1713/J XXI.GP
Eingelangt am: 22.12.2000
der Abgeordneten Dr. Martin Graf
und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend "Spitzelbüro“ des Bürgermeister Michael Häupl
Wie aus einem den unterzeichnenden Abgeordneten vorliegenden „geheimen“ Papier
der Wiener SPÖ hervorgeht, organisierte der Wiener Bürgermeister Häupl den Aufbau
eines „Spitzelbüros“ zur Vorbereitung der Wiener Landtagswahlen.
In dem Papier „2001 Plus - Neue Gedanken zu einem Kommunikationssystem für
Michael Häupl“, wird in dem Kapitel „Die Infrastruktur und die Kosten“ behauptet, daß
„das Büro“ auch über eine Anbindung an wichtige Datenbanken verfügt.
Weiters heißt es dann wörtlich:
„Das Büro selbst wird zu einem elektronischen Archiv. Es führt ja auch
Konkurrenzbeobachtungen durch (...) Mittels eigener Archivsoftware kannst Du (Anm.:
gemeint Häupl) dann blitzschnell auf Knopfdruck ein Dossier des aktuellen politischen
Widerparts (Person) (...) haben. Wiederum hast Du die globale Information und die Nase
vorn. Die Dienste des Archivs können übrigens auch den Funktionären zur Verfügung
gestellt werden - in Form eines „Schwarzbuches“ (...)"
Die Finanzierung des „Spitzelbüros“ erfolgt aus Steuermitteln und wird mit ca. 12 bis 13
Millionen Schilling beziffert.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den
Bundesminister für Inneres nachstehende
Anfrage:
1.) Ist Ihnen oder Beamten Ihres Ministeriums die Einrichtung eines „Spitzelbüros“
durch die Wiener SPÖ bekannt?
Wenn ja, seit wann?
Wenn nein, wann werden Sie sich wo informieren?
2.) An welche „wichtigen Datenbanken“ (Sozialversicherungen,...) ist die Wiener
SPÖ oder ihr nahestehende Teilgruppierungen insbesondere das „Spitzelbüro“
angebunden?
3.) Ist Ihnen bekannt, daß die Wiener SPÖ, insbesondere das "Spitzelbüro", Dossiers
über politische Gegner anlegt?
Wenn ja, seit wann und was haben Sie in dieser Angelegenheit bereits
unternommen?
4.) Sehen Sie in der Anlegung von Dossiers durch die Wiener SPÖ oder durch das
"Spitzelbüro“ eine Verletzung des Grundrechtes auf Datenschutz sowie
Verletzungen der Sonderstrafmaßnahmen des Datenschutzgesetzes?
Wenn ja, haben Sie oder Beamte Ihres Ministeriums bereits entsprechende
Anzeigen erstattet?
5.) Wo besteht nach Ihren Informationen die Möglichkeit für betroffene Personen
Auskünfte darüber zu erhalten, welche Daten über sie verwendet wurden, woher
die Daten stammen, wozu sie verwendet werden und an wen sie übermittelt
werden?
6.) Wo besteht nach Ihren Informationen die Möglichkeit für betroffene Personen
unrichtige Daten richtig zu stellen?
7.) Werden bei der Wiener SPÖ, insbesondere im "Spitzelbüro“ auch sog. „sensible
Daten“ gesammelt?
Wenn ja, welche?
8.) Gibt es nach Ihren Informationen eine inhaltliche Zusammenarbeit zwischen dem
"Spitzelbüro“ und dem sog. „Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes (DÖW)“, das sich als "Privat - Stasi - Organisation“ betätigt, bzw.
können Sie eine solche Zusammenarbeit ausschließen?