1905/J XXI.GP

Eingelangt am: 15. 02. 2001

 

                                               ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

betreffend Tierarzneimittel

 

 

Seit Jahren weisen verschiedene ExpertInnen auf die negativen

Begleiterscheinungen der Massentierhaltung hin. Nur mit Hilfe intensiver Hormon -

und Antibiotika - Behandlung ist diese Form der Tierzucht überhaupt möglich. So

umfassen bereits Futtermittel entsprechend der gleichlautenden Verordnung 2000

regulär diverse Kokzidanzien und Antibiotika. Seit Jahren decken vermutlich an die

tausend Landwirte (Kurier 7.2.2001) ihren Bedarf an Tierarzneimitteln illegal aus

Billig - Quellen der sogenannten ‚Autobahntierärzte“. Nach einer Studie von Dr Klaus

Rhomberg, der sich auf eine deutsche Studie stützt, sterben in der BRD jährlich

40.000 Menschen an resistenten Keimen, wovon ein relevanter Teil bei Tieren

resistent wurden. Das gesundheitsgefährdende Potential von Tierarzneimittel (TAM)

ist in der Forschung unbestritten. Trotzdem wird ihr legaler und illegaler Einsatz in

Österreich laut einem Kontrollbericht der EU - Generaldirektion in höchst

unzureichendem Ausmaß überwacht. Folgenschwere Mängel in der Fütterung und

massive Fehler bei der Haltung bis hin zur Tierquälerei wurden von den

veterinärmedizinischen Behörden toleriert und totgeschwiegen. Auch ministerielle

Kontrollberichte, die halbjährlich Der Kommission zu übermitteln sind, sollen

manipuliert worden sein.

 

Als Ursache dieser Missstände werden Kompetenzaufsplitterung und überlastete

Amtstierärzte angeführt. Dazu der Bericht der EU - Kommission: „Mehrere

Amtstierärzte in den Bezirken äußerten Beschwerden dahingehend, dass zur

Erfüllung aller geforderten Aufgaben und zur Durchführung der Kontrollbesuche in

angemessener Weise nicht genügend Personal zur Verfügung stehe.“ Selbst EU -

Kommissar Fischler spricht von „Schwächen in der Futtermittelkontrolle“.

 

Zu diesen eklatanten Missständen fügt sich noch eine von verschiedenen Kritikern

konstatierte mangelhafte Vorgangsweise bei Anzeigen und Strafverfolgungen.

Wiederholt wurde Anzeigen bei den zuständigen Behörden nicht im erforderlichen

Ausmaß nachgegangen. Als Bundesland mit dem höchsten Tierbestand und der

Grenznähe zu Bayern, ist Oberösterreich besonders betroffen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

                                              

 

                                               ANFRAGE:

 

1.    Aus welchen Gründen wurden nicht rechtzeitig Konsequenzen aus den von

       verschiedenen Tierärzten aufgezeigten Missständen und kriminellen

       Handlungen gezogen?

 

2.    Welche Maßnahmen werden Sie im Hinblick auf die „manipulierten Berichte“

       an die Kommission in Brüssel unternehmen?

 

3.    Wie stehen Sie zur Tatsache, dass die EU - Prüfer „Strafmaßnahmen gegen die

       österreichischen Behörden“ empfehlen? Welche sind konkret gemeint?

       Welche Konsequenzen werden Sie ziehen?

 

4.    Wann genau wurden die österreichischen Behörden von den Behörden

        Bayerns bzw dem deutschen Bundes - Landwirtschaftsministerium über

        konkrete Verdachtsfälle gegen deutsche Tierärzte und deren Arbeit in

        Österreich im Zusammenhang mit TAM informiert?

 

5.    Welcher konkrete schriftliche bzw mündliche Kontakt erfolgte zu welchem

       Zeitpunkt?

 

6.    Wann genau wurden nach diesen jeweiligen deutschen Informationen die

       oö. Behörden informiert?

 

7.    Zu welchem konkreten Datum ergingen dabei welche Informationen an wen?

 

8.    Welche konkreten Reaktionen erfolgten daraufhin zu welchem Datum von den

       oö. Behörden? Welche konkrete Konsequenzen wurden daraus gezogen?

 

9.    Laut einem Pressebericht (Kurier 4.2.2001) ist der Sonderbeauftragte der

       Bundesregierung für die Fleisch - Krise, Univ. Prof. Josef Leibetseder,

       Aufsichtsratsmitglied einer oberösterreichischen Pharmafirma, die chinesische

       Antibiotika vertreibt („OTC“)‘ deren Anwendung illegal ist. Erscheint ihnen die

       Doppelfunktion von Prof. Leibetseder nicht reichlich fragwürdig? Was Ihnen

       seine Aufsichtsratsfunktion bekannt?