1772/J XXI.GP

Eingelangt am: 18. 01. 2001

 

                                                ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Mag. Ulli Sima und GenossInnen

an das Bundesministerium für Land - und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Futtermittel - Kontrollen

 

Die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer gilt als Auslöser der Rinderkrankheit BSE,

die beim Menschen die tödliche Krankheit Creutzfeld - Jakob hervorrufen kann. Die EU -

Kommission hat nach Auftreten zahlreicher BSE - Fälle in Frankreich und Deutschland am 4.

Dezember 2000 ein - auf sechs Monate begrenztes generelles Tiermehlfütterungsverbot

erteilt. Ein Fütterungsverbot für Rinder ist bereits seit Jahren in Kraft. Doch in Deutschland

werden permanent neue Fälle bekannt, wonach trotz Verbot Spuren von Tiermehl in auch in

Rinder - Futtermitteln gefunden werden. Auch in Österreich scheint die Verfütterung von

Tiermehl trotz Verbots auch in den letzten Jahren in Spuren passiert zu sein. Grund dafür ist

die Vermischung der Produktionswege bei Futtermittel - Herstellern, denn der Einsatz von

Tiermehl war bis Ende des Jahres 2000 noch für Schweine und Geflügelfutter erlaubt. Dabei

ist unbestritten, dass bereits geringe Mengen an infiziertem Material ausreichen können, um

BSE auszulösen. Die Kontrollen bei Futtermitteln müssten angesichts dieser erschreckenden

Tatsachen erhöht werden. In Österreich hingegen wurde die Zahl Futtermittel - Kontrollen

innerhalb eines Jahres drastisch reduziert. Und dies zu einem Zeitpunkt, als der erste

Höhepunkt der BSE - Krise von 1996 kaum ausgeklungen war.

Das BSE - Problem ist noch nicht gelöst, da droht bereits das nächste: Der Ersatz des

mittlerweile verbotenen Tiermehls durch gentechnisch - verändertes Soja. Dieses ist seit 1996

in der EU zugelassen und wird aus den USA auch nach Österreich importiert. Der Grossteil

wird im Futtermittelbereich eingesetzt, wo es keinerlei Kennzeichnungsbestimmungen gibt.

Für die von der EU für Herbst 2000 nach jahrelangem Warten in Aussicht gestellte „Novel -

Feed -Verordnung“ liegt bis heute nicht einmal ein Entwurf vor. Eine österreichische nationale

Regelung für eine Futtermittel - Kennzeichnung ist mehr als überfällig.

Außerdem sind bis heute EU - weit noch vier Antibiotika als Leistungsförderer im

Futtermittelbereich zugelassen. Das bedeutet, dass diese Antibiotika den Futtermitteln

lediglich zur Leistungsförderung zugesetzt werden, ohne jede medizinische Notwendigkeit.

Auch hier scheint ein Verbot des Einsatzes von Antibiotika als Leistungsförderer mehr als

überfällig.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Land - und

Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende

 

                                               Anfrage:

 

1)    Wieviele Futtermittelproben wurden in den Jahren 1998/1999/2000 gezogen und

       untersucht?

 

2)    Wieviele Rinderfuttermittel - Proben wurden in den Jahren 1998/1999/2000 gezogen

       und untersucht?

3)    Wurde dabei auch auf die Verunreinigung von Rinderfutter durch Tiermehl getestet?

 

4)    Wenn nein, warum nicht?

 

5)     Wieviele derartige Untersuchungen wurden auf Tiermehl - Bestandteile in Rinderfutter

         in diesen Jahren durchgeführt?

 

6)    Mit welchem Ergebnis? Wie viele der Proben waren in den Jahren 1998, 1999 und

       2000 positiv, d. h. enthielten Spuren von Tiermehl?

 

7)    Wie hoch (in %) war der Tiermehl - Gehalt der Proben?

 

8)    Sind die Ergebnisse dieser Untersuchungen der Öffentlichkeit zugänglich?

 

9)    Falls nein, warum nicht?

 

10)  Falls ja, in welcher Form?

 

11)  Falls es positive Proben gab - Welche Konsequenzen haben Sie als zuständiger

       Minister daraus gezogen?

 

12)  Falls es positive Proben gab - um welche Futtermittel - Hersteller handelt es sich dabei?

 

13)  Mit welchem Straf - Ausmass müssen Futtermittel - Hersteller rechnen, die

        illegalerweise Tiermehl in Rinderfutter verarbeiten?

 

14)  Wie hoch waren die tatsächlich verhängten Strafen für die Futtermittelhersteller, deren

       Produkte Tiermehl enthielten?

 

15)  Welche Massnahmen wurden von Ihnen gesetzt, um die Verwendung von Tiermehl

       bei der Rinder - Fütterung zu vermeiden?

