1526/J XXI.GP
Eingelangt am:22.11.2000
der Abgeordneten Petrovic, Grünewald, Stoisits, Lunacek, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen
betreffend Genitalverstümmelung an Frauen in Österreich
Bereits seit Jahren liegen immer wieder Verdachtsmomente vor, die darauf hinweisen, dass -
wie dies in anderen europäischen Ländern bereits nachgewiesen werden konnte - auch in
Österreich Genitalverstümmelungen an Frauen durch Ärzte/Ärztinnen vorgenommen werden.
Im vergangenen Oktober wurde erstmals eine Studie veröffentlicht, in der diese
Verdachtsmomente erhärtet wurden. Nichtsdestoweniger liegt über diesem Thema in
Österreich ein Mantel des Schweigens und es konnte daher auch noch nie ein diesbezüglicher
Beweis erbracht werden.
Nun berichtet „profil“ in seiner aktuellen Ausgabe erstmals von einem Fall, in dem einem in
Österreich tätigen Arzt die Bereitschaft zur Durchführung eines genitalverstümmelnden
Eingriffs an einer Frau nachgewiesen werden konnte. Diese Bereitschaft ging soweit, dass der
Arzt sich mit der Frau, die diesen Eingriff vorgeblich an sich durchführen lassen wollte, nicht
nur mehrmals getroffen hatte, sondern auch bereits Termin, Ort, Kosten und die genaue Art
der Durchführung der „Operation“ vereinbart waren.
Das Faktum, dass offensichtlich tatsächlich in Österreich genitalverstümmelnde Eingriffe an
Frauen durchgeführt werden können, erfordert unserer Meinung nach weitreichende
Konsequenzen. Aber auch dagegen, dass in weiten Teilen der Welt Genitalverstümmelungen
an Frauen nach wie vor verbreitet und üblich sind und Frauen dadurch einer massiven
Verletzung ihrer körperlichen und sexuellen Integrität, aber auch ihrer Gesundheit, ja sogar
einer nicht unbeträchtlichen Gefahr für ihr Leben ausgesetzt sind, sollten in Österreich
verstärkt Maßnahmen gesetzt werden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Welche Konsequenzen wird der von "profil" berichtete Sachverhalt einer bereits konkret
geplanten Genitalverstümmelung durch einen in einem österreichischen Krankenhaus
tätigen, beamteten Arzt für diesen Arzt, Richard L., haben?
2. Wie ist es aus Ihrer Sicht möglich, dass es in Österreich Ärzte/Ärztinnen gibt, die bereit
sind, Genitalverstümmelungen an Frauen durchzuführen?
3. Gab es von seiten des Gesundheitsministeriums in der Vergangenheit irgendwelche
Aktivitäten, um dem seit Jahren immer wieder geäußerten Verdacht, dass in Österreich
Genitalverstümmelungen an Frauen durchgeführt werden, nachzugehen?
Wenn nein: Weshalb nicht?
Wenn ja: Was waren die Ergebnisse dieser Aktivitäten?
4. Welche politischen Konsequenzen ziehen Sie als Gesundheits - und Frauenminister aus
der Tatsache, dass offensichtlich in Österreich Genitalverstümmelungen an Frauen
durchgeführt werden und welche konkreten Maßnahmen werden Sie diesbezüglich
setzen?
5. Welche Aktivitäten gab es seitens Ihres Ministeriums seit dem Amtsantritt von
Ministerin Sickl zur Bekämpfung von Genitalverstümmelung an Frauen
a. in Österreich?
b. weltweit?
6. Sind Sie als Frauenminister dafür, dass drohende Genitalverstümmelung ein Asylgrund
für Frauen in Österreich ist?
Wenn ja: Wie werden Sie sich konkret dafür einsetzen, dass dies tatsächlich als
Asylgrund anerkannt wird?
Wenn nein: Weshalb nicht?
7. Welche Maßnahmen werden Sie als Frauenminister in Zukunft setzen, um dazu
beizutragen, dass weltweit Genitalverstümmelung an Frauen als unzulässiger Eingriff in
Menschenrechte angesehen und verboten wird?