510 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXI. GP

Ausgedruckt am 15. 3. 2001

Bericht

des Unterrichtsausschusses


über den Antrag 233/A der Abgeordneten Dieter Brosz und Genossen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, BGBl. Nr. 242/1962, zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 132/1998, geändert wird


Die Abgeordneten Dieter Brosz und Genossen haben am 6. Juli 2000 den gegenständlichen Initiativantrag im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Wer an der Bildung spart, gefährdet unsere Zukunft.

Jahr zu Jahr schwebt die ,Konsolidierung des Budgets‘, sprich Einsparungspolitik der Regierung, wie ein Damoklesschwert über den Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen.

Jahr für Jahr kämpfen Eltern gegen den Abbau im Bildungsbereich.

Jahr für Jahr kämpfen LehrerInnen um die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze.

Diese Situation ist für alle Betroffenen unzumutbar, und wir haben aus den Erfahrungen gelernt. Nur diese Initiative zur Herabsetzung der Klassenschülerhöchstzahlen kann unsere politischen Vertreter im Parlament bewegen, ernsthaft und öffentlich über eine Änderung des Schulorganisationsgesetzes zu diskutieren.

Warum sind 30 SchülerInnen pro Klasse um fünf SchülerInnen zu viel?

30 SchülerInnen pro Klasse, das sind genau eine Minute und 40 Sekunden pro SchülerIn in einer Schul­stunde.

Eine kleine Klasse wäre Voraussetzung für eine Vielfalt von Lernsituationen und Interaktionsmustern zwischen den SchülerInnen wie zB

–   flexible Gruppenbildung;

–   Gesprächsrunden;

–   selbsttätige Wissenserarbeitung;

–   projektorientiertes Arbeiten;

–   Einsatz von Lernspielen und neuen Medien usw.

Eine kleine Klasse ermöglicht den LehrerInnen aber auch, durch innere Differenzierung Lernschritte individuell zu setzen und dadurch eine Förderung verschiedener Begabungsniveaus zu ermöglichen.

Sie würde den LehrerInnen die soziale und emotionale Betreuung der Kinder erleichtern und die Möglichkeit, Wünsche und Probleme einzelner Kinder aufzugreifen, bieten.

Diese hier genannten Thesen werden durch wissenschaftliche Untersuchungen, verschiedene Schul­versuche mit geringen Schülerzahlen und durch kleine Klassen in der Regelschule bestätigt.

Weiters sind die Anforderungen unserer Gesellschaft an die Bildung und Ausbildung unserer Kinder gestiegen. Von Schulabgängern werden heute Fähigkeiten und Qualitäten verlangt wie

–   Kooperationsfähigkeit;

–   Teamgeist;

–   Fähigkeit, auf geänderte Situationen adäquat reagieren zu können;

–   Bereitschaft, sich selbständig weiterzubilden;

–   als bewusste StaatsbürgerInnen phantasievoll und konstruktiv an der Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens mitzuwirken.

Hoch qualifizierte Fachkräfte bedürfen einer soliden Grundausbildung, eine Voraussetzung dafür stellen kleine Klassen dar.

Kinder brauchen für bestimmte Zeiträume stabile Klassengemeinschaften. Es muss verhindert werden, dass Klassenverbände und Freundschaften nur wegen Unter- und Überschreitung einer bestimmten Zahl zerrissen werden.


Niederorganisierte Kleinschulen in ländlichen Gebieten sind organisch gewachsene Bildungsstätten, deren Bedeutung für den jeweiligen Ort über die reine Unterrichtserteilung weit hinausgeht. Um deren Situation zu verbessern bzw. deren Bestand zu sichern, sind auch hier Reduktionen von Eröffnungs- und Teilungs­zahlen notwendig.“

Der Unterrichtsausschuss hat den gegenständlichen Antrag in seiner Sitzung am 28. Feburar 2001 in Verhandlung genommen.

Berichterstatter im Ausschuss war Abgeordneter Dieter Brosz.

An der anschließenden Debatte beteiligten sich die Abgeordneten Dieter Brosz, Werner Amon, MBA und Dr. Dieter Antoni.

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Antrag keine Mehrheit.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Unterrichtsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2001 02 28

                         Dr. Sylvia Papházy, MBA                                                    Werner Amon, MBA

                                 Berichterstatterin                                                                          Obmann