrfahrzeuge, Zivil schutzsektor
VA - MCE - VOEST - ALPINE Machinery, Construction u. Engineering GmbH -
Projektgeschäfte und Maintenance - Arbeiten.
UNIHA - Wasser - und Abwasseraufbereitung GmbH - Entsalzungsanlagen
8. Zukünftige Entwicklungen
Die in die libysche Wirtschaft gesetzten Erwartungen und Suspendierungen des UN -
Embargos und nach Erholung des Ölpreises haben sich bis jetzt noch nicht erfüllt.
Österreichische Unternehmen sind aufgrund ihrer Marktpräsenz gut für zukünftige
Herausforderungen gerüstet.
Die seit Aufhebung des UN - Embargos verstärkte Konkurrenz aus anderen europäischen
Staaten, allen voran England, wird jedoch bei der Vergabe von Großprojekten, insbesondere
im Infrastrukturbereich, zu einem verstärkten Kampf um Projekte und Marktanteile führen.