2000/J XXI.GP
Eingelangt am:01.03.2001
der Abgeordneten Mag.a Barbara Prammer und GenossInnen
an den Bundesminister für Justiz
betreffend Abtreibungsklinik ,,Mairo“
In den letzten Wochen eskalierte in Wien die Auseinandersetzung zwischen Vertretern des
Vereins „Ja zum Leben“ und den Betreibern der Wiener Abtreibungsklinik namens ‚,Mairo“.
Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen, werden in einer Situation, in
der sie ohnehin schweren seelischen Belastungen ausgesetzt sind, beschimpft, verängstigt und
einem enormen Spießrutenlauf ausgesetzt. Die Parolen der militanten Abtreibungsgegner sind
z.B. ‚,Kindesverstümmler“, „du gehörst hinter Gitter“, „töte dein Kind nicht Mutter“ und
ähnliches.
Die Vertreter des Vereins „Ja zum Leben“ haben nun aufgrund ihrer massiven Vorgangsweise
und ihres Bedrohungsszenariums erreicht, dass die Eigentümerin jener Wohnung, in der sich
die Abtreibungsklinik befindet, die Wohnung an den Verein verkaufte. Nun wird die
Abtreibungsklinik mit Räumungs - und Ruhestörungsklagen überzogen. Diese Drohung ging
so weit, dass zwei Kontaktbeamte der Wiener Polizei sich um die Mitarbeiterinnen und
Patientinnen der Mairo -Klinik kümmern müssen.
Ein der Hauptproponenten des Vereins „Ja zum Leben", Dietmar Fischer, finanziert seine
Unternehmungen mittels Spendengeldern. Auch die Wohnung wurde mittels Spendengelder
gekauft. Er unterhält mehrere „Lebenszentren“ in Wien, Graz, Grießkirchen und Rankweil
und er stellt nach eigenen Angaben in seiner Vereinszeitung werdende Mütter ein, damit diese
dann Karenzgeld beziehen können. Nun ist der Verdacht des Betrugs an potentiellen
Spenderinnen aufgetaucht, da die von Fischer genannten 11 Millionen Schilling an
Spendengeldern kaum die Kosten decken können, die die Aktivitäten von Fischer
verursachen
Vertreten wird der Verein „Ja zum Leben“ durch die Rechtsanwaltskanzlei Böhmdorfer -
Gheneff. An dieser Kanzler war der jetzige Justizministers beteiligt und sein Name steht noch
immer der Rechtsanwaltskanzlei zur Verfügung. Durch die Aktivitäten der Rechtsanwältin
Huberta Gheneff, die auch deutlich zu verstehen gegeben hat, dass sie die inhaltliche
Ausrichtung des Vereines unterstützen kann, steht der Verdacht nahe, dass hier Rechtshilfe
gewährt wird, um die derzeitige
Gesetzeslage zu verändern.
Daher stellen die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister für Justiz folgende
Anfrage:
1. Wie stehen Sie dazu, dass die Rechtsanwaltskanzlei, die mit Ihrem Namen wirbt, sich
eindeutig jenseits der österreichischen Rechtsmeinung befindet?
2. Wie stehen Sie dazu, dass Frauen in einer so kritischen Situation drangsaliert und
eingeschüchtert werden und dass die Rechtsanwaltskanzlei, die noch immer mit Ihrem
Namen auftritt, die sogenannten Lebensschützer unterstützt und damit gegen Frauen in
dieser Situation arbeitet?
3. Wie stehen Sie als Justizminister insgesamt zu dieser Situation?
4. Wie gewährleisten Sie, dass sich die Kanzlei, die mit Ihrem Namen wirbt, in einer
Situation, in der Sie Justizminister sind, nicht weiterhin außerhalb der Rechtsmeinung
steht?
5. Glauben Sie nicht, dass eine Kanzlei, die mit dem Namen des Justizministers auftritt, eine
Vorbildfunktion ausüben muß, was beinhaltet, dass sie Klienten, die in kritischen politisch
gesellschaftlichen Bereichen agieren, nicht als Klienten annimmt?