2033/J XXI.GP

Eingelangt am: 2. 3. 2001

 

                                                               ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Mag. Johann Maier, Stefan Prähauser, Rudolf Edlinger,

Otmar Brix, Dr. Kurt HeindI

nd Genossen

an den Bundesminister für Inneres

betreffend „Einbürgerung von Fußballern“

 

Die Erteilung der österreichischen Staatsbürgerschaft an den Torhüter Kazimierz

Sidorczuk von SK Puntigamer Sturm Graz am 13. Februar 2001 durch den

Ministerrat brachte verständlicherweise die Konkurrenz von Sturm zum Kochen.

,,Protektionsgeschichte und „Gleiches Recht für alle“ tönte es medial in den

darauffolgenden Tagen durch das Land. Darüber hinaus ist dies als klassische

Wettbewerbsverzerrung der nationalen Meisterschaft 2000/2001 zu sehen!

 

Tatsache bleibt jedoch, dass im Sommer vergangenen Jahres ein entsprechender

Einbürgerungsantrag von SV Wüstenrot Salzburg für den dortigen Torhüter und

ungarischen Staatsbürger Szabolcs Safar abgelehnt wurde. Sportliche Überlegungen

dürften bei der jetzigen Entscheidung für die Einbürgerung von Sidorczuk keine Rolle

gespielt haben. Während Safar bei Salzburg im abgelaufenen Herbst alle 22 Spiele

absolvierte und 1980 Minuten im Einsatz war, brachte es Sidorczuk bei Sturm gerade

mal auf 6 Einsätze und 540 Minuten. Häufig wird bei der Einbürgerung von Sportlern

der Begriff des „nationalen Interesse“ bemüht. Doch auch hier hätte Safar die

,,rotweißrote“ Nase vorne, da er - im Gegensatz zu Sidorczuk - noch nicht für sein

Heimatland in der Fußballnationalmannschaft gespielt hat, wäre er bei einer

Einbürgerung für Osterreich international spielberechtigt.

 

Ähnliche bedenkliche Fälle lassen sich nicht nur bei anderen Fußballvereinen finden,

sondern auch bei normalen Einbürgerungsverfahren. So wurde im März 2000 der

Einbürgerungsantrag eines kroatischen Staatsbürgers (17 Jahre in Österreich und

erfolgreicher Unternehmer und Arbeitgeber) mit der Begründung abgelehnt, dass er

der deutschen Sprache zu wenig mächtig ist.

 

Es stellt sich daher doch die Frage welche Grundlagen für diese

Einbürgerungsentscheidung durch den Ministerrat maßgebend waren.

Unbestreitbarer Hauptnutzer dieser Entscheidung ist der Verein SK Puntigamer

Sturm Graz, der sein „Ausländerproblem“ beim ÖFB so mit Hilfe des

Ministerratsbeschlusses elegant lösen konnte.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Inneres

nachstehende Anfrage:

 

1. Welche Gründe gab es für Sie und dem Ministerrat dem

    Einbürgerungsantrag für den damals polnischen Staatsbürger und Fußballer

    Kazimierz Sidorczuk stattzugeben?

2. Worin bestanden die „außerordentlichen Leistungen im besonderen

     Interesse der Republik“?

 

3. Wurde dieser Antrag vom ÖFB befürwortet?

 

4. Sehen auch Sie diese Entscheidung als Eingriff in die laufende

    Meisterschaft? Wenn nein, warum nicht?

 

5. Welche Gründe gab es, dem damaligen Einbürgerungsantrag im Sommer

    2000 für den ungarischen Fußballer Szabolcs Safar nicht stattzugeben?

 

6. Welche Kriterien gibt es, die erfüllt werden müssen damit ein (Berufs)Sportler

    zu einer Einbürgerung in Österreich kommt (ersuche um Darstellung im

    Wortlaut)?

 

7. Wodurch unterscheiden sich diese Kriterien von einem normalen

    Einbürgerungsverfahren?

 

8. Gab es eine Intervention des SK Puntigamer Sturm Graz bei Ihnen - als für

    das Ressort zuständiger Bundesminister - dass aus sportlichen und

    nationalen Gründen eine Einbürgerung von Kazimierz Sidorczuk notwendig

    ist?

9. Wenn ja, welche Gründe wurden angeführt?

 

10. Ist es richtig, dass der Klubobmann der FPÖ im Nationalrat Ing. Peter

      Westenthaler für die Einbürgerung von K. Sidorczuk interveniert hat?

 

11. Wenn nein, welche politische Funktionäre haben für die Einbürgerung von K.

      Sidorczuk interveniert?

 

12. Werden Sie nun auch bei einem neuen Einbürgerungsantrag Szabolcs Safar

      die österreichische Staatsbürgerschaft verleihen?

 

13. Werden Sie die bei der Einbürgerung von K. Sidorczuk angewandten

      Kriterien in Zukunft auch bei anderen Spielern anwenden?