1891/J XXI.GP

Eingelangt am:

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Helmut Dietachmayr

und Genossen

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

befreffend Finanzprobleme der Rettungsorganisationen

 

Dem flächendeckenden Rettungs - und Krankentransportsystem droht der Finanz -

Kollaps. Länder, Gemeinden und Gebietskrankenkassen finanzieren (über die

Sozialversicherung) das Rettungswesen. Laut den Aussagen von Rot - Kreuz -

Präsident Fredy Mayer betragen die Außenstände der Dienste schon über 300

Millionen Schilling. Die Situation ist so dramatisch, dass die Rettungsorganisationen

über Spendengelder, Mitgliedsbeiträge, Flohmärkte und Feste den Rettungsdienst

mitfinanzieren müssen.

 

Das Rote Kreuz übernahm im Vorjahr bundesweit 80 Prozent der Rettungs - und

Krankenfahrten. 2,2 Millionen Patienten wurden transportiert. Die Kosten dafür

beliefen sich auf drei Milliarden Schilling. Hochgerechnet auf das Bundesgebiet

wurden 10 Prozent der Leistungen von den Kostenträgern nicht refundiert.

Gemeinden, Länder und Gebietskrankenkassen schulden den Diensten bis jetzt ca.

300 Millionen Schilling. 47 der 143 in Österreich verteilten Rot  - Kreuz Bezirksstellen

hätten von den Kostenträgern noch Geld zu bekommen. Für kleinere

Rettungsdienste wie den Arbeitersamariterbund (ASB), die Johanniter oder die

Malteser kann die Säumigkeit der Financiers den Ruin bedeuten.

Am 3. Jänner meldete die ASB-Ortsstelle Orth/Donau in Niederösterreich Konkurs

an. Weitere Schließungen sind möglich.

 

Konkret geht es um die „Deckelung“ der Transporte. Ist die von den

Gebietskrankenkasse (GKK) vorgegebene Zahl erreicht, gibt es kein Geld mehr. Da

die Dienste kranke und verletzte Menschen nicht ignorieren können, finanzieren sie

ab Oktober eines Jahres die Fahrten selbst.

 

Die von Rot - Kreuz - Chef Mayer angekündigte Direktverrechnung mit Patienten würde

einen enormen Bürokratieaufwand für Patienten, Rettungsdienste und

Gebietskrankenkassen bringen. Der Patient müsste einen Rettungsdienst oder ein

Taxiunternehmen das auch Ambulanzfahrten anbietet verständigen und erhält für die

Fahrt eine Rechnung. Mit der bezahlten Rechnung kann er sich dann an die Kasse

wenden und erhält 2,45 Schilling pro Kilometer rückvergütet. Für das Rote Kreuz

fallen pro Kilometer Rettungs - und Krankentransport im Schnitt 39 Schilling

(Personal -, Fahrzeug -, Benzin -, Wartungs - und Ausbildungskosten) an!

(Kurier, 28.01.2001)

 

Auch Zivildiener klagen über das Zahlungschaos. Die Pauschale und das

Essensgeld würden oft zu spät ausgezahlt, die Zivis müssten Schulden machen. Ein

Beispiel ist die Höhe des Essengeldes. Die Einrichtungen müssen eine

angemessene Verpflegung bereitstellen. Der Gesetzgeber hat es aber unterlassen,

dieses Wort „angemessen“ näher zu definieren. Das führt dazu, dass es

Tagesverpflegungssätze zwischen 43 und 170 Schilling gibt!

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den

Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen nachstehende

 

ANFRAGE

 

1. Was werden Sie unternehmen, um die Finanzprobleme der

    Rettungsorganisationen zu beseitigen?

 

2. Was sind Ihrer Meinung nach die Ursachen für die Finanzprobleme der

    Rettungsorganisationen?

 

3. Werden Sie veranlassen1 dass den Rettungsdiensten die Außenstände von ca.

    300 Millionen Schilling ersetzt werden, um weitere Schließungen von

    Rettungsortsstellen zu verhindern? Falls nein, warum nicht?

 

4. Halten Sie es für vertretbar, dass den Rettungsorganisationen ca. 10 Prozent

    ihrer Leistungen von den Kostenträgem nicht refundiert werden und diese auf

    Spendengelder angewiesen sind um ihre Dienste aufrechterhalten zu können?

    Falls ja, warum?

    Falls nein, welche konkreten Schritte werden Sie dagegen unternehmen?

 

5. Soll die sogenannte „Deckelung“ der Transporte aufrechterhalten bleiben?

    Falls ja, warum?

 

6. Sind Sie dafür, dass die Rettungsorganisationen ihre Finanzprobleme über eine

    Direktverrechnung mit den Patienten in Griff bekommen? Falls nein, welche

    andere Möglichkeiten können Sie den Rettungsorganisationen anbieten?

 

7. Was werden Sie unternehmen, damit die Ambulanzfahrten stärker von billigeren

    Taxiunternehmen wahrgenommen werden?

 

8. Werden Sie dafür eintreten, dass die Rettungsorganisationen in Zukunft für ihre

    Transporte mehr Geld bekommen? Falls nein, warum nicht?

 

9. Werden Sie gemeinsam mit Ihrem Amtskollegen Strasser auf die

    Zivildiensteinrichtungen einwirken, damit das Zahlungschaos ( wie z.B: beim

    Essengeld) bei den Zivildienern abgestellt wird?

    Falls ja, auf welche Art und Weise?