1175/J XXI.GP

 

                                                               ANFRAGE

 

 

 

der Abgeordneten Glawischnig, Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für soziale Sicherheit und Generationen

 

betreffend Gesundheitsgefährdung durch Massentierhaltung

 

 

 

 

Der starke Ausbau der Intensivtierhaltung führt zunehmend zu Konfliktsituationen

zwischen Antragstellern von Mastbetrieben und der in der Umgebung lebenden

Bevölkerung. Auch gibt es raumplanerisch immer wieder Nutzungskonflikte, zum

Beispiel bei Massentierhaltungsanlagen in touristisch genutzten Gebieten.

 

Darüber hinaus gelten die organischen Stoffe der Stallluft von Mastbetrieben wie z.B.

staubgetragene Proteine, Endotoxine und Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze,

Viren und Protozoen, die unter dem Begriff Bioaerosole zusammengefasst werden,

als mögliche Risikofaktoren für Atemwegserkrankungen. Bisher gibt es jedoch keine

Richtwerte für die zulässige Außenluftbelastung mit keimen, Viren, Allergenen und

toxischen Stoffen. Nach der derzeitigen Rechtslage werden von den

Luftverunreinigungen vorrangig Geruchsemissionen berücksichtigt. Weitergehende

Vorsorgemaßnahmen zum Anrainerschutz können die Genehmigungsbehörden nur

dann durchsetzen, wenn hinreichende wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen.

 

Das Niedersächsische Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales und das

Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten haben aus diesem Grund ein

dreijähriges, mehrstufiges mit 2,2 Mio. DM veranschlagtes Untersuchungsprogramm

beschlossen, das wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über die Ausbreitung und

die gesundheitlichen Auswirkungen der Stallabluft auf AnrainerInnen von

Massentierhaltungsanlagen gewinnen soll. Das Untersuchungsprogramm zur

gesundheitlichen Bewertung der Bioaerosole gliedert sich in drei Teilprojekte mit

folgenden Schwerpunkten:

 

-      Erfassung und Modellierung der Bioaerosolbelastung im Umfeld von

       Geflügelstallungen

 

-      Erhebung des Gesundheitsstatus bei unterschiedlich belasteten Schulkindern

 

-      Querschnittstudie zu Allergiestatus und Atemfunktion bei unterschiedlich

       belasteten Personen

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

                                                               ANFRAGE:

 

 

1.     Wird in Österreich die Bioaerosolbelastung der AnrainerInnen im Umfeld von

        Massentierhaltungsanlagen erfasst? Wenn ja, inwiefern, wenn nein, warum

        nicht?

 

2.     Gibt es in Österreich gesicherte Erkenntnisse über die gesundheitlichen

        Auswirkungen der Stallabluft auf AnrainerInnen in der Umgebung von

        Massentierhaltungsanlagen?

 

a)     Wenn nein, wie begründen Sie das angesichts der zunehmenden Belastung

        von AnrainerInnen solcher Anlagen?

 

b)     Werden Sie angesichts der sich häufenden Beschwerden zum

         gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung eine für Österreich repräsentative

         Studie über die möglichen Gesundheitsgefahren durch Massentierhaltung in

        Auftrag geben? Wenn nein, welche Maßnahmen werden Sie sonst ergreifen,

        um die Risiken der betroffenen AnrainerInnen prüfen zu lassen?

 

3.     Gibt es Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen

        Massentierhaltungsanlagen und Gesundheitsschäden von Kindern

        (Atemwegsbeschwerden, Allergien, Neurodermitis) in der Umgebung von

        solchen Anlagen? Wenn nein, werden Sie solche durchführen lassen?

 

4.     Die sogenannte „Farmer - Lunge“ ist eine entzündliche Erkrankung der

        Lungenbläschen, die durch Einatmung massiver Mengen an organischem

        Staub, wie er beispielsweise in der Massentierhaltung vorkommt, entstehen

        kann. Die sog. „Farmerlunge“ ist auch eine anerkannte Berufskrankheit.

        Welche Beobachtungen (stationäre und nicht stationäre Behandlungsfälle>

        hinsichtlich der Häufigkeit des Phänomens „Farmerlunge“ wurden in Österreich

        in den letzten Jahren gemacht

 

        a)    bei LandwirtInnen oder am landwirtschaftlichen Betrieb arbeitenden

               Personen

 

        b)    bei AnrainerInnen und Kindern in der Umgebung von

               Massentierhaltungsanlagen?

 

5.     Welche Anstrengungen werden Sie als für den Gesundheitsbereich zuständige

         Bundesministerin unternehmen, um österreichweit gleichwertige Bestimmungen

         zum Schutz der Bevölkerung vor den negativen gesundheitlichen Auswirkungen

         von Massentierhaltungsbetrieben zu erreichen?