159/J XXI.GP
des Abgeordneten Brosz, Kogler Freundinnen und Freunde
an den Bundeskanzler
betreffend „World Sports Award of the Century" II
Am 19. November 1999 wurden in der Staatsoper die „World Sports Awards of the
Century“ vergeben. Bei unseren Nachforschungen stießen wir auf mehrere
aufklärungsbedürftige Vorgänge. Offenbar wurde dieses Projekt zunächst immer als
Veranstaltung der Österreichischen Sporthilfe dargestellt. Unter Ziff. 1717 d. Beilagen
zu den Stenografischen Protokollen des Nationalrates XX. GP bezüglich der
Regierungsvorlage hinsichtlich eines Bundesgesetzes mit dem das Bundesfinanzgesetz
1999 geändert wird, findet sich unter Punkt 61 folgende Formulierung: „Beim
Voranschlagsansatz 1/10706 bis zu einem Betrag von 25 Millionen Schilling für die
Durchführung des World Sports Award of the Century in Wien, wenn die Bedeckung
durch Ausgabeneinsparungen und/oder Mehreinnahmen sichergestellt werden kann.“
Im besonderen Teil hieß es: „Die Gesamtkosten belaufen sich auf 77 Millionen
Schilling. Vom Bund sollen 25 Millionen Schilling, weitere 25 Millionen Schilling von
der Stadt Wien und 27 Millionen Schilling durch Sponsoren aufgebracht werden.“ In
der Parlamentskorrespondenz Nr. 300 vom 9.6.1999 wird vom Budgetausschuss
berichtet. Dabei informierte Staatssekretär Ruttenstorfer: „Das von der Sporthilfe
getragene Wiener Großereignis im Herbst 1999, bei dem unter der Patronanz der
UNICEF der Weltsportler oder die Weltsportlerin des Jahrhunderts gewählt wird,
erhält vom Bund 77 Millionen Schilling, weil davon Werbe - und Marketingeffekte für
Österreich zu erwarten seien.“
Staatssekretär Ruttenstorfer dürfte hier zwar die Gesamtkosten mit der Beteiligung des
Bundes verwechselt haben, wesentlich ist aber die Aussage, dass das Ereignis von der
Sporthilfe getragen wird. Irgendwann nach diesem 9. Juni dürfte es in der Sporthilfe
offensichtlich zu einer Entwicklung gekommen sein, wo von der Ausrichtung dieses
Großereignisses Abstand genommen wurde. Als Förderungswerber scheint dann
nämlich nicht mehr die Österreichische Sporthilfe auf, sondern auf einmal die „Neuper
Team GmbH“. Sowohl die Gesamtkosten des Events als auch die Beteiligung des
Bundes wurden in dieser Phase beträchtlich reduziert. Laut Budgetvoranschlag betrugen
die Gesamtkosten dann nur mehr 45,3 Millionen Schilling und die Beteiligung des
Bundes nur mehr 16,5 Millionen Schilling. Am wesentlichsten war der Rückgang bei
den nicht durch den Bund bzw. die Stadt Wien aufgebrachten Einnahmenanteilen.
Dieser Sponsorenteil reduzierte sich von ursprünglich 27 Millionen Schilling auf etwa
12 Millionen Schilling.
Auch hinsichtlich der Budgetierung tauchen weitere Unklarheiten auf; Wie
Presseberichten zu entnehmen war, betrug der Preis für eine „normale“ Eintrittskarte
4.000,-- Schilling und der Preis für Logen zwischen 60.000,-- und 80.000,-- Schilling.
Nach unseren Informationen gibt es in der Staatsoper 78 Logen. Rechnet man einen
Durchschnittspreis von 70.000,-- Schilling/Loge errechnet sich ein Betrag von etwa 5,5
Millionen Schilling. Der Budgetansatz enthält aber nur einen Betrag von 2,8 Millionen
Schilling. Nach unseren Informationen verbleiben somit etwa 1 800 Nichtlogenplätze.
Setzt man dafür den angegebenen Eintrittspreis von 4.000,-- Schilling an, errechnet sich
ein Betrag von 7,2 Millionen Schilling. Im Budgetansatz finden sich jedoch nur
650.000,-- Schilling.
Im Budget finden sich des weiteren keine Angaben über anzuführende Steuern.
Auch bezüglich der Kosten für die Fernsehproduktion, die mit 5,7 Millionen Schilling
budgetiert wurde (um diese Summe werden lt. Angaben von Kulturschaffenden
ansonsten mittlere Fernsehspiele produziert) gibt es einen Klärungsbedarf. Diese
Produktion wurde nach unseren Informationen vom ORF durchgeführt. Unter Punkt 8
Werbeeinnahmen des Budgets finden sich für TV - Rechte in Summe aber nur 4
Millionen Schilling. Somit wären die Kosten der Produktion dieses Events höher
gewesen als die Gesamteinnahmen für die Fernsehrechte.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Anlässlich welcher Sitzungen befasste sich die Österreichische Sporthilfe mit der
Durchführung des „World Sports Award of the Century“?
