1927/J XXI.GP

Eingelangt am:19.02.2001

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Mag. Christine Muttonen

und Genossen

an die Bundesministerin für Auswärtige Angelegenheiten

betreffend die Schließung des österreichischen Kulturinstituts in Paris und das Konzept der

Bundesregierung im Bereich der Auslandskulturpolitik

 

Im Zusammenenhang mit der österreichischen Auslandskulturpolitik gab es von Regierungsseite

in letzter Zeit widersprüchliche Signale.

 

Über die Medien wurde bekannt, daß seitens des BMAA die Schließung des österreichischen

Kulturinstituts in Paris geplant ist. Das am Boulevard des Invalides befindliche Gebäude soll

verkauft werden. BM Ferrero - Waldner begründete ihre Entscheidung mit Sparmaßnahmen.

Bei manchen Kulturinstituten seien Synergien möglich, da heutzutage die Kulturpolitik ganz

anders laufe als früher (APA0464, 22. Jänner 2001).

 

Derselben APA - Meldung ist, wie auch früheren Zeitungsmeldungen (etwa der „Presse“ vom

27. November 2000) zu entnehmen, daß Österreich die Einrichtung eines Kulturinstitutes in

der deutschen Hauptstadt Berlin plant, das im Juni gemeinsam mit der neuen Botschaft

eröfhiet werden soll. Einem Bericht des „Standard“ vom 26. Jänner d.J. ist im Gegensatz dazu

zu entnehmen, daß die Pläne für ein Kulturinstitut in Berlin nun doch nicht realisiert werden

sollen.

 

Neben dem von der Schließung betroffenen Kulturinstitut in Paris unterhält Österreich zur

Zeit Kulturinstitute in New York, London, Rom, Mailand, Zagreb, Budapest, Prag, Warschau,

Istanbul und Teheran. in New York wird zur Zeit der Neubau des, von Raimund Abraham

geplanten, österreichischen Kulturinstitutes finalisiert. Die Eröffnung ist für Herbst dieses

Jahres geplant. Im Gespräch war im letzten Jahr offenbar auch die Eröffnung eines

Kulturinstituts für den arabischen Raum, das in Kairo angesiedelt sein sollte ( „Die Presse“,

28. November 2000).

Im Zuge einer Pressekonferenz zu aktuellen Fragen der Auslandskulturpolitik arn 2. Februar

dieses Jahres berichtete Außenministerin Ferrero - Waldner, daß im Zuge der

,,Verwaltungsdurchforstung“ alle Kulturinstitute geprüft werden sollen. Ihr Ziel sei eine

Effizienzsteigerung. Die Sach -  und Personalkosten sollten zugunsten der operativen Mittel

reduziert werden. Die Kulturarbeit in Paris solle mit gleicher Intensität weitergeführt werden,

das Personal solle aber künftig im Gebäude der Botschaft arbeiten. Dadurch werde die

Möglichkeit geschaffen, daß operative Kulturbudget um eine halbe Million Schilling zu

erhöben. Für die Unterbringung der Bibliothek des Kulturinstitutes würden neue

Räumlichkeiten gesucht (APA04O1, 2. Februar 2001).

 

Da es schwer ist, ein stringentes Konzept für den Bereich der Auslandskulturpolitik zu

erkennen, richten die unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin für Auswärtige

Angelegenheiten nachstehende

 

Anfrage:

 

 

1. Welchen Stellenwert hat für Sie die Auslandskulturpolitik?

 

2. Gibt es für die Schließung des Kulturinstitutes in Paris neben den von Ihnen

    genannten Sparmaßnahmen auch andere Gründe? Wenn ja, welche?

 

3. Französische Intellektuelle haben in einem offenen Brief an den Bundespräsidenten und

    an die Bundesregierung appelliert, von der Schließung des Kulturinstituts Abstand zu

    nehmen. Die Schließung des Instituts und seiner Bibliothek würde geradezu wie ein

    anti europäisches Rückzugssignal wirken, meinten die Unterzeichner des Briefes (APA

    0328, 12. Februar 2001). War Ihnen bewußt, daß Ihre Entscheidung, daß Kulturinstitut

    in Paris zu schließen, auch so interpretiert werden könnte?

 

4. Werden Sie angesichts der im In - und Ausland geäußerten Kritik Ihre Entscheidung das

    Kulturinstitut in Paris zu schließen nochmals überdenken?

 

5. Wie hoch beziffern Sie die durch die Schließung des Kulturinstituts in Paris zu

    erzielenden Einsparungen?

6. Werden für die nun erforderliche Unterbringung der Bibliothek des Pariser

    Kulturinstitutes Kosten entstehen. Wenn ja, in welcher Höhe?

 

7. Steht die von Ihnen angekündigte Erhöhung des „operativen Kulturbudgets“ um eine

    halbe Million Schilling in einem angemessenen Verhältnis dazu?

 

8. Wird die Erhöhung des operativen Kulturbudgets um eine halbe Million Schilling auf

    Dauer erfolgen?

 

9. Wird die Erhöhung des operativen Kulturbudgets um eine halbe Million Schilling

    ausschließlich der Botschaft Paris für Kulturarbeit zugute kommen?

 

10. Wie viele Personen sind derzeit am Kulturinstitut in Paris beschäftigt?

 

11. Werden alle derzeit am Kulturinstitut Paris beschäftigten Personen an der

      österreichischen Botschaft in Paris beschäftigt werden?

 

12. Wie hoch sind derzeit die operativen Kulturbudgets der einzelnen Kulturinstitute?

 

13. In welchem Ausmaß ist im Zuge der von Ihnen geplanten ,,Effizienzsteigerung“ der

      Auslandskulturpolitik eine Erhöhung der operativen Kulturbudgets geplant?

 

14. Gibt es darüber hinausgehende Überlegungen das operationelle Budget für die

      Auslandskulturpolitik zu erhöhen? Wenn ja, welche?

 

15. ist an allen Standorten österreichischer Kulturinstitute, die gleichzeitig auch Standort

      österreichischer Botschaften sind, eine Schließung der Kulturinstitute und eine

      Eingliederung der Auslandskulturpolitik in die jeweilige Botschaft geplant?

 

16. Ist in Berlin die Errichtung eines österreichischen Kulturinstitutes geplant? Wenn ja, in

       welcher Form?

 

17. Ist in Kairo ein österreichisches Kulturinstitut geplant? Wenn ja, in welcher Form?

 

18. Ist an anderen Standorten die Errichtung österreichischer Kulturinstitute geplant?

19. In Ihrer Pressekonferenz haben Sie darauf hingewiesen, daß das Kosten/Nutzen

      Verhältnis zwischen Kulturinstituten und Kulturräten an österreichischen Botschaften

      evaluiert wurde. Wurde diese Analyse nur in quantitativer Hinsicht (z. b. hinsichtlich der

      Höhe der anfallenden Verwaltungskosten) durchgeführt oder wurde die Kulturarbeit

      auch in qualitativer Hinsicht evaluiert? Wenn ja, zu welchen Ergebnissen kam diese

      Evaluierung?

 

20. Gibt es Unterschiede in der Definition der Aufgabenstellung der österreichischen

      Kulturinstitute und der Aufgabenstellung von Kulturräten an österreichischen

      Botschaften?