1513/J XXI.GP
Eingelangt am: 22.11.2000
der Abgeordneten Plank, Reheis, Genossinnen und Genossen
an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend die Behandlung Behinderter im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von
Leistungen des Schienenverkehrs
In der „Kronen Zeitung“ vom 23. Oktober 2000 wurde unter dem Titel „Behinderter im
Gepäckwagen!“ die Geschichte eines Rollstuhlfahrers aus Salzburg berichtet. Laut diesem
Artikel wurde der Mann bereits wiederholt an Stelle im vorgesehenen Behinderten - Abteil im
Gepäckwagen des Zuges Innsbruck-Salzburg transportiert. Dies obwohl der Zug laut
Kursbuch einen Behindertenwaggon führen sollte. Weiters musste Herr N. in Kälte und
Finsternis reisen, obwohl sich daneben ein Zugbegleiterabteil befand. Für den Fall einer
Vollbremsung war der Rollstuhl nicht gesichert.
Bereits im wiederholten Falle rechtfertigte sich die ÖBB mit der Entschuldigung, dass der
Wagen mit Behinderten - Abteil kaputt sei.
Weiters ergab sich, dass laut Auskunft der ÖBB täglich 83 Züge fahrplanmäßig einen
Behindertenwagen führen, davon nur 33 von der ÖBB. In den anderen Fällen handelt es sich
um Transit - Züge ausländischer Gesellschaften.
Auch wurde bei der Neugestaltung des Salzburger Bahnhof - Vorplatzes nicht an die
Errichtung eines Behinderten - Parkplatzes gedacht.
Im Artikel 7 B - VG wird bestimmt: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt
werden. Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die
Gleichbehandlung von behinderten und nichtbehinderten Menschen in allen Bereichen des
täglichen Lebens zu gewährleisten.“
Da es sich im geschilderten Fall offensichtlich um die Beschneidung der Rechte von
Menschen mit besonderen Bedürfnissen handelt, richten die unterzeichneten Abgeordneten an
die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie folgende
Anfrage:
1. Ist Ihnen der in der „Kronen Zeitung“ geschilderte Vorfall bekannt?
2. Finden Sie es richtig, dass Behinderte in Österreich offensichtlich als Menschen 2. Klasse
behandelt werden?
Wenn ja, warum?
Wenn nein, welchen Handlungsbedarf sehen Sie in Ihrem Ressort?
3. Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass die ÖBB zum wiederholten Mal als Rechtfertigung
anführt,
der Waggon mit Behinderten-Abteil sei kaputt?
4. Sehen Sie einen Zusammenhang mit der Kürzung der Mittel für den öffentlichen Verkehr
und dem mangelnden Angebot des Schienenverkehrs für Menschen mit besonderen
Bedürfnissen?
Wenn ja, welchen?
Wenn nein, warum nicht?
5. Welche Möglichkeiten sehen Sie in Ihrer Funktion als Verkehrsministerin auf einen
weiteren Ausbau des Angebots, insbesonders im Hinblick auf die geringe Zahl an
Kurswagen der ÖBB mit Behinderten - Abteil, direkt oder indirekt hinzuwirken?
6. Wie sehen Sie die Tatsache, dass bei der Gestaltung des Salzburger Bahnhof - Vorplatzes
kein Behinderten-Parkplatz errichtet wurde?
Sehen Sie Handlungsbedarf in Ihrem Ressort?
7. Welche Möglichkeit sehen Sie in Ihrer Funktion als Verkehrsministerin auf eine
Bewusstseinsschaffung hinzuwirken, die darauf abzielt, Bedienstete im öffentlichen
Verkehr zu einem sensiblen Umgang mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen
anzuregen?