1502/J XXI.GP
Eingelangt am:17.11.2000
der Abgeordneten Dietachmayr
und Genossen
an den Bundesminister für Inneres,
betreffend Mensurkämpfe der Burschenschafter
Laut Format Nr. 46 vom 13. 11. 2000 liegt ein Mitglied der Innsbrucker
Burschenschaft Suevia (Wahlspruch: „Ehre, Freiheit, Vaterland“) mit einer schweren
Schädelverletzung in der Neurochirurgischen Station der Innsbrucker Klinik. Gegen
den Sieger, Mitglied der Grazer Viruna (Wahlspruch: „Furchtlos und treu“), hat die
Polizei bereits Strafanzeige wegen schwerer Körperverletzung erstattet. Die
Staatsanwaltschaft will entscheiden, ob erstmals in der Zweiten Republik
Vorerhebungen gegen einen Burschenschafter nach einer Mensur eingeleitet
werden.
Noch immer weiß die Öffentlichkeit nichts von der blutigen Praxis, die von den
Burschenschaftern bis heute wie ein Geheimnis gehütet wird. Nur etwa zehn Prozent
der Mensurverletzungen werden im Spital behandelt.
Immer noch wird auf den Buden der deutschnationalen Burschenschaften einige
hundertmal pro Jahr jener blutige Zweikampf gepflegt.
Laut Andreas Mölzer, der ebenfalls Mensuren gefochten haben soll, ist der blutige
Zweikampf aus dem sogenannten Wekadinc, dem blutigen Zweikampf der
Germanen, der bei Streitigkeiten als „Gottesurteil mit öffentlich - rechtlichem
Charakter“ angesehen wurde, entstanden.
Es ist äußerst bedenklich, wenn es Studentenverbindungen mit lebensgefährlichen
Ritualen und einer deutschnationalen - somit antiösterreichischen - Gesinnung gibt.
Genaue Untersuchungen sind daher gerade in einer Zeit des zunehmenden
Rassismus und einer von der FPO immer häufiger offengelegten
Fremdenfeindlichkeit notwendig.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesminister für Inneres
nachstehende
1. Welche und wie viele Burschenschaften gibt es in Österreich (aufgeschlüsselt
nach Bundesländer und Namen)?
2. Wie viele Mitglieder haben diese Burschenschaften (aufgeschlüsselt nach
Bundesländer)?
3. Wie lauten Mensurkämpfe konkret ab und welchen Sinn haben sie?
4. Wie viele Verletze gibt es, nach Kenntnis des Innenministeriums, jährlich bei
diesen Mensurkämpfen?
5. Was ist dem Innenministerium über die Gesinnung dieser Burschenschaften
bekannt?
Ist es richtig, daß die Mitglieder großteils eine deutschnationale und somit
antiösterreichische Gesinnung haben?
6. Werden Sie in Zukunft nähere Untersuchungen z. B.: über die Gesinnung, die
Einstellung zur Demokratie, dem Bekenntnis zur Republik Österreich und über
die Rituale dieser Organisationen anstellen lassen? Falls nein, warum nicht?
7. Werden Sie sich für ein Verbot dieser Burschenschaften einsetzen, falls sich
herausstellt, daß diese eine deutschnationale, Österreich - und
demokratiefeindliche Gesinnung haben und somit den Staat Österreich in Frage
stellen? Falls nein, warum nicht?
8. Bestehen Verbindungen von Burschenschaftern zu rechtsradikalen
Organisationen in Österreich und dem Ausland? Falls ja, welche
Burschenschafter haben zu welchen Organisationen Verbindung? Welche
Schritte werden Sie gegen diese Personen und Burschenschaften
unternehmen?
9. Gibt es Mitglieder in der Bundesregierung, die selbst auch Mitglied einer
deutschnational gesinnten Burschenschaft sind bzw. waren? Falls ja, welche?
10. Welche Abgeordnete in den Landtagen, im Bundesrat, im Nationalrat und welche
Landesräte sind bzw. waren Mitglied einer deutschnationalen Burschenschaft?
11. Ist bzw. war auch das einfache freiheitliche Parteimitglied Jörg Haider, der
Landeshauptmann aus Kärnten, Mitglied einer deutschnationalen
Burschenschaft? Falls ja, von welcher?
12. Wie fühlen Sie sich als Innenminister, wenn die ÖVP im Parlament und in der
Regierung mit Menschen in einer Regierung zusammenarbeitet, die selber aus
einer deutschnational und somit antiösterreichisch gesinnten Burschenschaft
stammen?