1035/J XXI.GP
der Abgeordneten Petrovic, Lunacek, Freundinnen und Freunde
an den Bundeskanzler
betreffend geschlechtergerechte staatliche Kostenrechnung
Die zahlreichen schwerwiegenden Verletzungen der Straßenverkehrsvorschriften im heurigen
Osterverkehr, die in der Folge auch zu schweren Unfällen mit Personenschaden und auch
Toten führten, wurden Medienberichten zufolge zu über 80% von Männern begangen.
Untersuchungen bestätigen, dass Unfälle im Straßenverkehr als Folge rücksichtsloser und
riskanter Fahrmanöver ganz überwiegend von Männern verursacht werden. Das Kuratorium
für Verkehrssicherheit hat etwa festgestellt, dass 85% aller Geisterfahrer männlichen
Geschlechts sind. Abgesehen vom menschlichen Leid entstehen durch die verursachten
Unfälle viele Milliarden an Folgekosten - bedingt durch den Ausfall volkswirtschaftlicher
Beiträge, durch Exekutivkosten, Spitalskosten, Versicherungskosten und immer höhere
Aufwendungen zur Hebung des Sicherheitsstandards im Straßenverkehr.
Auch im Bereich des Strafrechtes wird ein Großteil der anfallenden Kosten (Verfahren,
Justizanstalten, Resozialisation, etc) von Männern verursacht. Dies deshalb, weil die Täter
strafrechtlicher Delikte, insbesondere von „Delikten gegen Leib und Leben“ ganz
überwiegend Männer sind. Diese greifen aufgrund der geschlechtsspezifischen Sozialisation
weitaus häufiger als Frauen zu körperlicher Gewalt als Mittel einer (scheinbaren)
Konfliktlösung. Die Zahl der Beispiele der höheren volkswirtschaftlichen
Kostenverursachung durch Männer ließe sich fortsetzen.
Zur - durch Männer verursachten - höheren Belastung öffentlicher Kassen kommen
geschlechtsspezifische Ungerechtigkeiten im Bereich öffentlicher Leistungen, Förderungen
und Subventionen hinzu. Öffentliche Förderungen (etwa in den Bereichen Wirtschaft,
Wissenschaft, Kunst - und Kultur, Sport, etc.) gehen überwiegend an Männer.
Gleichzeitig haben Frauen auf Grund vielfältiger Ursachen (ungleiche Verteilung von
Familien - und Hausarbeit, Diskriminierungen im Erwerbsleben, etc) viel schlechtere Chancen,
gleich hohe Versicherungsleistungen, etwa im Alter oder bei Arbeitslosigkeit, zu erhalten.
Überdies leisten Frauen einen riesigen Beitrag zur Volkswirtschaft, indem sie unbezahlte
Tätigkeiten ausführen, wie etwa Hausarbeit, Kinderbetreuung, Altenpflege, ehrenamtliche
Tätigkeiten, etc. Diese Beiträge werden in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung quasi
vorausgesetzt
Fazit: Männer verursachen der öffentlichen Hand weiter höhere Kosten als Frauen. Anstatt
aber sukzessive eine geschlechtergerechte Kostentragung herbeizuführen, „belohnt“ der Staat
diejenigen, die die höheren Kosten
verursachen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Sind Ihnen die oben genannten Tatsachen der geschlechtsspezifisch unterschiedlichen
Kostenverursachung für die Volkswirtschaft bekannt?
2. Wird die genannte geschlechtsspezifische Kostenverursachung in der Politik Ihrer
Regierung in irgendeiner Weise berücksichtigt?
Wenn ja: In welcher Form?
Wenn nein: Wieso nicht?
3. Werden Sie als das für die Koordination der Regierungspolitik zuständige
Regierungsmitglied dafür Sorge tragen, dass eine geschlechtsspezifische
Kostenrechnung in allen Ressorts eingeführt wird?
Wenn nein: Wieso halten Sie eine solche nicht für notwendig?
4. Werden Sie sich im Rahmen der Bundesregierung dafür einsetzen, dass Gebühren und
Abgaben Soweit wie möglich verursachungsgerecht festgelegt werden, etwa durch einen
höheren Vignettenpreis für Fahrzeuge von männlichen Haltern?
Wenn nein, welche Gründe sprechen Ihrer Ansicht nach gegen eine solche
Kostentragung?
5. Werden Sie dafür Sorge tragen, dass bei der Gewährung von Förderungen,
Subventionen und öffentlichen Leistungen die geringere volkswirtschaftliche
Kostenverursachung von Frauen durch höhere staatliche Unterstützungen belohnt wird?
6. Da ja „Gender - Mainstreaming“ von Ihrer Regierung als wichtig erachtet wird: Welche
Maßnahmen gedenken Sie zu setzen, um die genannten geschlechtsspezifischen
Ungerechtigkeiten - einerseits höhere Kostenverursachung durch Männer, andererseits
geringere öffentlich Leistungen an Frauen sowie volkswirtschaftliche Gratisarbeit durch
Frauen - auf politischer Ebene auszugleichen?