1129/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter

und Genossen

an den Bundesminister für Inneres

betreffend „Privatisierung des staatlich bestens funktionierenden Flugrettungssystems in

Österreich und damit verbundene Verschlechterung der Überlebenschance von sozial

Schwächeren bei Unfällen“

 

 

Seit 1956 haben die engagierten Flugretter des Bundesministeriums für Inneres mehr als

65.000 Menschen oft unter Einsatz des eigenen Lebens gerettet. Entsprechend der

sozialpolitischen Verantwortung der vergangenen Jahrzehnte war unumstritten, daß die

Flugrettung ohne Unterschied für alle Menschen für Flüge bei schweren Verkehrsunfällen,

Alpinunfällen und Lawineneinsätzen, bei Unfällen im Sportbereich und Freizeitbereich, bei

Arbeitsunfällen und sonstigen Notfällen zur Verfügung stand. Das bestens funktionierende,

bundesweit flächendeckend aufgebaute Hubschrauber - Rettungssystem ist entgegen

zahlreicher politischer Lippenbekenntnisse unmittelbar von der Zerschlagung bedroht. In

einem internen Papier wird angeblich detailliert der Ausstieg des Innenministeriums aus der

Flugrettung aufgelistet.

 

In großer Sorge um die künftige Überlebenschance von sozial Schwächeren und nicht

ausreichend privat versicherten Menschen bei Unfällen durch unterbleibende Rettungsflüge

stellen unterzeichnende Abgeordnete an den Bundesminister für Inneres nachstehende

 

Anfrage:

 

1. Warum verzichtet die Republik Österreich auf die Kombination „flugpolizeiliche

     Aufgaben“ und „Flugrettung“ und damit verbundene Synergieeffekte?

2. Welche Mehrkosten verursacht im Land Tirol pro Einsatzfall das Betreiben der

     Flugrettung durch den AMTC und der Parallelflug durch den Exekutivhubschrauber

     unabhängig vom Kostenträger?

3. Warum wird eine notwendige Neuanschaffung von Hubschraubern bzw. eine völlige

     und sofortige Modernisierung der Rettungshubschrauberflotte mit Milliardenaufwand in

     den Raum gestellt?

4. Warum ist es Ihnen nicht möglich, im Bereich des Bundesministeriums für Inneres die

     Flugrettung zumindest kostenneutral zu organisieren, wo doch private Betreiber

     logischerweise den Flugbetrieb gewinnorientiert betreiben werden wollen?

5. Ist ein rechtliches und organisatorisches Konzept erarbeitet worden, wonach die

     jährlichen Defizite durch Versicherungsleistungen abgedeckt werden könnten?

     Wenn nein, warum nicht?

6. Warum existieren Pressemeldungen über ein „Geheimpapier“, wo angeblich Details

     über die weitere Vorgangsweise festgeschrieben sind?

7. Sind Sie bereit, das Geheimpapier in der Anfragebeantwortung abzudrucken?

     Wenn nein, warum nicht?

8. Warum haben Sie Gespräche im Sinne des immer wieder von ÖVP - Landespolitikern

     gepredigten Föderalismus mit den verantwortlichen Landesregierungsmitgliedern

     vermieden?

9. Erinnern Sie sich an Ihre Aussage, „die Flugrettung sei für Ihr Ministerium moralische

     Pflicht“?

     Wann haben Sie diese Aussage getätigt?

     Was meinen Sie konkret mit „moralischer Pflicht“?

10. In welchen Zusammenhängen und zu welchen Zeitpunkten hat sich seit 1995 die

       steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic öffentlich für den „Erhalt der Flugrettung

       des Innenministeriums“ stark gemacht?

11. Schließen Sie aus, daß bei einer erfolgten Privatisierung des Flugrettungsdienstes in der

       Zukunft die Rettung von verunglückten Personen aufgrund der Nationalität, der

       persönlichen sozialen Situation oder des fehlenden (Privat - )Versicherungsschutzes

       unterbleiben wird?

       Wenn ja, aufgrund welcher Prämissen?