1383/J XXI.GP
19-10-2000
der Abgeordneten Anton Heinzl, Beate Schasching
und Genossen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend illegale Datenweitergabe durch Exekutivbeamte an FPÖ - Funktionäre
hinsichtlich der Bewohner von Gemeindebauten in St. Pölten
Im Parlament wurde kürzlich der Vorwurf laut, dass im letzten
Gemeinderatswahlkampf in St. Pölten im Jahr 1995 bzw. 1996 im Auftrag von FPÖ -
Funktionären Datenabfragen durch Exekutivbeamte im Erkennungsdienstlichen
Informationssystem getätigt wurden, um Informationen für die FPÖ darüber zu
erhalten, welche und wie viele Bewohner in den St. Pöltner Gemeindebauten eine
ausländische Staatsbürgerschaft besitzen.
Im Zusammenhang mit den Aussagen eines ehemaligen hochrangigen Funktionärs
der FP - Gewerkschaft AUF, die FPÖ erhalte personenbezogene Informationen durch
Exekutivbeamte, ist nun volle Aufklärung gefordert.
Verständlicherweise gibt es in der St. Pöltner Bevölkerung auf Grund der mit diesem
Skandal zusammenhängenden Medienberichterstattung große Beunruhigung.
Damit sind nicht mehr alleine Personen, die auf Grund ihres Berufes in der breiteren
Öffentlichkeit stehen, mögliche Betroffene, sondern auch die Mieter der 1795
St. Pöltner Gemeindewohnungen und ihre Angehörigen.
Die gefertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Inneres
folgende
Anfrage
1. Wie viele EKIS - Abfragen wurden im Zeitraum 1995 und 1996 hinsichtlich der
Bewohner von St. Pöltner Gemeindebauten getätigt?
2. In welchen Dateien des EKIS wurden solche Abfragen getätigt?
3. Wie oft wurde in den letzten zehn Jahren eine EKIS - Abfrage oder eine Abfrage
über eine
andere Datei des BMI hinsichtlich der St. Pöltner Abgeordneten und
Gemeinderäte durchgeführt? Welche dieser Personen und wie oft waren sie
davon betroffen?
4. Waren St. Pöltner Journalisten oder Künstler von derartigen Abfragen betroffen?
5. An wen wurden diese Daten weitergegeben bzw. verkauft?
6. In welchen Dateien des EKIS kann über die Staatsbürgerschaft einer Person
Auskunft eingeholt werden?
7. Wie ist das EKIS - System untergliedert?
8. Welche Informationen werden im EKIS gespeichert?
9. Welche Gesetze im materiellen Sinn werden verletzt, wenn ein Exekutivbeamter
ohne dienstliche Notwendigkeit im EKIS oder anderen Dateien des BMI Daten
abruft? Welche, wenn er diese weitergibt bzw. verkauft?
10. Welche Konsequenzen hat eine solche Handlung für den Exekutivbeamten?
11. Welche Konsequenzen hat die Annahme bzw. der Kauf und die Verwertung
solcher Daten für den jeweils Handelnden?
12. Wie werden die Untersuchungen im Zusammenhang mit dieser Affäre durch das
Innenministerium geführt?
13. Wurden von Seiten des Innenministeriums Unterlagen in diesem Zusammenhang
an das Justizministerium weitergegeben, um eine gerichtliche Untersuchung
einzuleiten?
14. In wie vielen Fällen wurden in diesem Zusammenhang Vorerhebungen
eingeleitet?
15. In wie vielen Fällen gibt es in diesem Zusammenhang disziplinarrechtliche
Konsequenzen?
16. Haben Abgeordnete oder Gemeinderäte der FPÖ, die Polizei - oder
Gendarmeriebeamte sind, solche Abfragen getätigt?