 

16)  Halten Sie die Anzahl der Untersuchungen auf Tiermehl - Bestandteile für ausreichend?

 

17)  Haben Sie angesichts der Situation in Deutschland (63% der Futtermittelproben in

       Bayern enthielten Tiermehl) vor, eine „Aktion scharf“ bei der Untersuchung von

       Futtermittel auf Tiermehl - Kontamination durchzuführen?

 

18)  Wenn nein, warum nicht?

 

19)  Können Sie ausschließen, daß trotz des Verbots der Verwendung von Tiermehl als

       Rinderfutter in Österreich in den letzten Jahren nicht trotzdem Tiermehl an Rinder

       verfüttert wurde?

 

20)  Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

 

21)  Halten Sie den EU - Toleranzwert für Tiermehl in Rinderfutter von 0,5% für

       gerechtfertigt?

 

22)  Auf welcher wissenschaftlichen Erkenntnis beruht er?

23)  Halten Sie es für problematisch wenn jahrelang im Rinderfutter - trotz Verbots,

        bedingt durch die Futtermittelproduktion - Spuren von Tiermehl enthalten waren?

 

24)  Warum haben Sie als zuständiger Minister nicht sofort ein generelles Tiermehl - Verbot

        verhängt, um auch die Spuren von Tiermehl im Rinderfutter zu eliminieren?

 

25)  Warum wurden die Stichproben für Futtermittelkontrollen zwischen 1998 und 1999

        reduziert?

 

26)   Wollen Sie die personellen Resourcen für die Futtermittel - Untersuchungen auf

        Tiermehl im Jahr 2001 erhöhen?

 

27)   Wurden von Ihrem Ressort neben den Futtermittel - Herstellern auch Futtermittel in

         bäuerlichen Betrieben in den Jahren 1998, 1999 und 2000 kontrolliert?

 

28)   Wenn ja, wieviele (nach Jahren aufgeschlüsselt) ?

 

29)   Wurden bei diesen Kontrollen Tiermehl in den Futtermitteln für Rinder gefunden?

 

30)  Wenn ja, in welcher Höhe?

 

31)  Stimmt es, daß bis zum Ende des Jahres 2000 Tiermehl frei erhältlich und damit für

        jedermann zugänglich war?

 

32)  Wieviele Futtermittel - Untersuchungen wurden in den Jahren 1999 und 2000 auf

        gentechnisch - verändertes Soja durchgeführt?

 

33)  Halten Sie die Anzahl der Untersuchungen auf gentechnisch verändertes Soja für

        ausreichend?

 

34)  Werden die Untersuchungen auf Gen - Soja angesichts des künftig erhöhten Einsatzes

        von Soja nach dem Tiermehl - Verbot künftig verstärkt?

 

35)  Wieviele Proben waren bei den Proben zwischen 1999 und 2000 positiv, d. h.

       enthielten gentechnisch verändertes Soja (bitte pro Jahr aufschlüsseln)?

 

36)  Falls in den Futtermittel - Proben Gen - Soja gefunden wurde: Um welche Futtermittel -

        Marken handelt es sich dabei?

 

37)  Sind diese Untersuchungsergebnisse für die Öffentlichkeit zugänglich?

 

38)  Falls nicht, warum nicht?

 

39)  Falls ja, in welcher Form?

 

40)  Halten Sie es als zuständiger Minister nicht für Ihre Pflicht, die Landwirte darüber zu

        informieren, in welchen Futtermitteln gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten

        sind?

41)  Wieviele Tonnen von Soja wurde im genannten Zeitraum nach Österreich importiert,

        wieviel davon war gentechnisch verändertes Soja?

 

42)  Welche Massnahmen werden von Ihnen gesetzt, um die Verunreinigung von

        Futtermitteln durch gentechnisch verändertes Soja zu vermeiden?

 

43)  Gentechnisch verändertes Soja ist seit 1996 in der Eu zugelassen, eine Kennzeichnung

        fehlt nach wie vor. Warum gibt es keine nationale Bestimmung für der

        Kennzeichnung gentechnisch - veränderter Futtermitteln, bis es zu einer EU - weiten

        Regelung kommt?

 

44)  Für wann erwarten Sie die ,,Novel - Feed - Verordnung“?

 

45)  Wurde von ihrem Ressort auch die Verwendung von illegalen Antibiotika in der

       Landwirtschaft kontrolliert?

 

46)  Wenn ja, wie genau?

 

47)  Wieviele Untersuchungen fanden statt?

 

48)  Halten Sie den Einsatz von Antibiotika als Leistungsförderer für gerechtfertigt?

 

49)  Haben Sie vor, auf EU - Ebene eine Initiative zum sofortigen Verbots sämtlicher

       Antibiotika als Leistungsförderer zu starten?

 

50)  Wenn nein, warum nicht?