1626/J XXI.GP

Eingelangt am: 30.11.2000

 

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Elisabeth Pittermann, Annemarie Reitsamer

und GenossInnen

an die Bundesministerin für Soziale Sicherheit und Generationen

betreffend sichere und preisgünstige Verwendung von Blut und Blutprodukten

 

Es kommt in Österreich in unregelmäßigen Abständen zu ernsthafter Unterversorgung mit

Erythrozytenkonzentraten. Wie auf der anderen Seite aus internationalen Studien bekannt ist,

herrscht jedoch gerade im perioperativen Bereich eine geschätzte Übertransfusion von

Erythrozytenkonzentraten von etwa 30 Prozent. Dies würde für Österreich eine Einsparung

von etwa 200 000 Erythrozytenkonzentraten und damit eine Kostenreduktion von

ATS 200.000.000,- jährlich bedeuten. Unnotwendige Transfusionen sind aber nicht nur teuer,

sondern durch unnotwendige Transfusionen kann es durch Störung des Immunsystems zu

erhöhten postoperativen Infektionsraten und letztendlich zu einer Steigerung der Mortalität

kommen.

 

Am 7. April 2000 beschäftigte sich das Ministerium fir Soziale Sicherheit und Generationen

anlässlich des WHO - Tages mit der sicheren Verabreichung von Blutprodukten. Da die

Applikation von Blut und Blutprodukten einen hohen Anteil der Arzneimittelkosten im Spital

ausmacht, sind mögliche Einsparungen unbedingt wahrzunehmen. Aus diesem Grund richten

die genannten Abgeordnete an Sie folgende

 

Anfrage:

 

1. Welche Maßnahmen werden sie in Österreich ergreifen, um einen medizinisch und

    ökonomisch gerechtfertigten Einsatz von Blut und Blutprodukten zu gewährleisten, zumal

    die Herausgabe von Leit -  und Richtlinien durch einzelne Fachgesellschaften keinen

    ausreichenden Erfolg zeigten?

2. Welche Maßnahmen werden sie ergreifen, um Methoden zur Reduktion des

    Fremdblutbedarfs verstärkt im österreichischen Gesundheitswesen einzuführen?

3. Blutsparende Verfahren, wie Eigenblutspende, der Einsatz des Zellsavers oder auch nur

    die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur sind fester Bestandteil der modernen

    perioperativen Medizin. Diese Maßnahmen werden, sofern es sich um den unmittelbar

    perioperativen Bereich handelt, von den Krankenhausträgern finanziert. Die Finanzierung

    der im ambulanten Bereich durchgeführten Eigenblutspende, aber auch die Behandlung

    einer vorbestehenden Anämie wird jedoch von den Kostenträgern im Allgemeinen

    abgelehnt, in manchen Bereichen, wie z.B. in der Steiermark sogar den PatientInnen

    verrechnet. Dies obwohl die Eigenblutspende den Fremdblutverbrauch aber auch

    postoperative Komplikationen in vielen Bereichen dramatisch reduziert hat. Was

    gedenken Sie zu unternehmen, um diese zum Teil nicht unbeträchtliche Belastung für die

    PatientInnenen zu mildern?

4. Aufgrund extensiver und kostenintensiver Aufbereitung hat die Bluttransfusion heute

    einen hohen Sicherheitsgrad erreicht. Die tatsächliche Inzidenz von Nebenwirkungen wie

    Virusinfektionen, unspezifische Infektionen, allergische Reaktionen etc. wurde bisher in

    Österreich bis heute nicht erhoben. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um dieses

    Manko zu beheben?

5. Es herrschen große regionale Unterschiede bei den Kosten für Blutprodukte in Österreich.

     Dies lässt vermuten, dass die Kostenerstellung nicht auf der reinen Herstellungskalkulation,

     sondern vielmehr auf marktpolitischen Überlegungen beruht. Welche Maßnahmen werden

     Sie ergreifen, damit die Kostenkalkulation der Hersteller für Fremdblutprodukte auf einer

     transparenten und nachvollziehbaren Weise erstellt wird?

6. Welche Gewinne werden bei der Herstellung von Fremdblutprodukten erzielt?

7. Ein hoher Kostenanteil der Spitäler entfällt auf Blutprodukte. Wie hoch sind die Kosten für

     a) Vollblut

     b) Erythrozytenkonzentrate

     c) Leukozytendepletiertes Erythrozyten - Konzentrat (inlinegefiltert vor Lagerung)

     d) Leukozytendeplentiertes Erythrozyten - Konzentrat (inlinegefiltert vor Lagerung -

      4 Teile für Kinder)

      f) Gew. Leukozytendepletiertes Erythrozyten - Konzentrat (inlinegefiltert vor Lagerung)

     g) Gew. Leukozytendepletiertes Erythrozyten - Konzentrat (inlinegefiltert vor Lagerung - 4

     Teile für Kinder)

     h) Eigenblut - leukozytendepletiertes Erythrozyten - Konzentrat (inlinegefiltert vor

     Lagerung)

      i) Eigenblut -  Phereseerythrozyten - Konzentrat (je Doppelbeutel)

      j) Thrombozyten - Konzentrate

     k) Leukozyten depletierter Pheresethrombozyten - Konzentrat bei Verpflichtung nur von

          einem Abnehmer zu beziehen

      l) Gefiltertes Pheresethrombozyten - Konzentrat (Vorbestellung mindestens 24 Stunden vor

