969/AB XXI.GP

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 966/J - NR/2000, betreffend Neubau des

Linzer Hauptbahnhofes, die die Abgeordneten Moser und Freundinnen am 29. Juni

2000 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten;

 

Zum Motiventeil:

Im Jahr 1998 wurde von den Österreichischen Bundesbahnen das Programm

„Bahnhofsoffensive“ gestartet. Dieses sieht vor, bis zum Jahr 2004 eine große

Anzahl von Bahnhöfen kunden - und behindertengerecht zu adaptieren, wobei in

größeren Bahnhöfen auch zusätzliche Serviceleistungen angeboten werden sollen.

Im Rahmen dieses Programms wird seitens der Österreichischen Bundesbahnen

angestrebt, die einzelnen Bahnhöfe als Nahtstellen zu verschiedenen

Mobilitätssystemen, als Servicestationen mit besonderem Charakter, als kommunale

Zentren, als Impulse für eine mögliche Stadtentwicklung und als multifunktionale

Einrichtungen zu planen und zu errichten.

 

Bereits im Jahr 1997 wurde von der Stadt Linz ein städtebaulicher Wettbewerb für

das Gesamtareal rund um den Linzer Hauptbahnhof initiiert. Das Schwergewicht

wurde dabei auf die Planung eines neuen Landhauses unter Einbeziehung des

vorhandenen Bahnhofes gelegt. Aus planungstechnischen Gründen wurde dabei das

Gesamtprojekt in drei Teile gegliedert:

a) die Neuerrichtung des Aufnahmegebäudes des Linzer Hauptbahnhofes

b) die Errichtung der Nahverkehrsdrehscheibe Linz

c) die Errichtung eines Bürogebäudes.

 

Das Gesamtkonzept wurde von den Architekten Neumann & Steiner erarbeitet, das

Konzept für das Aufnahmegebäude des Linzer Hauptbahnhofes wurde vom

Architekten Professor Holzbauer entwickelt.

 

Nach entsprechender Beurteilung wurde seitens des Linzer Gestaltungsbeirates in

den am 11. April d. J. bzw. am 23. Mai d. J. stattgefundenen Beiratssitzungen die

Zustimmung für die Errichtung des Aufnahmegebäudes und des Bürogebäudes

erteilt. Die Beurteilung der Oberflächengestaltung des Bahnhofvorplatzes durch den

Linzer Gestaltungsbeirat wird voraussichtlich im November d. J. erfolgen.

 

Zu Frage 1:

Der Bahnhof Linz Hbf. zählt zu den frequenzstärksten Bahnhöfen Österreichs. Die

Umsteigewege zwischen den Verkehrsträgern sind durch die ungünstige Anordnung

der Stationsbereiche besonders lang und dazu unzureichend (nicht

witterungsgeschützt, nicht kreuzungsfrei, keine Rolltreppen, etc.) ausgestattet. Die

Hochbauanlagen stammen aus verschiedenen Zeitepochen und entsprechen nicht

mehr den zeitgemäßen Anforderungen.

 

Das Projekt Neubau Linz Hauptbahnhof sieht die Realisierung einer einzigen

zentralen großen Bahnhofshalle vor, in die die Nahverkehrsdrehscheibe integriert

wird. Die neue Bahnhofshalle rückt zur neuen unterirdisch geführten

Straßenbahnstation. Somit werden insbesondere die Zugänge zu den

Verkehrsträgern Eisenbahn, Linzer Lokalbahn und Straßenbahn nur mehr in einer

einzigen Bahnhofshalle verknüpft. Darüberhinaus gibt es auch direkte kreuzungsfreie

Fußverbindungen zu den Autobussen, Taxis und zum Individualverkehr.

Zu Frage 2:

Die Planungen des neuen Linzer Hauptbahnhofes entsprechen voll den

verkehrspolitischen Zielen einer Angebotsverbesserung für die Bahnkunden. In

Abstimmung mit der Nahverkehrs - Errichtungs - Gesellschaft (NAVEG) wird das

Projekt umgesetzt.

 

Sämtliche Wege zwischen den Verkehrsträgern Eisenbahn, Straßenbahn, Autobus,

Taxi und Individualverkehr sind komplett witterungsgeschützt, barrierefrei und über

Rolltreppen und Lifte erreichbar. Derzeit gelangen die Reisenden über Stiegen vom

Straßenniveau in die zwei von einander getrennten Bahnhofshallen. Das neue

Projekt sieht eine zentrale Hauptverbindungsebene im Bahnhofsgebäude vor, die die

Verteilerfunktion zu den einzelnen Verkehrsträgern übernimmt. Damit wird

insbesondere den Angebotsverbesserungen Erreichbarkeit und Übersichtlichkeit

Rechnung getragen.

