1170/J XXI.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Öllinger, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten
betreffend World Vision - Untersuchungsergebnisse
Da nach der Arbeit des ständigen Unterausschusses des
Rechnungshofausschusses, die Spendenorganisation „World Vision“ betreffend,
noch etliche Fakten ungeklärt sind, richten die unterzeichneten Abgeordneten
folgende Anfrage
ANFRAGE:
1. Mit Datum vom 12. April 1999 richteten Sie in Ihrer damaligen Funktion als
Staatssekretärin einen Brief an den Präsidenten des Nationalrates, in dem Sie
mitteilten, „dass ich betreffend das von „World Vision Österreich“ in der Republik
Kongo durchgeführte und vom Bundesministerium für auswärtige
Angelegenheiten teilgeförderte Landwirtschaftsprojekt einen Prüfbericht seitens
eines unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmens angefordert habe. Dieser
Bericht der Firma „PriceWaterhouseCoopers“ liegt mir nun vor“, hieß es in Ihrem
Brief weiter.
Nachdem der Prüfbericht von „PWC“ eine vernichtende Kritik am Kongo - Projekt
von „World Vision“ enthielt, gaben Sie in der Sitzung des Nationalrates vom
19.5.99 bekannt, dass Sie „eine echte Entwicklungsprojektevaluationsstelle,
nämlich eine Schweizer Firma“ mit einer neuen Prüfung beauftragt haben.
Wurde der Prüfbericht von PriceWaterhouseCoopers von Ihrem Ministerium in
Auftrag gegeben oder - wie aus den Begleitpapieren zu entnehmen war - von
„World Vision International“?
2. Wurde der Prüfbericht von „PWC“ von Ihrem Ministerium völlig oder teilweise
finanziert?
3. Liegt Ihnen der Prüfbericht der Schweizer Firma mittlerweile vor?
Wenn ja, ersuchen wir Sie um eine Bewertung und um Übermittlung des
Prüfberichtes als Beilage.
Wenn nein, warum nicht?
4. In der erwähnten Sitzung des Nationalrates vom 19.5.99 haben Sie den
Österreich
- Anteil am Mozambique - Projekt mit 15 Prozent beziffert. Nach den
uns vorliegenden Zahlen wurde das Mozambique - Projekt von „US Aid“ und
„World Vision International“ im Verhältnis 75: 25 finanziert. Von dem 25 -
prozentigen Anteil von „World Vision International“ finanzierte „World Vision
Österreich“ 15 Prozent, das sind 4 Prozent der gesamten Projektkosten. Von
diesem „World Vision Österreich“ - Beitrag übernahm das Bundesministerium de
facto die Hälfte der Finanzierung. Der Eigenanteil von „World Vision Österreich“
am Gesamtprojekt betrug also rund 2 Prozent, wobei „World Vision Osterreich“
versuchte, den gebrauchten und nach Mozambique verschifften Jeep von Herrn
Krones als Eigenmittelanteil auszuweisen.
Stimmt unsere Information, wonach sich der Österreich - Anteil am US - Aid - Projekt
auf insgesamt 4 Prozent belief?
5. Warum wurde vom österreichischen Außenministerium ein Entwicklungsprojekt
der US - Regierung gefördert?
6. Aus dem internen Briefverkehr zwischen „World Vision Österreich“ und „World
Vision International“ (WVI) geht hervor, dass die Zahlung von „WVÖ“ für das von
„WVI“ mitgeförderte Mozambique - Projekt als Teil des vertraglich vereinbarten
Jahresbeitrages an „WVI“ betrachtet wurde. Sehen Sie es als Aufgabe
österreichischer Entwicklungspolitik an, dass der Mitgliedsbeitrag von „WVÖ“
durch das Außenministerium mitfinanziert wird?
7. Wurde der nach Mozambique verschiffte gebrauchte Jeep des Herrn Krones als
Teil der Projektkosten von „WVÖ“ anerkannt?
Wenn ja, in welcher Höhe (bitte genau aufschlüsseln, inkl. Transport - u. event.
weitere Kosten)?
8. In der schon erwähnten Sitzung des Nationalrates haben Sie erklärt, dass den
Jeep betreffend eine Stellungnahme des Koordinationsbüros Beira vorliege,
während Ihr Ministerium in der diesbezüglichen Anfragebeantwortung erklärte:
„Eine Stellungnahme des EZA - Koordinationsbüros Beira zu dieser Frage liegt
nicht vor“.
a) Hat das Koordinationsbüro eine Stellungnahme zum Jeep abgegeben und wie
lautet sie?
b) Wenn ja, warum wurde in der Anfragebeantwortung eine gegensätzliche
Auskunft erteilt?
c) Hat das Koordinationsbüro das „US - Aid/ WVI“ - Projekt von Beginn an betreut,
bzw. war das Projekt Teil der Entwicklungszusammenarbeit?
9. In allen Stellungnahmen des Außenministeriums wurde darauf hingewiesen, dass
sofort nach Bekanntwerden des „World Vision“ - Spendenskandals die noch nicht
abgerechneten Teilzahlungen rückgefordert und tatsächlich auch zurückbezahlt
wurden.
Wurde in der Folge eine andere Organisation mit der Weiterführung der
blockierten Projekte beauftragt?
Wenn ja,
a) welche?
b) warum?
c) mit welchem
abschließenden Ergebnis?
10. Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen dem Außenministerium und dem von
„WVI" anerkannten Nachfolgeverein?