2110/J XXI.GP
Eingelangt am: 12.03.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Gisela Wurm
und GenossInnen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Opernball - Demonstration
Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen bei der diesjährigen Opernball - Demonstration
ist es zu massiver Kritik am Vorgehen der Polizei gekommen. Schuldlose sollen geprügelt
und gedemütigt worden sein. In der APA - Meldung (APAO315) vom 6. März 2001 heißt es
u.a.: „Eine junge Frau, regelmäßige Teilnehmerin an den Donnerstag - Demonstrationen,
berichtete vor Journalisten, dass sie am Schwarzenbergplatz - Schauplatz der ersten
Eskalation - von einem Polizisten an einem Arm geschlagen und zu Boden gestoßen worden
sei, nachdem sie eher zufällig in das Geschehen geraten sei, beobachtet hätte, wie eine andere
Frau geprügelt wurde und „aufhören“ gerufen habe. „Ich sehe nicht ein, dass fünf oder sechs
Polizisten auf eine Frau einschlagen müssen“, sagte die Kundgebungsteilnehmerin.
Mag. Andreas K. bekam, wie er berichtete, überhaupt als völlig Ahnungsloser Polizeigewalt
zu spüren: Er hatte bis 22.15 Uhr gearbeitet, ging dann durch die Margaretenstraße und trat
auf dem Gehsteig in eine von einer Bank stammende zersplitterte Auslagenscheibe, als
plötzlich von hinten eine Gruppe Polizisten auf ihn zugelaufen kam und ihn anrempelte. Er sei
beschuldigt worden, die Scheibe zertrümmert zu haben, geschlagen und getreten worden. Er
sei später zur Polizei gegangen, dort sei bereits ein Akt über ihn aufgelegen, mit einer
Anzeige wegen Sachbeschädigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt, begangen um
21.50 Uhr an der Ecke Getreidemarkt - Mariahilfer Straße - zu einem Zeitpunkt, als er sich
nachweislich noch an seinem Arbeitsplatz aufhielt.
Ein anderer junger Mann berichtete vom Verlust seines 30 Zentimeter langen Zopfes,
nachdem man ihm Handschellen angelegt und geschlagen hatte. Zunächst habe die Polizei
versucht, ihm den Zopf auszureißen, dann sei er abgeschnitten worden, „ich glaube, mit einem
Messer“, berichtete der Demo -Teilnehmer. Anschließend sei er in einen Polizeiwagen
vertrachtet und mitgenommen worden.
Der Vater eines Demonstranten berichtete, dass sein Sohn - der keine Gegenwehr leistete -
mit Schlagstöcken am ganze Körper malträtiert und nach einem Schlag in die Hoden gefragt
worden sei: "Kannst net g'rad stehen? Bis leicht a Epileptiker?“. Er glaube an den Staat, der
Vertrauensgrundsatz sei jetzt aber gestört, sagte der Mann, der von Beruf Lehrer ist. Wenn er
Schüler nach Provokationen schlagen würde, zöge man ihn zur Verantwortung, einem
prügelnden Polizisten passiere jedoch nichts. Sein Sohn sei nach wie vor im Krankenstand.“
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Inneres
nachstehende
Anfrage:
1. Welche Bedeutung messen Sie den in der APA - Meldung vom 6.3.2001 geschilderten
Vorfällen zu?
2. Sehen Sie den Ruf der österreichischen Sicherheitsexekutive durch solche Vorfälle
gefährdet?
3. Wie viele Beschwerden betreffend verbaler oder körperlicher Attacken einzelner oder
mehrerer ExekutivbeamtInnen gegen Teilnehmer der Demonstration bzw. Personen,
die bloß zufällig an einen der Schauplätze des Geschehens geraten waren, sind Ihnen
im Zusammenhang mit der diesjährigen Opernball - Demonstration bekannt
geworden?
4. Welche Untersuchungen wurden auf Grund dieser Vorfälle eingeleitet?
5. Welche Untersuchungsergebnisse liegen vor?
6. Wie viele ExekutivbeamtInnen sind in diese Vorfälle verwickelt?
7. Sind die beschriebenen Vorfälle Gegenstand eines Verfahrens?
8. Was werden Sie unternehmen, damit in Zukunft eine derartige Verhaltensweise der
Exekutive verhindert wird?