1859/J XXI.GP

Eingelangt am: 2.1.2001

 

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Cap, Dr. Wittmann

und Genossen

an den Bundeskanzler

betreffend die Umstrukturierung in der Kunstsektion

 

Zeitungsberichten zufolge wurde von Staatssekretär Morak eine Umstrukturierung der

Kunstsektion in die Wege geleitet. Berichtet wird über eine Auflösung der Abteilung II/4 für

Film und Medienkunst und der Abteilung II/6 für Kinder -  und Jugendliteratur. Beide

Abteilungen wurden von erfahrenen, fachlich äußerst kompetenten Beamten geleitet, die

allerdings parteipolitisch keiner der beiden Regierungsparteien angehören. Sie wurden über

das Vorhaben des Staatssekretärs offenbar kurzfristig und ohne Angabe inhaltlicher Gründe in

Kenntnis gesetzt.

 

Die Abteilung „Film -  und Medienkunst“ fördert den Avantgarde - , den Experimentalfilm, den

künstlerisch gestalteten Dokumentarfilm und innovative Projekte aus dem Nachwuchsbereich.

In ihre Zuständigkeit fällt auch die Förderung von Einrichtungen wie „Public Netbase“ (dem

im Museumsquartier angesiedelten Institut für neue Kulturtechnologien, das den

Regierungsfraktionen aufgrund der kritischen Haltung gegenüber der Regierung schon länger

ein Dorn im Auge ist) und der ,,Diagonale“ (die im letzten Jahr eine Filmreihe mit dem

symbolträchtigen Titel „Die Kunst der Stunde ist Widerstand“ präsentierte). Einem Bericht

der Zeitschrift „Falter“ (Nr. 4/01) ist zu entnehmen, daß die bisherige Abteilung für Film -  und

Medienkunst in die Abteilung für künstlerische Fotografie und internationale

Filmangelegenheiten eingegliedert werden soll, die von einem ÖVP - nahen Beamten geleitet

wird. Die Abteilung für Kinder -  und Jugendbuchliteratur soll Teil der Literaturabteilung

werden, deren Leitung nach der Pensionierung des ehemaligen Abteilungsleiters neu zu

besetzen ist. Zusätzlich soll in der Kunstsektion eine eigene Budgetabteilung eingerichtet

werden (das Budget wurde bisher von der Literaturabteilung abgewickelt), die von einem

Mitarbeiter Franz Moraks geleitet werden soll.

 

Da eine Abberufung von erwiesenermaßen erfahrenen und kompetenten Abteilungsleitern, die

ohne Angabe inhaltlicher Gründe erfolgt, einzigartig in der Geschichte des BKA ist und

Staatssekretär Morak bislang nicht bereit war, zu dieser offenbar politisch und parteipolitisch

motivierten Umstrukturierung Stellung zu nehmen, richten die unterzeichneten Abgeordneten

an den Bundeskanzler nachstehende

Anfrage:

 

1. Welche Gründe gibt es für die Abberufung der beiden Abteilungsleiter?

 

2. Werden im Zuge der Umstrukturierung der Kunstsektion Planstellen eingespart?

    Wenn ja, welche und wie viele?

 

3. Sind weitere Umstrukturierungen in der Kunstsektion geplant? Wenn ja, welche?

 

4. Wie haben die Kulturschaffenden in den Bereichen Film, Medienkunst und Literatur

    auf die Berichte über die Umstrukturierung in der Kunstsektion reagiert?

 

5. Gab es positive Stellungnahmen? Wenn ja, welche?

 

6. Ist es zutreffend, daß durch die Umstrukturierung in der Kunstsektion

     Schlüsselpositionen mit Beamten besetzt werden sollen, die der ÖVP nahe stehen?

 

7. Wird es für die Besetzung der Abteilungen Film, Literatur und Budget eine

     öffentliche Ausschreibung geben?

 

8. Können Sie sicherstellen, daß bei einer etwaigen Ausschreibung für die Bereiche

    Film, Literatur und Budget eine möglichst breite, fachliche Qualifikation gefordert

    wird?

 

9. Sind Sie der Meinung, daß eine hohe Akzeptanz in der jeweiligen Kunstszene

    Voraussetzung für die Besetzung des jeweiligen Abteilungsleiterpostens sein sollte?

 

10. Können Sie ausschließen, daß Mitarbeiter des Büros von Staatssekretär Morak bereits

       über die Übernahme von Abteilungen sprechen?

 

11. Wie können Sie dennoch ein objektiviertes Ausschreibungsverfahren garantieren?

 

12. Stimmt es, daß es im Bereich der Kunstsektion zu Versetzungen kommt, die ohne

       Einverständnis der jeweiligen Mitarbeiter erfolgen?

 

13. Viele Filmschaffende, darunter der Verband der Filmregisseure Österreichs, haben

       sich vehement gegen die Zusammenlegung der sogenannten „kleinen

       Filmförderung“, die auf die Förderung von Kurz - , Avantegarde -  und

       Experimentalfilmen und auf die Nachwuchsförderung spezialisiert war, mit der

      sogenannten „großen“ Filmförderung ausgesprochen. Welche inhaltlichen Gründe

      sprechen aus Ihrer Sicht dennoch für eine Zusammenlegung?

 

14. Auch im Bereich der Literatur gibt es Kritik an der Zusammenlegung der Kinder -

      und Jugendbuchliteratur mit der Literaturabteilung. Welche inhaltlichen Gründe

      sprechen aus Ihrer Sicht dennoch für die Zusammenlegung?

 

15. Stimmt es, daß durch diese politisch und parteipolitisch motivierten

      Umstrukturierung in der Kunstsektion die Tätigkeit des zuständigen Sektionsleiters

      stärker kontrolliert werden soll?