2. Gab es in der Österreichischen Sporthilfe jemals den Beschluss, den "World
Sports Award of the Century“ als Veranstaltung der Sporthilfe auszurichten?
a) Wenn ja, wann und zu welchen finanziellen Bedingungen wurde dieser Beschluss
gefasst?
b) Wenn ja, wann wurde der Beschluss revidiert und die Veranstaltung an die
„Neuper Team GmbH“ abgetreten?
3. Wenn nein, wie beurteilen Sie die Tatsache, dass seitens des Generalsekretärs
Hubert Neuper dieses Megaevent als Veranstaltung der Sporthilfe bei der Stadt
Wien und beim Bund zur finanziellen Unterstützung eingereicht wurde?
a) Wenn nein, entsprach die Vorgangsweise des Generalsekretärs Hubert Neuper den
Richtlinien der
Sporthilfe?
b) Sollte diese Vorgangsweise nicht den Richtlinien der Sporthilfe entsprechen,
welche Konsequenzen gedenken Sie als Präsident der Sporthilfe zu setzen?
4. Wann erhielt der Bund Förderansuchen zum „World Sports Award of the
Century“?
a) Wer trat dabei als Förderungswerber bzw. als Veranstalter des Events auf?
b) Welche Kostenbeteiligung des Bundes wurde beantragt?
c) Wie hoch waren die Gesamtkosten bei den jeweiligen Ansuchen?
5. Woher resultiert die Differenz zwischen den 77 Millionen Schilling
Gesamtkosten, die Staatssekretär Dr. Ruttenstorfer beim Budgetausschuss am 9.
Juni angab und dem letztlich eingereichten Budget mit einer Gesamthöhe von 45
Millionen Schilling?
a) Welche Ausgaben enthielt der Budgetanschlag über 77 Millionen Schilling, die in
jenem über 45 Millionen Schilling Gesamtkosten nicht mehr enthalten waren?
b) Welche Einnahmen enthielt der Budgetanschlag über 77 Millionen Schilling, die
in jenen über 45 Millionen Schilling Gesamteinnahmen nicht mehr enthalten
waren?
c) Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass Staatssekretär Dr. Ruttenstorfer von
geplanten 27 Millionen Schilling Sponsoreinnahmen berichtete, während im
letztlich eingebrachten Budgetvoranschlag nur mehr 12 Millionen Schilling
aufscheinen?
Bitte führen Sie genau an, welche der 27 Millionen Schilling Sponsoreinnahmen
nicht mehr enthalten waren und aus welchem Grund.
d) Beruhten diese Reduzierungen auf tatsächlichen Kürzungen oder schienen die
Sponsoreinnahmen nur nicht mehr im Budgetplan auf?
6. Die Unterstützung des Bundes wurde mit den Werbe - und Marketingeffekten für
Österreich begründet. Wie hoch schätzen Sie die Werbe - und Marketingeffekte für
Österreich ein, die aus dieser Veranstaltung resultierten?
a) In welchen europäischen Fernsehstationen wurde über dieses Event berichtet, zu
welcher Tageszeit und in welcher Länge?
b) Welche Einnahmen resultierten aus der Vermarktung der TV - Rechte?
c) Mit welcher Summe würden Sie die Werbe- und Marketingeffekte für Sie als
Bundeskanzler im Zusammenhang mit der österreichischen Berichterstattung zu
dieser Veranstaltung beziffern? (Die Sendung wurde von 1.090.000 SeherInnen
im ORF gesehen, was den höchsten Wert dieser Fernsehwoche darstellte.)
d) Wie beurteilen Sie die Kosten für die TV - Produktion in Höhe von 5,7 Millionen
Schilling für diesen
Event im Hinblick auf vergleichbare Veranstaltungen.
e) Wie schlüsseln sich diese Produktionskosten auf?
7. Wieviele Eintrittskarten wurden verkauft? (Bitte in Logen und Einzelkarten
aufgliedern.)
Wie hoch waren die Logenpreise bzw. die Einzelkartenpreise?
Wie hoch waren die Gesamteinnahmen aus dem Kartenverkauf?
a) Sollten unsere Informationen über die Kartenpreise richtig gewesen sein, wie
erklären Sie die Differenz zwischen Budgetansatz und den tatsächlichen
Einnahmen?
b) Wurden die Angaben über Einnahmen aus Kartenverkäufen vor der
Finanzierungszusage überprüft?
Wenn ja, welche Annahmen hinsichtlich der Kartenpreise und des Kartenverkaufs
lagen dieser Überprüfung zugrunde?
Wenn nein, warum wurden diese Angaben nicht überprüft?
8. Wieso finden sich im Budget keine Angaben über abzuführende Steuern?
Gab es für diese Veranstaltung Steuerbefreiungen?
Wenn ja, mit welcher Begründung?
9. Fielen für diese Veranstaltung Kosten für Leertage in der Staatsoper an und wie
hoch waren diese?
a) Sind diese Kosten in der Position „Miete Oper“ enthalten?
b) Wenn diese Kosten nicht in der Position „Miete Oper“ enthalten waren, wie
wurden sie sonst finanziert?