2022/J XXI.GP
Eingelangt am: 01 03 2001
der Abgeordneten Helmut Dietachmayr, Mag. Barbara Prammer
und Genossinnen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Austria Tabak
Kürzlich konnte die Austria Tabak als börsenotiertes Unternehmen noch einmal ein
operatives Rekordergebnis vorlegen. Die Aktionäre - somit auch der Staat -
profitieren davon. Es wurde sogar eine Erhöhung der Dividende je Aktie von 2,10 auf
2,50 Euro vorgeschlagen. Bei der Produktivität liegt die AT mit jährlich 49 Mio. Stück
Zigaretten pro Mitarbeiter an der Spitze der börsenotierten europäischen
Tabakindustrie. In der Produktion ist die AT Marktführer in Österreich und Schweden,
im Großhandel Marktführer auch in Deutschland, Ungarn und Estland.
Auch die Einnahmen aus anderen Bereichen als dem Tabak - Geschäft, wie dem
Verkauf von Telefonwertkarten oder Vignetten steigen gewaltig und machen bereits
zirka 23 Prozent des Betriebsergebnisses aus.
Trotzdem ist der Startschuss für den Verkauf des 41,1 Prozent - Anteils der
Bundesholding ÖIAG gefallen. Anfang März wird die mit der Abwicklung betraute
Credit Suisse First Boston die Memoranden verschicken, mit denen sich AT den in
Frage kommenden potenziellen strategischen Partnern - darunter knapp zehn
Tabakkonzerne und weitere Finanzinvestoren - präsentiert. Bis Ende Juni soll der
neue Eigentümer feststehen. Binnen weiterer drei Monate wird mit einem
Barabfindungsangebot für die Aktionäre gerechnet. Dann ist für Austria Tabak für
immer Börseschluss (OÖN, 23.02.2001).
Es ist notwendig, dass die derzeitigen Lizenz - und Handelspartner auch unter einem
neuen Eigentümer erhalten bleiben, da die von Lizenzverträgen abhängige
Produktion der AT rund fünf Milliarden Stück Zigaretten jährlich beträgt, das ist rund
ein Sechstel der Gesamtproduktion.
Im Herbst soll bekanntgeben werden, welche der drei Zigarettenfabriken in
Österreich - Schwaz, Hamburg oder Linz - nächstes Jahr geschlossen wird.
Der Kaufpreis kann nicht allein Kriterium für die Auswahl des neuen Eigentümers
sein. Wichtig sind auch die strategischen Perspektiven. Es geht bei diesem Geschäft
um die Aufteilung der Märkte im Tabakbereich und darum, ob die Arbeitsplätze in
Österreich erhalten bleiben.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den
Bundesminister für Finanzen nachstehende
1. An welche konkreten Interessenten wird die Austria Tabak angeboten?
2. Warum soll die Austria Tabak von der Börse genommen werden und warum wird
das Unternehmen nicht über die Börse privatisiert, sobald der Kurs dafür günstig
ist?
3. Welche der drei in Österreich befindlichen Zigarettenfabriken wird geschlossen
und wie viele Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen?
4. Was wird mit den Mitarbeitern der von der Schließung betroffenen
Zigarettenfabrik geschehen?
5. Wie wird sich der Verkauf der Austria Tabak auf die Sicherheit der verbliebenen
Arbeitsplätze auswirken? Werden Sie vom neuen Eigentümer langfristige Arbeitsplatz -
und Standortgarantien einfordern?
Falls ja, wie sehen diese aus?
Falls nein, warum nicht?
6. Von welchen Kriterien werden Sie sich bei der Auswahl des neuen Eigentümers
leiten lassen? Werden Sie sich nur vom zu erzielenden Erlös leiten lassen oder
wird auch das konkrete Zukunftskonzept des neuen Eigentümers eine Rolle
spielen?
7. Welche langfristigen strategischen Perspektiven weisen die einzelnen
Interessenten für die Austria Tabak auf?
8. Werden die Interessenten mitentscheiden, welche Zigarettenfabrik geschlossen
wird?
Falls ja, welche Interessenten treten für die Schließung welches Standortes ein?
9. Welche Rolle wird die künftige Aufteilung der Märkte im Bereich der
Tabakindustrie auf die Auswahl des Käufers spielen?
10. Wie hoch waren die Gesamteinnahmen des Staates aus der Austria Tabak in den
letzten fünf Jahren?
11. Warum soll ein „goldenes Kalb“ - wie die Austria Tabak - welches regelmäßig
dem Staat Geld abliefert, verkauft werden?
12. Wie hoch sind die Einnahmen, die Sie sich vom Verkauf der Austria Tabak
erwarten?
13. Wie wird sich der Verkauf der Austria Tabak auf die Zigarettenpreise auswirken?