 

Darüberhinaus wird es im ÖBB - Aufnahmegebäude zu Angebotsverbesserungen für

die Bahnkunden kommen. Auf drei Geschosse werden zahlreiche

Gastronomiebetriebe und Geschäfte (Handels - und Dienstleistungsbetriebe)

angesiedelt. Angesichts der Finanzierungsengpässe des Bundes sind die ÖBB

angehalten, verstärkt eigene Einnahmen, die durch Vermietungen gesichert werden,

zu erwirtschaften.

 

Zu Frage 3:

Im Hinblick auf das umzusetzende Gesamtprojekt mit einem Investitionsvolumen von

rund 4 Mrd. S (Errichtung eines neuen Bürogebäudes für Landesbedienstete, neu

geführte Straßenbahnen, die die Eisenbahntrasse künftig unterirdisch queren,

Errichtung eines neuen Bus -Terminals im Areal des neuen Landhauses) ist der Anteil

des Bundes (gemeinsam mit den ÖBB) in der Höhe von 650 Mio. S durchaus

vertretbar.

Die Investitionen von 650 Mio. S teilen sich wie folgt auf:

•     410 Mio. S für das Aufnahmegebäude,

•     230 Mio. S für Zugänge zu den Gleisen, Maßnahmen im Umfeld (z.B.

      Abbrucharbeiten, Vorplatzgestaltung, etc.) und sonstige Anlagen.

 

Zu Frage 4:

Zwischen dem Bund und dem Land Oberösterreich wurde ein Übereinkommen über

die Infrastrukturplanung „Regionaler Schienenverkehr im Großraum Linz“

abgeschlossen. Dieses Übereinkommen sieht die Erstellung und die Finanzierung

ausgereifter Konzepte für die Realisierung verschiedener Projekte im Rahmen des

nahverkehrsgerechten Ausbaues der Eisenbahninfrastruktur im Großraum Linz vor.

Als konkretes Projekt wäre unter anderem der nahverkehrsgerechte Ausbau des

Linzer Hauptbahnhofes (z. B. Einbindung der Linzer Lokalbahn, Umgestaltung der

Bahnsteige und Gleisanlagen) zu nennen.

 

Das Übereinkommen sieht weiters vor, dass nach Fertigstellung der jeweiligen

Konzepte Verträge über die Realisierung und Finanzierung der einzelnen Vorhaben

abzuschließen sind.

 

Die im angesprochenen Projekt „Nahverkehrsdrehscheibe Linz“ vorgesehenen

Maßnahmen hinsichtlich des innerstädtischen Verkehrs (z.B. Tieflage der

Straßenbahn) fallen nicht in die Zuständigkeit des Bundes.

 

Zu Frage 5:

Im Bahnhofsviertel Linz Hauptbahnhof werden keine 1.700 Stellplätze errichtet.

Richtig ist vielmehr, dass im neuen Landhaus eine Tiefgarage für 1.000 PKW -

Abstellplätze gebaut wird, die in erster Linie den Bedarf der Landesbediensteten

abdeckt. Darüberhinaus errichten die OBB ein Parkdeck mit 344 PKW - Stellplätzen,

welches voraussichtlich im November 2000 in Betrieb geht. Diese Parkplätze sind für

Bahnkunden vorgesehen.

Zu Frage 6:

Namhafte Verkehrsplaner haben in Abstimmung mit den ÖBB und der Stadt Linz ein

Verkehrskonzept für die künftige Bahnhofserschließung erarbeitet. Dabei wurde die

benutzerfreundlichen Erschließung für Fußgänger und Radfahrer optimal Rechnung

getragen. Auch die Vorfahrten für Taxi und PKW werden kundenfreundliche

ausgeführt.

 

Zu Frage 7:

In die derzeitigen Gesamtplanungen sind auch künftige Erweiterungen, wie ein

Verbindungssteg zwischen dem Bahnhofsvorplatz und der Unionstraße,

eingeflossen. In einem ersten Schritt wurden in dem jetzt zu realisierenden Projekt

genügend Freiräume belassen, so dass zu einem späteren Zeitpunkt eine

Realisierung optional möglich ist.

 

Die Linzer Nebenbahnhöfe stehen im keinem unmittelbaren Zusammenhang mit die

ÖBB - Bahnhofsoffensive. Im Rahmen des geplanten Ausbaus der Summerauerbahn

sieht ein Verkehrskonzept vor, die Haltestelle Franckstraße umzugestalten. Die

Bahnhof Linz Kleinmünchen und die Haltestelle Linz Ebelsberg werden im Rahmen

des Projekts viergleisiger Ausbau der Westbahn behandelt.