      Auslieferung)

     m) Gew. und gef. Pheresethrombozyten - Konzentrat (Vorbestellung mindestens 24 Stunden

     vor Auslieferung)

     n) Gefiltertes Pheresethrombozyten - Konzentrat (Notfallbestellung)

     o) Gew. und gef. Pheresethrombozyten - Konzentrat (Notfallbestellung)

     p) Gepoolte Thrombozyten - Konzentrate

     q) Bestrahlte Thrombozytenkonzentrate

     r) Plasmakonserven

     s) FFP

     t) Octaplas

     in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg,

     Tirol und Vorarlberg?

8. Gibt es Mengenrabatte?

     Wenn ja, bei welchen Blutspendezentralen?

     Glauben Sie nicht, dass sich der Verbrauch bei Mengenrabatten steigert?

9. Welche Preisunterschiede gibt es für Thrombozytenkonzentrate nach der Art der

     Vorbestellung?

      a) Glauben Sie, dass der Durchschnittsverbrauch planbar ist?

      b) Halten Sie die Preisunterschiede für gerechtfertigt?

10. Finden Sie die gepoolten Thrombozytenkonzentrate den Pheresekonzentraten gleichwertig?

      a) Was sind Ihrer Ansicht nach die Indikationen für gepoolte Thrombozytenkonzentrate?

      b) Was sind Ihrer Ansicht nach die Indikationen für Pheresekonzentrate?

      c) Sind Sie überzeugt, dass die verschiedenen Arten von Thrombozytenkonzentraten

      immer indikationsgerecht eingesetzt werden?

11. Werden Sie sich Österreichweit für den billigsten Preis einsetzen?

      a) Welches Einsparungspotential ist damit gegeben?

      b) Welche Kosten werden je nach Bundesland und Bestellungsart für den Transport

      verrechnet?

     c) Sehen Sie hier ein Einsparungspotential der Spitäler?

     d) Wie hoch ist die Rate an Transfusionszwischenfällen?

      e) Wie häufig wird blutgruppenungleiches Blut verabreicht?

      f) Aus welchen Gründen wird blutgruppenungleiches Blut verabreicht?

     g) Werden Sie sich für die Verwendung blutgruppengleichen Bluts einsetzen?

     h) Wird in den Spitälern jede Erythrozyten - Transfusion ausgekreuzt?

12. Hat jedes Blutdepot - führende Spital einen Permanenzdienst zur Blutgruppen -  und

       Kreuzprobenbestimmung?

        a) Wenn ja, wie viele haben einen Permanenzdienstdienst, wie viele nicht?

        b) Ist extra Personal für den Permanenzdienst vorhanden?

        c) Wenn ja, woraus setzt sich dieses zusammen (Ärzte, MTD?)

       d) Wenn nein, zusätzlich zu welcher Tätigkeit wird der Transfusionsdienst

        wahrgenommen?

13. Werden die Blutdepots von Fachärzten für Blutgruppenserologie und

        Transfusionsmedizin geleitet?

         a) Wenn nein, warum nicht?

         b) Wer führt die Blutdepots?

         c) Werden Sie dafür sorgen, dass die entsprechenden Fachärzte die Transfusionsaufgaben

         wahrnehmen?

         d) Was kostet die Durchführung einer BG - Bestimmung in den anfangs genannten

         Blutspendezentralen?

         e) Falls es Preisunterschiede sind, werden Sie sich für den niedrigsten Preis

         Österreichweit einsetzen?

         f) Was kostet die Durchführung einer Kreuzprobe in den anfangs genannten

         Blutspendezentralen?

         Falls es Preisunterschiede sind, werden Sie sich für den niedrigsten Preis Österreichweit

         einsetzen?

14. Wie hoch ist der Eigenblutanteil bei geplanten Operationen prozentuell und absolut

       aufgezählt nach einzelnen Bundesländern?

       a) Gibt es Spitäler die den PatientInnen Eigenblutkonserven zumindest teilweise in

       Rechnung stellen?

       b) Halten Sie das für gerechtfertigt?

        c) Wenn die Patientinnen einen Beitrag dafür leisten müssen, wird weniger Eigenblut

        verwendet?

        d) Der medizinische Vorteil der Eigenbluttransfusion ist sowohl aus immunologischen

        wie auch aus infektiösen Gründen unbestritten. Werden Sie dem in Richtlinien für die

        Eigenblutversorgung - wo immer sich medizinische Möglichkeit ergibt - Rechnung 

         tragen?

         e) Sind Ihnen wissenschaftlichen Arbeiten bekannt, bei denen Eigenblutversorgung

         keinen Wert hat?

         f) Glauben Sie, dass viele Moribunde operiert werden?

         g) Denken Sie, dass diesen präoperativ Eigenblutkonserven entnommen werden?

15. Werden Sie als Qualitätssicherung überprüfen, bei welchen Indikationen wie viele

       Blutkonserven gegeben werden?

         a) In welchem Rahmen wollen Sie die Überprüfung durchführen?

         b) Wenn nicht, warum nicht?