1991/J XXI.GP

Eingelangt am: 27.2.2001

 

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Mag. Andrea Kuntzl, Parnigoni

und GenossInnen

an den Bundesminister für Inneres

betreffend Waffengewalt in Paarbeziehungen

 

 

Anlässlich der an der 38 - jährigen Mag. Maria D. in der Rektoratskanzlei der

Universität Wien verübten Gewalttat ist mit der Anfrage der erstunterzeichneten

Abgeordneten und GenossInnen vom 29. November 2000, 1603/J, an den

Bundesminister für Inneres die Frage ergangen, welche Maßnahmen er ergreifen

werde, um die große Anzahl von Schusswaffen in privater Hand zu verringern.

In seiner Beantwortung dieser Anfrage (1571/AB XXI. GP) hat der Bundesminister

für Inneres klar gemacht, dass er nicht gedenkt, etwas gegen die Waffengewalt in

der Familiensphäre zu unternehmen. Unter anderem ist er dafür eingetreten, „nicht

einen einzelnen Vorfall zum Anlass zu nehmen, sofort nach dem Gesetzgeber zu

rufen".

Die Annahme, dass es sich um einen einzelnen Vorfall handle, ist freilich ein

schwerwiegender Irrtum.

24. Dez. 2000, Sebersdorf(Stmk.): Ein 47 - jähriger Landwirt erschießt seine Freun -

                                                        din und begeht Selbstmord; Bewaffnung: zwei

                                                               Pistolen und eine Schrotflinte.

11. Jänner 2001, Graz - Eggenberg: Eine 25 - jährige Studentin und ihr Freund wer -

                                                               den vom Ex - Lebensgefährten der Frau (einem 33 -

                                                               jährigen Oststeirer) im Schlaf erschossen.

15. Jänner, Kärnten                             Mit zwei Pistolen und einem Pfefferspray bewaff -

                                                               net erwartet ein 36 - jähriger Mann seine Ex - Ehe -

                                                               frau vor deren Arbeitsstelle, einem Blumenmarkt

                                                               in Pischeldorf, zwingt sie, in ihr Auto einzu -

                                                               steigen, schlägt sie mehrmals, bedroht sie mit

                                                               dem Umbringen und entführt sie; am nächsten

                                                               Morgen erschießt er sich.

21. Jänner, Bad Mitterndorf (Stmk.): Ein Mann schießt seine Frau an und sich

                                                               selbst in den Kopf. Beide überleben schwer ver -

                                                               letzt.

22. Jänner, Linz.                                   Ein 50 - jähriger Pensionist lauert seiner Ex -

                                                               Ehefrau vor deren Wohnungstür auf; diese flieht

                                                               zur Nachbarin, dort schießt der Mann zwei Mal

                                                               auf sie und schießt sich dann selbst in die

                                                               Schläfe. Beide werden lebensgefährlich verletzt.

29. Jänner, Hollabrunn (NÖ).            Ein 26 - Jähriger schießt auf offener Straße mit

                                                               einer Neun - Millimeter - Pistole sechs Mal auf

                                                               seine (die Scheidung begehrende) Ehefrau, die im

                                                               Bauch getroffen wird, und flüchtet mit seinem

                                                               Pkw. Er wird am nächsten Tag im Wald nahe

                                                               seinem Heimatort Breitenwaida tot aufgefunden.

                                                               Er hatte sich erschossen.

 

Diese - naturgemäß in keiner Weise vollständige - Dokumentation der innerhalb

von etwas mehr als einem Monat von Männern an ,,ihren" Frauen oder Ex - Frauen

in Österreich begangenen Waffengewalt macht die dramatische Bedeutung der

Schusswaffen als Bestandteil der in privaten Beziehungen verübten Gewalt von

Männern an Frauen mehr als deutlich.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für

Inneres nachstehende

 

Anfrage:

 

1. Erscheint Ihnen diese Auflistung von Waffengewalt von Männern an ihren

    Partnerinnen oder Ex - Partnerinnen als ausreichend, um nun doch etwas zur

    Reduzierung der Waffengewalt im sozialen Nahraum zu unternehmen, oder

    erscheint Ihnen der Ruf nach dem Gesetzgeber noch verfrüht?

 

2. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die große Anzahl von

     Schusswaffen in privater Hand zu verringern?

 

3. Werden Sie insbesondere eine Änderung des § 22 Abs. 1 Waffengesetz in die

    Wege leiten, der wider besseres Wissen die Fiktion aufrecht erhält, dass die

    Absicht, sich in seiner Wohnung gegen Eindringlinge verteidigen zu wollen, den

    Besitz genehmigungspflichtiger Schusswaffen rechtfertige?

 

4. Werden Sie Initiativen mit dem Ziel setzen, dass es künftig als einziges

    waffenrechtliches Dokument nur mehr den Waffenpass gibt?

5. Werden Sie Initiativen setzen, damit es künftig für Personen, die eine

     Schusswaffe besitzen dürfen, eine verpflichtende Schulung im Umgang mit

     Waffen gibt (,,Waffenführerschein“)?

 

6. Werden Sie Initiativen dahingehend setzen, dass ein Waffenpass nur mehr

     solchen Personen bewilligt wird, die Schusswaffen im Zusammenhang mit einer

     beruflichen Tätigkeit benötigen?

 

7. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, damit es zu einer rückwirkenden

     Bedarfsprüfung und einer Überprüfung der Verlässlichkeit jener Personen kommt,

     die bereits ein waffenrechtliches Dokument besitzen?