2116/J XXI.GP

Eingelangt am: 12.03.2001

 

 

ANFRAGE

 

 

 

der Abgeordneten Dr. Grollitsch, Achatz, Mag. Hetzl und Kollegen

an den Bundesminister für Land - und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend umstrittene Begleitmaßnahmen zur Linderung der BSE - Krise

 

 

Die BSE - Krise hat, was bestimmte Auswüchse der landwirtschaftlichen Tierhaltung angeht,

nur die Spitze eines Eisberges aufgedeckt. Je tiefer man in die Problematik vordringt, umso

deutlicher zeigt sich eine sträfliche Fehlentwicklung, die Ausdruck einer völligen Mißachtung

jeglicher mitgeschöpflichen Würde ist. Die industrielle Massentierhaltung, die durch die EU -

Subventionspraxis gefördert wird, hat wesentlich dazu beigetragen, daß selbst tierquälerische

Zuchtpraktiken um der Gewinnmaximierung und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit willen

bis zur Perfidie perfektioniert worden sind. Die Verfütterung von Tiermehl etwa, das aus den

Kadaverresten anderer Tiere hergestellt wird, an Wiederkäuer ist nur ein Beispiel für eine

nicht bloß ethisch bedenkliche Denaturierung der Landwirtschaft.

 

Die nunmehr diskutierten europaweiten Begleitmaßnahmen zur Schadensbegrenzung, aber

auch die geplanten Ge - und Verbote zur dauerhaften Lösung des BSE - Problems sind zum Teil

ethisch bedenklich, volkswirtschaftlich umstritten und der ohnehin darniederliegenden öster -

reichischen Landwirtschaft kaum zumutbar. Während die europaweite Massenvernichtung

von gesunden Rindern und die Gewährung einer Frischvermarktungsprämie, die berüchtigte

,,Herodes - Prämie“ zur Vernichtung von Jungkälbern, diskutiert werden, dürfen weiterhin et -

wa 500.000 Rinder pro Jahr aus Oststaaten, in denen weder Tiermehlverfütterungsverbot noch

strenge hygienische Mindeststandards bestehen, problemlos importiert werden.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Land - und Forst -

wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft folgende

 

 

Anfrage

 

 

1.     Führen die unterschiedlichen Tierschutzbestimmungen in den einzelnen Bundesländern in

        der landwirtschaftlichen Tierzucht da oder dort zu die Tiere unterschiedlich belastenden

        Praktiken?

        Wenn ja, wo und in welchen Bereichen?

 

2.     Welchen Einfluß auf mögliche die Tiere unterschiedlich belastende Zuchtpraktiken haben

        Sie selbst ausgeübt oder werden Sie ausüben?

 

3.     In welchen Bereichen der landwirtschaftlichen Tierhaltung ist es weiterhin erlaubt, mit

        Eiweiß oder anderen Zusatzstoffen angereichertes Tiermehl zu verfüttern?

4.     Halten Sie es für ausreichend, das Verbot der Verfütterung mit Tiermehl nur auf Wieder -

        käuer zu beschränken?

        Wenn nein, werden Sie weiterführende Verbote befürworten?

 

5.     Werden Sie angesichts der angespannten Situation für ein Importverbot von Rindern aus

        Oststaaten oder zumindest für eine Verringerung der Importquote eintreten?

        Wenn ja, ab wann?

        Wenn nein, wie erklären Sie die Ungleichbehandlung gegenüber EU - Staaten angesichts

        des jüngst verhängten Importstopps von bundesdeutschem Rindfleisch?

 

6.     Was bedeuten die Vorschläge von EU - Agrarkommissär Dr. Franz Fischler betreffend die

        Vernichtung von Jungkälbem durch Gewährung einer Frischvermarktungsprämie, der be -

        rüchtigten "Herodes - Prämie" für Österreich?

 

7.     Werden Sie in Österreich von der Gewährung einer solchen Frischvermarktungsprämie

        absehen?

        Wenn nein, warum nicht?

 

8.     Was bedeutet die von Kommissär Fischler vorgeschlagene Kürzung der Mutterkuhprämi -

        en für die natürliche Kälberaufzucht ohne Milchaustauscher?

 

9.     Werden Sie Maßnahmen setzen, um die europaweit vorgesehene Massenvernichtung von

        gesunden Rindern zwecks ,,Marktbereinigung“ zu verhindern?

        Wenn ja, welche?

        Wenn nein, warum nicht?

 

10.   Sollte es wider Erwarten zu einer solchen Massenvernichtung von Rindern kommen und

        das anfallende Fleisch karitativen Organisationen zugeführt werden,

        a) wie würden Logistik und Finanzierung einer solchen Verteilung aussehen?

        b) welche Veränderungen auf das Preisgefüge hätte dies im In - und Ausland zur Folge?

 

11.   Wenn nach Dezimierung der europäischen Rinderzucht vermehrt Importe aus WTO -

        Staaten wie Brasilien, Argentinien, den USA usf. erfolgen, was bedeutet dies im Hinblick

        auf die Zunahme von Lebendtiertransporten?

 

12.   Ist angesichts der wechselseitigen Einfuhrverbote von Rindfleisch in den EU - Staaten mit

        einer Zunahme von Exporten in außereuropäische Länder zu rechnen?

        Wenn ja, werden diese als

        a) Lebendtiertransporte oder als

        b) Kühltransporte erfolgen?

 

13.   Ist es Ihrer Ansicht nach ethisch vertretbar, Lebendtiertransporte zu befürworten oder zu -

        zulassen?