1475/J XXI.GP

Eingelangt am: 14.11.2000

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde

an den Bundeskanzler

betreffend die Beschaffung von fair gehandelten Produkten in staatlichen

Einrichtungen

 

 

Der Faire Handel der Weltläden setzt sich seit mehr als 25 Jahren für eine

Verbesserung der Lebensbedingungen der Produzentinnen in den Ländern des

Südens ein und leistet dadurch einen direkten Beitrag zur Armutsbekämpfung,

Demokratisierung, zum umweltverträglichen Wirtschaften und zur Einhaltung

arbeitsrechtlicher Mindeststandards. Der Faire Handel will benachteiligte

ProduzentInnen im Süden stärken, bei den Konsumentinnen ein Bewußtsein

schaffen sowie einen Wandel im Kaufverhalten herbeiführen. Dadurch werden

ungerechte Strukturen nicht nur aufgezeigt, sondern auch verändert.

 

In Österreich leisteten die Weltläden gemeinsam mit der EZA Dritte Welt GesmbH,

der größten Importorganisation für fairen Handel in Österreich, Pionierarbeit bei

Aufbau gerechterer Handelsbeziehungen zwischen Nord und Süd. Die Vergabe

eines Gütesiegels für fair gehandelte Produkte durch den Verein TransFair

ermöglicht es österreichischen KonsumentInnen seit mehreren Jahren, fair

gehandelten Kaffee, Tee, Schokolade und Orangensaft im Handel klar zu

identifizieren. Alle interessierten Firmen können nun nach TransFair - Richtlinien

hergestellte und gehandelte Produkte anbieten.

 

Bei fair gehandelten Produkten ist das nachhaltige Wirtschaften der ProduzentInnen

ein Aufnahmekriterium, organischer Anbau wird gezielt gefördert und viele Partner -

Gruppen des Fairen Handels sind Pioniere der Bioproduktion. Transfair verfügt über

ein bewährtes Prüfsystem zur Einhaltung der sozialen und ökologischen Richtlinien.

 

Die Berücksichtigung des fairen Handels im Beschaffungswesen öffentlicher

Einrichtungen hätte eine besondere Vorbild - und Signalwirkung für die Öffentlichkeit.

Laut Klimaschutzprogramm der Stadt Wien werden sämtliche Einrichtungen der

Stadt Wien ihren Bedarf an Kaffee und Tee schrittweise auf Produkte aus fairem

Handel (z.B. mit TransFair - Siegel) umstellen. Dies gilt auch als Kriterium bei

öffentlichen Ausschreibungen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1. Befürworten Sie die Förderung von ökologisch und fair gehandelten Produkten

    durch das öffentliche Beschaffungswesen?

 

2. Inwiefern unterstützen Sie bei der Beschaffung von Repräsentations - und

    Bewirtungsmitteln (einschließlich größere Veranstaltungen mit

    Repräsentationscharakter) fair gehandelte Produkte (Kaffee, Tee, Orangensaft)?

 

3. Im Falle der Bewirtung von Gästen durch Catering - Firmen besteht auch die

    Möglichkeit, auf Getränken aus fairem Handel zu bestehen. Machen Sie von

    dieser Möglichkeit Gebrauch bzw. werden Sie künftig darauf hinwirken?

 

4. Wieviel Kaffee, Tee und Orangensaft wurde von Ihrem Ressort seit 1997 jährlich

    angekauft, wieviele Kosten wurden dafür aufgewendet und wieviel Prozent des

    Kaffee -, Tee - und Orangensaftbezugs stammen aus fair gehandelter Produktion?

 

5. Werden Sie die gegenständliche Anfrage zum Anlaß nehmen, die

   Beschaffungsstellen nachgeordneter Dienststellen Ihres Ressorts über das

   Angebot an fair gehandelten Produkten zu informieren und diese Dienststellen

   zum vermehrten Ankauf solcher Produkte anweisen? Wenn ja, welche Stellen und

   in welcher Form?

 

6. Werden Sie sich - ähnlich wie die Stadt Wien - sämtliche Einrichtungen Ihres

    Ressorts dazu anregen, den Bedarf an Kaffee und Tee schrittweise auf Produkte

    aus fairem Handel (z.B. mit TransFair - Siegel) umzustellen? Wenn ja, gilt dies

    auch als Kriterium bei öffentlichen Ausschreibungen?